Katalogdaten-Management bleibt Nadelöhr

05.12.2002
Von Christian Zillich
STUTTGART (COMPUTERWOCHE) - Vor allem bei Handelsunternehmen zählt die elektronische Beschaffung zu den wenigen E-Business-Bereichen, in die weiterhin investiert wird - trotz vieler Widrigkeiten und teilweise enttäuschender Projektverläufe. Ein Kongress in Stuttgart beleuchtete Probleme und Erfolge.

„E-Business ist im Gegensatz zum Neuen Markt sehr lebendig, auch wenn er sich mittlerweile anders entwickelt hat, als sich das die Protagonisten dieses Wettbüros vorgestellt haben.“ Mit diesen Worten eröffnete Hans-Jörg Bullinger, seit 1. Oktober Präsident der gesamten Fraunhofer Gesellschaft, die Stuttgarter E-Business-Tage 2002 des Fraunhofer-Instituts Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO). Der Institutsgründer und langjährige IAO-Leiter erteilte allen Schwanengesängen eine Absage. Allerdings sei auf Grund der schlechten Wirtschaftslage und schrumpfender IT-Budgets die Bereitschaft der Unternehmen, in E-Business-Anwendungen zu investieren, stark zurückgegangen, weil diese sich meist erst nach zwei Jahren produktivitätssteigernd auswirken.

Eines der wenigen Felder, wo es derzeit noch vergleichsweise einfach gelinge, den Controller zum Lächeln zu bringen, sei die elektronische Beschaffung. Die dort erreichbaren Einsparpotenziale würden sogar noch wachsen, da in den meisten Branchen die Fertigungstiefe abnehme, der Anteil zugekaufter Artikel also steige.

Als Erklärung für den mangelhaften Erfolg einzelner E-Procurement-Projekte strapazierte der Fraunhofer-Präsident „den ersten Hauptsatz der Datenverarbeitung: Mist rein - Mist raus“. Die Hoffnung, IT verbessere unsinnige Organisation und Prozesse, sei mehr als naiv. „Erst wenn die Geschäftsabläufe bereinigt und optimiert sind, lohnt die Einführung eines E-Procurement-Systems.“ Einen weiteren Hemmschuh machte Bullinger bei der Erstellung und Pflege von elektronischen Katalogdaten aus. „Wir stellen häufig fest, dass mittelständische Unternehmen schlichtweg nicht E-Business-fähig sind, weil sie die Daten nicht haben, die man in diesem Umfeld braucht“, so Bullinger.

Dass dies nicht so sein muss, belegten einige mittelständische Unternehmen, die E-Business bereits erfolgreich praktizieren. Peter Bielert, Leiter Unternehmensentwicklung bei F. Reyher Nachfg. GmbH & Co., wollte den Vorwurf Bullingers so nicht stehen lassen: „Oft sind es die Großen, die sich sehr langsam bewegen.“ Sein Unternehmen hat sich über die Jahre vom Schiffsausrüster zum technischen Großhändler mit einem Jahresumsatz von rund 124 Millionen Euro gewandelt.