Jobs direkt beim Lieferanten suchen

12.09.2002
Von Helga Ballauf
Autokunden erwarten mehr Fahrkomfort und Sicherheit. Damit wachsen die Aufgaben für Hightech-Spezialisten. Sie haben bei Fahrzeugherstellern und vor allem in der Zuliefererindustrie gute Jobchancen.

In der Automobilindustrie herrscht verhaltener Optimismus. Insbesondere das Auto als bewegliches Hightech-Wohnzimmer sorgt für gute Absatzzahlen. Die fortwährende Suche nach technologischen Neuerungen im Automobilbau kurbelt gleichzeitig die Innovationsmaschine in anderen Sparten wie Elektronik, Elektrotechnik und Telekommunikation an.

Die Beschäftigungsperspektive für Ingenieurnachwuchs im Automobilsektor sieht nicht schlecht aus, trotz der Einbrüche bei einzelnen Pkw-Herstellern und der anhaltenden Absatzschwierigkeiten im Nutzfahrzeugbau. VDA-Sprecher Karsten Eichner betont: "Die Chancen für qualifizierte Berufseinsteiger mit IT-Know-how sind derzeit bei den Zulieferern größer als bei den Autoproduzenten selbst." Das liegt hauptsächlich daran, dass die Neuerungen rund ums Auto immer seltener in den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen von VW, Daimler-Chrysler, Opel oder Audi entstehen.

Laut VDA tragen die Zulieferer heute bereits ein Drittel der Entwicklungskosten für das Automobil, im Jahr 2010 soll es sogar die Hälfte sein. Dabei haben andere innovative Ideen Priorität als noch vor etwa drei Jahren. Damals galt die Devise: Die Konzerne wandeln sich vom reinen Autoproduzenten zum Mobilitätsdienstleister. Mittlerweile steht das Auto als Ereignis im Mittelpunkt. BMW in München beispielsweise investiert zwar weiter in Stau- und Verkehrsforschung. Doch die zentralen FuE-Aktivitäten drehen sich darum, Komfort und Sicherheit für das Individuum am Steuer zu erhöhen.

"Die Informationstechnik unterstützt entsprechende Funktionen im Fahrzeug. Was früher hydraulisch oder mechanisch gesteuert wurde, läuft jetzt verstärkt elektronisch ab", so Unternehmenssprecherin Heike Müller. Qualifizierte Fachkräfte mit IT-Know-how sind gesuchte Leute bei den Autobauern. Langsamer und zäher als angenommen laufen dagegen die lückenlose Verknüpfung der kompletten Wertschöpfungskette in der Branche sowie der Einstieg ins E-Business.

Die Trendanalyse "Automobiler eWahn" des Beratungsunternehmens Cell Consulting ergab Anfang des Jahres: Der Schwerpunkt der derzeitigen E-Business-Aktivitäten von Zulieferern und Autoherstellern liegt auf der Beschaffungsseite. Es gibt mehrere automobilrelevante E-Marktplätze. Keiner konnte sich bislang durchsetzen, weil keine der virtuellen Handelsplattformen allen Anforderungen gerecht wird und die Firmen nach wie vor Sicherheitsbedenken haben.

Dennoch sagen Experten voraus, dass sich künftig niemand im Autogeschäft der elektronischen Leine wird entziehen können - von der Teile-Projektierung beim zuliefernden Ingenieurbüro bis zur Rechnungsstellung an den Endkunden im Großkonzern. Die Autoindustrie tut sich bei der Personalsuche wieder leichter. "Viele Hochschulabsolventen haben gemerkt, dass ein internationales Unternehmen mehr Sicherheit bieten kann als eines der New Economy", fasst Bosch-Sprecherin Claudia Arnold die Erfahrungen in der Branche zusammen.

Bei der Robert Bosch GmbH und beim Ingenieurdienstleister Bertrandt AG stehen jene Berufsgruppen hoch im Kurs, die etwas von Automobilelektronik verstehen. Die Aktiengesellschaft bietet außerdem Young Professionals gute Einstiegschancen, die Kenntnisse in Datenbankentwicklung, virtueller Produktentwicklung und Systemadministration mitbringen. Bosch-Sprecherin Arnold: "Ingenieure müssen unbekannte Probleme lösen und nicht nur bekannte Routinen praktizieren können." Oft bleibt die Auswahl dennoch schwierig, beobachtet BMW-Recruiterin Alexandra Karg: "Es gehen viel mehr Bewerbungen ein als früher; trotzdem passt eine Mehrzahl hiervon nicht auf die zu besetzenden Profile."

Die Nachfrage steigt laufend

Aus ihrer Sicht spielen mehrere Faktoren eine Rolle: Umschüler drängten auf den Markt, deren Qualifizierungsniveau nicht ausreiche, und gerade bei Technikern hapere es oft an der Sozialkompetenz. Außerdem verschicken viele Bewerber ihre Unterlagen ziemlich wahllos und lassen erkennen, dass sie kaum etwas über das Unternehmen wissen, bei dem sie arbeiten wollen. Das kommt schlecht an.