IT-Jobs - was die Städte zu bieten haben

02.12.2005
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Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Ob Hamburg oder München, Köln oder Stuttgart: Wer hier zu Lande eine neue Stelle sucht, sollte nicht immer auf die großen Unternehmen schielen. Auch in den großen Städten schaffen Mittelständler und Dienstleister die meisten IT-Jobs.

Hamburg: Was von New Economy übrig blieb

Ende der 90er-Jahre war Hamburg das Mekka der Internet-Agenturen: Die unter jungen Web-Designern angesagten Kreativbüros hießen Razorfish, Popnet oder Kabel New Media, logierten in loftähnlichen Büros in der Speicherstadt und waren die Stars am Neuen Markt. Davon blieb nach dem Niedergang der New Economy wenig übrig. Sinner Schrader gehören zu den wenigen bekannten Hamburger Agenturen, die überlebt haben und noch Softwareentwickler suchen. Eine feste Größe ist auch der Internet-Provider AOL, der hier seine deutsche Niederlassung hat.

Derzeit gibt es in der Hansestadt rund 7000 IT-Unternehmen, die insgesamt 55 000 Mitarbeiter beschäftigen und etwa neun Milliarden Euro im Jahr umsetzen. Weitere 15 000 IT-Jobs finden sich in den IT-Abteilungen von Unternehmen und Institutionen, schätzt die Initiative hamburg@work. Neue Arbeitsplätze sollen vor allem die kleinen und mittelständischen Firmen schaffen. Nach einer Umfrage der Schickler Beratungsgruppe im Jahr 2004 will jeder zweite Mittelständler mehr Geld für die Informationstechnologie ausgeben und zumindest jeder fünfte auch mehr IT-Mitarbeiter einstellen. Von Januar bis Juli waren im Hamburger Raum über 5000 Stellen im IT-Bereich ausgeschrieben, womit Hamburg nur knapp hinter Hessen und Frankfurt am Main (6260 Stellen) liegt. Die Bandbreite der ausgeschriebenen Positionen ist groß: Sie reicht von diversen Praktika in den IT-Abteilungen von Anwenderunternehmen wie dem Versender Otto über Positionen für Softwareingenieure beim Kamerahersteller Olympus bis hin zu Jobs für Sicherheitsspezialisten bei Tchibo. Mit einer Arbeitslosenquote von etwa elf Prozent liegt Hamburg im oberen deutschen Mittelfeld, wobei in der IT im Sommer gut 1200 Menschen keinen Job hatten.

Köln/Bonn: IT-Dienstleister sollen Arbeitsmarkt in Schwung bringen

Egal ob Industrie, Handel oder Verkehr, alle Wirtschaftsbereiche zeigten sich im Frühjahrskonjunkturbericht der Industrie- und Handelskammer zu Köln mit der wirtschaftlichen Entwicklung unzufrieden und wollen zum Teil eher Stellen abbauen als neue Arbeitsplätze schaffen. Die IT-Dienstleister bilden, wie auch in anderen Regionen Deutschlands, eine positive Ausnahmen: Zufrieden mit ihrer Branchenkonjunktur, erwartet jede zweite Firma bessere Geschäfte, und jede fünfte will neue Mitarbeiter einstellen. Dienstleister und Berater, etwa Deloitte oder sd+m, suchen ebenso Verstärkung wie Mittelständler wie Pironet, die zum Beispiel Java/J2EE-Entwickler brauchen.

Im Großraum Köln/ Bonn sitzen mit der Deutschen Post, dem Chemie-Riesen Bayer, der West LB sowie dem Handelskonzern Metro zudem wichtige Anwenderunternehmen, die für ihre IT-Abteilungen entsprechende Spezialisten suchen - SAP-Wissen ist besonders gefragt. Mit Vodafone und Nokia sind im benachbarten Düsseldorf große Namen der Telekommunikation angesiedelt. Sie haben zwar nicht mehr den großen Personalbedarf wie noch vor einigen Jahren, stellen aber kontinuierlich auf niedrigerem Niveau ein. In Köln waren im Juli knapp 1400 IT-Fachleute ohne Job, in Nordrhein-Westfalen betrug die allgemeine Arbeitslosenquote 11,9 Prozent.

Frankfurt: Berater sind wieder gefragt

Die gläsernen Bürotürme der wichtigsten deutschen Banken prägen das Bild der Stadt, auch wenn Erste Adressen wie die Deutsche Bank oder Commerzbank heute eher mit Arbeitsplatzabbau als mit neuen Jobs verbunden werden. Für die Jahr-2000- und Euro-Umstellung brauchten die Kreditinstitute noch scheinbar unendlich viele IT-Profis - fest angestellt oder auf freier Basis -, doch heute sind sie in Sachen Einstellungen zurückhaltend. Dem Nachwuchs bieten sie stattdessen Praktika an oder bilden Studenten zusammen mit privaten Hochschulen wie der HfB aus. Aber selbst für diese ausgewählte Klientel ist ein fester Job nach dem Ende des Studiums nicht garantiert.

Seit dem Jahr 2001 hat Frankfurt 100 0000 Arbeitsplätze verloren, zur Konsolidierung im Bankensektor kam der Rückgang der Werbeeinnahmen, den Medien und Dienstleister zu spüren bekamen. Mittlerweile scheint der Abwärtstrend gestoppt, laut IHK-Umfrage sollen bis Ende des Jahres 19 000 zusätzliche Stellen geschaffen werden. Aufwind spüren vor allem die Berater. Im Umfeld der Banken scheint sich aber noch mehr zu bewegen, wie Stellenangebote von auf die Finanzbranche spezialisierten Dienstleister, etwa von Alap oder IS Teledata, zeigen. Aber auch breiter aufgestellte IT-Dienstleister wie Accenture, Unilog Avinci oder Avanade, ein Joint Venture von Microsoft und Accenture, haben aktuelle Offerten für Berater und .NET-Entwickler. Ein neuer wichtiger Arbeitgeber im Frankfurter Raum ist der chinesische Netzwerklieferant Huawei, der von Eschborn aus dem amerikanischen Platzhirschen Cisco den Kampf angesagt hat und gleich mehrere offene Positionen zu besetzen hat.

Mit einer Arbeitslosenquote von neun Prozent gehört Hessen nach Baden-Württemberg und Bayern zu den wenigen Bundesländern, deren Quote im einstelligen Bereich liegt. In Frankfurt waren im Sommer 1600 IT-Fachkräfte arbeitslos gemeldet, wobei fast jeder Dritte vorher in einem Rechenzentrum gearbeitet hat.