Kolumne

Käufermarkt für Mittelständler

06.03.2006

Sämtliche Anbieter werden entweder in der eigenen Kirche predigen oder als Gläubige den jeweiligen Gottesdienst zelebrieren." Dieses Bonmot eines prominenten Branchenfunktionärs ist nicht nur zu gut, um es zu unterschlagen, es ist vor allem richtungsweisend.

Seit einigen Jahren nun versuchen die globalen Softwarehäuser, den Markt der mittleren und kleineren Unternehmen mit Business-Software für sich zu erobern - zwar mit wechselnden Strategien, aber nur mit durchwachsenem Erfolg. SAP, Oracle, IBM oder Microsoft können auf diesem Feld allesamt keine guten Resultate vorweisen. Im Gegenteil: SAP nimmt gerade mit einem neuen Verantwortlichen für das Mittelstandsgeschäft den fünften Anlauf (siehe Seite 12). Microsoft hat sich ebenfalls nicht mit Ruhm bekleckert. Die Akquisitionen von Great Plains und Navision haben das Unternehmen im Markt für Business-Software nicht so weit nach vorn gebracht, wie kalkuliert worden war. Wenn diese Unternehmen im Mittelstand vertreten sind, dann durch die Hilfe unabhängiger Softwarehäuser und Partner, die ihre Lösungen, Systemsoftware und Middleware an die kleineren Unternehmen bringen. Alle systematischen Versuche, die sie selbst unternommen haben, konnten sie bisher nicht erfolgreich abschließen.

Das dürfte sich ändern. Zwar nicht unbedingt, weil die globalen Player in ihrer Mittelstandsansprache kompetenter werden, sondern weil die mittleren und kleineren Unternehmen es sich nicht mehr leisten können, auf lokale Lösungen zu setzen, die mit den großen Architekturen nur bedingt zusammenarbeiten. Gleichzeitig gehen kleinere Software- und Systemhäuser dazu über, Leitarchitekturen zu folgen und Lösungen auf deren Basis anzubieten. Dabei müssen diese Architekturen nicht immer von den erwähnten globalen Playern stammen. Auch die kleineren Häuser merken, dass sie mit ihren geschlossenen Systemen in einer immer internationaleren Welt auf Dauer keinen Blumentopf mehr gewinnen können.

Führt das nun zu der von Analysten seit Jahren prophezeiten Konsolidierung des Marktes für Business-Software? Das muss nicht sein. Solange die Nachfrage wächst - und das wird über die nächsten Jahre hinweg der Fall sein -, bleibt genug Platz auch für kleinere und mittlere Systemhäuser. Wahrscheinlich aber nur, wenn sie die Sache mit den Kirchen und den Leitarchitekturen verinnerlichen.

Diese Kolumne finden Sie auch im Blog der computerwoche unter blog.computerwoche.de. Dort können Sie Ihre Meinung abgeben und sofort veröffentlichen. Wir freuen uns auf Ihre Kommentare.