JMD - die Formel fuer Bulls Erfolg?

30.09.1994

Als Jean-Marie Descarpentries vor ziemlich genau einem Jahr den angeschlagenen Staatskonzern Bull uebernahm, war nicht nur den Angestellten klar, dass in die Chefetage ein Mann einziehen wuerde, der mehr ist als der beruehmte neue Besen, der gut kehrt. JMD, wie der Absolvent der Elite-Universitaet acole Polytechnique intern genannt wird, brueskierte gleich zu Beginn die Manager im Pariser Bull-Tower: Statt wie vorgesehen in die oberste Etage einzuziehen, quartierte er sich in einem Buero weit unterhalb des Dirigentenpults ein und sorgte damit fuer ein aufgeregtes Gewusel auf den Gaengen: Wer von den Hochgedienten wollte schon ueber JMD residieren?

Mit Louis Gerstner, dem IBM-CEO, verbindet ihn, dass beide ueber keine Erfahrungen im DV-Geschaeft verfuegen. Anders als der Amerikaner sparte JMD aber bei anderen Posten als den Personalkosten ein - von Massenentlassungen keine Rede. Nun kann der Franzose die ersten Fruechte seines Handelns ernten: Die Umsatzzahlen zeigen wieder nach oben, zwei Drittel auf dem Weg zum ausgeglichenen operationalen Ergebnis sind bewaeltigt. Dieses Jahr will man break-even, das kommende mit Gewinn abschliessen. Erst damit liesse sich JMDs eigentliche Aufgabe - die Privatisierung des Staatskonzerns - problemlos loesen.

Mit einer Reihe von Partnerschaften - juengst mit Tandem und Motorola - sichert sich Descarpentries zukunftstraechtige Technologien oder die Vermarktung der Bull-Produkte. Kostspielige Engagements in Maerkten, die JMD als nicht zweckmaessig ausgemacht hat, werden eingestellt, wie der Verkauf des US-Behoerdengeschaefts an Wang zeigt. Die geografische Kundenbasis ist bereits abgesteckt: je ein Drittel aus dem Stammland Frankreich, aus Europa und dem Rest der Welt, gegebenenfalls zusammen mit Partnern.