Dokumenten-Management

KM differenziert betrachtet

18.02.2000
Zahlreiche Hersteller heften ihren Produkten das Siegel Knowledge-Management (KM) an, obwohl bislang noch keine Übereinstimmung darüber herrscht, was es letztlich leisten soll und was die entsprechenden Produkte dazu beitragen können. Ulrich Kampffmeyer beobachtet verschiedene KM-Ansätze, die zunehmend miteinander verschmelzen.

-KM aus Groupware- und Bürokommunikationsprodukten heraus:

Dabei handelt es sich um die Kombination von Informationen mit Datenbanken, Adressen, Terminen, Foren, Web-Publikation etc. Beispielsweise bietet Lotus mit seiner Knowledge-Management-Suite "Raven" ein Portal an, das Funktionen zur Erstellung und Verwaltung von Profilen über Benutzer und Interessengemeinschaften bereitstellt. Das Portal soll Anwendern helfen, Informationen zu suchen und zu finden sowie sämtliche Informationen zu verwalten, die zu einer Aufgabe, einer Arbeitsgruppe oder einem Projekt gehören. Dieses Portal lässt sich individuell konfigurieren und erweitern. Dennoch sind die Basis-Tools vom KM-Anspruch noch weit entfernt.

-KM aus Dokumenten-Management heraus:

Bei diesem Ansatz ist die Handhabung von strukturierten Daten und Dokumenten bereits eingespielt. Deren Kombination leistet eine Zusammenführung unterschiedlicher Informationen unter Einbeziehung von Workflow als notwendiger Prozesskomponente. Die Schwerpunkte sind unterschiedlich, wie Produkte von Filenet und PC Docs belegen. Es reicht allerdings nicht aus, auf Dokumenten-Management einfach das Label KM zu kleben.

-KM als Weiterführung von Management-Informations-Systemen (MIS):

MIS-Lösungen dienen heute bereits der Zusammenführung und Gewichtung von Informationen. Basis sind Data-Warehouse-, Document-Warehouse- und spezielle Selektions-Tools. So ergänzt Pilot seine Lösung um eine Archivierungskomponente. Dies erscheint mittelfristig sehr erfolgversprechend.

-KM in Enterprise-Portals:

Hier handelt es sich um einen Web-basierten Ansatz auf Basis individueller Profile. Sämtliche von einem Anwender benötigten Informationen werden zusammengeführt und sind unter einer einheitlichen Oberfläche an jedem Ort verfügbar. Beispiele hierfür sind Tibco/Inconcert oder IDS Enterprise Portal. Derzeit ist dies der Erfolg versprechendste Ansatz.

-KM über multimediale Datenbanken und Data Warehouses:

Datenbanksysteme werden um Dokumentenverwaltung und Workflow erweitert. Plattformen wie Oracle 8 stellen bereits heute die Basis für Web-Directories und Suchmaschinen dar.

-KM über automatische Klassifikation und Agenten:

Der Flaschenhals der Erfassung wird bei diesem Ansatz durch die automatischen Indizierungs- und Klassifikationssysteme ausgeglichen (SER, COI, IBM, Easy etc.). In Verbindung mit neuartigen Suchmaschinen und Agenten im Internet ergeben sich neue inhaltliche Erschließungsmethoden. Diese sind die Grundvoraussetzung für das Knowledge-Management.

-KM als Ausbau von ERP-Lösungen:

In ERP-Systemen wie Baan, SAP und auch vielen mittelständischen Lösungen sind bereits alle operativen Daten erschlossen. Durch die Verbindung mit schwach strukturierten Daten und Dokumenten ergibt sich eine Ausbaumöglichkeit auch zum Knowledge-Management. Hierzu werden die ERP-Lösungen um Workflow, Integration mit Groupware und Bürokommunikation sowie Internet-Plattform-Produkten ergänzt.

-KM als Wiederbelebung von Expertensystemen:

In den 80er und 90er Jahren waren wissensbasierte und Expertensysteme soft- und hardwaretechnisch stecken geblieben. Durch die neuen technologischen Möglichkeiten und die Anforderung der Erschließung von Wissen erfahren die Ansätze derzeit eine Renaissance.