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Java: Sun wundert sich über IBMs Open-Source-Wünsche

03.03.2004

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Jonathan Schwartz, als Executive Vice President Herr über die Software von Sun Microsystems, hat sich verwundert über das Ansinnen von IBM geäußert, Java solle in ein Open-Source-Entwicklungsmodell überführt werden (Computerwoche.de berichtete). Big Blue ist seit geraumer Zeit der Ansicht, Sun halte mit dem Java Community Process (JCP) zu sehr den Daumen auf die Java-Weiterentwicklung. Sun sieht sich aber weiterhin auf dem richtigen Weg.

"Wir haben uns IBMs Forderung angesehen und unsere erste Frage war: Könnten Sie erklären, was das [Open-Sourcing von Java] bedeutet?", erklärte Schwartz bei einem Mediengespräch in San Francisco. Wichtigster Imperativ für Java sei und bleibe die Kompatibilität, so der Sun-Mann. Quelloffene Software erfahre oft eine Aufsplittung (Forking) in mehrere zueinander nicht mehr kompatible Zweige - so sei es etwa bei Linux. "Auf der Server-Seite hat sich Linux so aufgeteilt, dass in Nordamerika nur eine Distribution existiert, die von Bedeutung ist", erklärte Schwartz mit Anspielung auf Red Hat.

"Der Modus Operandi der Linux-Bewegung war es, Wahlmöglichkeiten zu schaffen" und das Forking zu fördern, sagte der Softwarechef. "In der Java-Welt hatten wir die gegenteilige Motivation, nämlich sicher zu stellen, dass die Kompatibilität der Plattform im Vordergrund stand." Ein weiteres Ziel sei die Differenzierung bei der Implementierung der Java-Technik.

Den Quellcode von Java könne jedermann einsehen. "Was sie nicht dürfen, ist etwas Java zu nennen, bevor es nicht die Kompatibilitätstests bestanden hat, in die wir und die Java-Community massiv investiert haben", so Schwartz. Diese Tests würden von Sun-Mitarbeitern verwaltet, die Tests könnten aber auch in Third-Party-Labors stattfinden.

IBM kämpft aus Sicht von Schwartz um Differenzierung. Sun indes habe bereits viele wichtige Techniken wie das Network File System (NFS) oder die Bürosuite Openoffice unter General Public License veröffentlicht; nicht so die IBM. Das Hauptproblem von Big Blue sei, dass von seiner Ankurbelung der Linux-Nachfrage vor allem Red Hat profitiere und nicht IBM selbst.

Auf die Frage, ob Sun sich mit IBM treffen wolle, um die Open-Source-Avancen zu diskutieren, erwiderte Schwartz nur, Sun treffe sich ständig mit IBM. (tc)