Security-Trends

IT-Sicherheit wird geschäftsfähig

27.03.2013
Von 


Simon Hülsbömer betreut als Senior Research Manager Studienprojekte in der Marktforschung von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE. Zuvor entwickelte er Executive-Weiterbildungen und war rund zehn Jahre lang als (leitender) Redakteur tätig. Hier zeichnete er u.a. für die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz verantwortlich.

(Mobile) Clients in Gefahr

Arne Ohlsen, Blue Coat, warnt vor neuen Gefahren aus dem Web.
Arne Ohlsen, Blue Coat, warnt vor neuen Gefahren aus dem Web.
Foto: Blue Coat Systems

Was die Gefahren auf der Client-Ebene angeht, gibt es zahlreiche neue Angriffsvektoren und teils altbekannte Einfallstore für Malware, um in die Unternehmensnetze einzudringen. Größtes Ärgernis stellen nach Auskunft von Arne Ohlsen, tätig beim Web-Sicherheitsspezialisten Blue Coat Systems, die Suchmaschinen dar. Mehr als ein Drittel aller bekannt gewordenen erfolgreichen Web-Attacken auf Unternehmen in den vergangenen Monaten begannen mit dem so genannten SEO-Poisoning: Kriminelle manipulieren die Suchergebnisse der großen Portale wie Google, Bing oder Yahoo, um so möglichst viele Besucher auf Schadcode-Seiten zu lotsen. Dabei gehe es laut Ohlsen gar nicht mehr nur um tagesaktuelle Suchtermini wie früher einmal, sondern um alltägliche Populärthemen wie Gartenbau oder Inneneinrichtung. Darüber hinaus werden beliebte Websites gehackt, um den Besuchern Drive-by-Downloads unterzuschieben - besonders im Fokus stehen hier auch IT-Informationsseiten, die privilegierte Zielgruppen wie Datenbank- oder Netzwerkadministratoren ansprechen.

Das so genannte "Malvertising", also das Platzieren gefälschter Werbeanzeigen auf beliebten Portalen, die beim Anklicken den Client infizieren und Schadcode, der über soziale Netze weitergegeben wird, stellen weitere Bedrohungen auf Client-Seite dar. Zu schlechter Letzt ist ein alter Bekannter zurück: "Die Spam-Mail ist wieder auf dem Vormarsch", stellt Ohlsen fest.

Symantec-Mobilexperte Stefan Wesche stellt einen enormen Anstieg von Android-Malware fest.
Symantec-Mobilexperte Stefan Wesche stellt einen enormen Anstieg von Android-Malware fest.
Foto: Symantec

Die Gefahren aus dem Web treffen auch die mobilen Plattformen mit Wucht - allen voran das offene System Android. Waren hier Anfang 2012 noch kaum mehr als einige Proof-of-Concepts im Umlauf, ist die wachsende "Trojanisierung" der App-Stores besonders im Google-Umfeld festzustellen. Von Anfang April bis Ende November habe sich die Zahl der Android-Schädlinge verzehnfacht, erläutert Symantec-Experte Stefan Wesche. Ohlsen unterstreicht: "Es gibt bereits acht uns bekannte dezidierte Malware Delivery Networks, die sich auf den mobilen Bereich spezialisiert haben und die nichts anderes tun, als Schädlinge über Android-Endgeräte zu distribuieren."

Fazit

Der über allem schwebende Security-Trend für das Jahr 2013 scheint klar: Es geht weg vom geräte- und systemzentrierten Sicherheitsansatz hin zu einer daten- und nutzerzentrierten Sichtweise. Wo welche Daten liegen, ist zweitrangig geworden - sieht man einmal von Compliance-Vorgaben und anderen Datenschutzgesetzen ab. Wichtig ist nunmehr, wie sich die Daten an sich schützen lassen - ob in der Cloud, auf dem Smartphone, auf der heimischen NAS, im virtualisierten Rechenzentrum oder auf dem Mainframe. Dass die Menge an Daten nicht gerade schrumpft, macht diese Idee zu einer umso größeren Aufgabe für Hersteller, Unternehmensanwender und jeden einzelnen Angestellten. Jeder von uns produziert heute so viele Daten wie noch nie, greift auf so viele fremderzeugte Daten wie noch nie zu. Datenanalyse führt zu Datenklassifizierung führt zu Datensicherheit und Datenschutz. Führt aber auch zu neuen Berufen wie Data Scientist, Data Analyst und Data Security Officer.

Die Perimetersicherheit mit den guten alten Firewalls, Virenscannern, Intrusion-Detection/Prevention-Systemen hat langsam, aber sicher ausgedient. Rudimentär wird sie zwar noch eine Zeit lang überleben - die große Geige spielen mittelfristig aber die Themen Verschlüsselung, Zugriffsschutz, Datenabflusskontrolle/DLP und Digitales Rechte-Management. Dahinter steckt auch eine Hoffnung, die Spezialisten schon lange hegen: IT-Security wird Commodity. Und das sollte im Interesse aller liegen.