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Karstadt löst sich von IT-Tochter

19.03.2004

Der Karstadt-Quelle-Konzern sucht einen Partner für seine IT-Tochter Itellium. Der Schritt kommt nicht überraschend: Der Handelsriese litt im vergangenen Jahr unter der Konsumflaute im Warenhaus- und Touristikgeschäft und kann die Erlöse aus einem Teilverkauf gut gebrauchen. Zudem war Itellium im Drittmarkt wenig erfolgreich.

Der Ausverkauf unter deutschen IT-Ausgründungen gewinnt an Fahrt. Kaum war die Thyssen-Krupp-Tochter Triaton an Hewlett-Packard (HP) verkauft, veröffentlichte der RAG-Konzern seine Pläne, die RAG Informatik abzustoßen. Mit weniger als einer Woche Zeitverzug kündigte der Karstadt-Quelle-Konzern nun Ähnliches an.

Itellium erzielte im letzten Jahr einen Umsatz von 297 Millionen Euro, 95 Prozent davon waren kaptive Einnahmen, wurden also mit der Mutter und mit Schwestergesellschaften gemacht. Das Produktportfolio umfasst zum Großteil Infrastrukturdienste für Client-Server- und Host-Umgebungen sowie ERP-Services. Itellium beschäftigt mehr als 1700 Mitarbeiter. Im letzten Jahr führte der interne IT-Dienstleister ein neues Warenwirtschaftssystem bei Karstadt-Quelle ein, die Integration der Töchter läuft derzeit noch.

Finanzanalysten schätzen den Itellium-Wert auf 300 Millionen Euro, das Verhältnis zwischen Verkaufspreis und Jahresumsatz beträgt damit ungefähr eins zu eins. Zum Vergleich: Beim Triaton-Verkauf belief sich das Verhältnis auf 0,92 zu eins. Triaton wurde für 340 Millionen Euro an HP verkauft und generierte zuletzt einen Jahresumsatz von 370 Millionen Euro, knapp 60 Prozent davon außerhalb des Mutterkonzerns.

Anders als Triaton und RAG Informatik soll Itellium nur teilweise verkauft werden. Die Muttergesellschaft sucht Partner, die sich an dem Konzern beteiligen – ein ungewöhnliches Konstrukt. Die meisten Anwenderunternehmen, die sich aus dem IT-Engagement zurückziehen wollen, entscheiden sich für das Outsourcing ihrer IT-Abteilung oder den Verkauf der IT-Tochter. Vielfach läuft beides auf das Gleiche hinaus, weil die wenigsten IT GmbHs über nennenswertes Drittmarktgeschäft verfügen. Die Outsourcing- beziehungsweise Übernahmeverhandlungen werden daher fast ausschließlich um den IT-Betrieb der Mutter geführt.

Mit Partnerschafts- oder Joint-Venture-Modellen haben die IT-Dienstleister in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht, weil die Entscheidungsstrukturen als träge gelten. IBM arbeitet bereits seit Jahren daran, die Zahl der Joint Ventures mit Anwenderunternehmen zu reduzieren. (jha)