Digitalisierung, Industrie 4.0 und Security

IT braucht Freiberufler für Projektarbeit

07.06.2016
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Thomas Müller ist Geschäftsführer der SOLCOM GmbH, einem branchenübergreifenden Technologiedienstleister in den Bereichen Softwareentwicklung, IT und Engineering. Aus dieser Erfahrung heraus schreibt Thomas Müller über den Projektmarkt und die Trends bei IT und- Engineering-Projekten.
Dank der Agendapunkte digitale Transformation, IT-Sicherheit, Big Data und Cloud stehen die Zeichen für Freelancer in der Projektarbeit auch 2016 nicht schlecht. Das zeigen Umfragen des Technologiedienstleisters Solcom unter Freiberuflern und Unternehmen. Was besonders gefragt ist, lesen Sie hier.
  • In der Projektarbeit ist der Bedarf an freiberuflichen Entwicklern weiterhin sehr groß.
  • Die Nachfrage für SAP-Experten nimmt nach einen kurzen Rückgang wieder zu.
  • Freelancer erwarten stagnierende Stundensätze.

Der Projektmarkt ist im letzten Jahr und in den ersten Monaten 2016 deutlich gewachsen. Sowohl im Bereich der Projektanfragen als auch bei abgewickelten Projekten gab es ein zweistelliges Plus. Der Treiber für diese Entwicklung ist der Trend zur Digitalisierung, besonders im Bereich Big Data und Industrie 4.0. Speziell in diesen Bereichen werden Entwickler gesucht. Damit zeigt sich, dass die digitale Transformation nicht mehr nur Theorie in der Politik und Fachmagazinen ist, sondern nun in den Unternehmen im großen Stil Einzug hält.

Großer Bedarf an C#-, .NET- und SAP-Experten

Neben der Digitalisierung gibt es weitere Themen, die im letzten Jahr teilweise deutlich stärker nachgefragt wurden. So war zum Beispiel ein stetiger Zuwachs der Anfragen in den Bereichen Java, NX-Konstruktion und Systementwicklung (C#, .NET, Embedded) zu registrieren. Auch die Nachfragen zu SAP-Projekten legten nach einem kurzzeitigen Rückgang wieder zu. Auf hohem Niveau hat sich ferner der Bereich IT-Sicherheit stabilisiert. Nach den Skandalen in den vergangenen Jahren ist der Schutz der Daten für viele Unternehmen vermehrt ins Blickfeld gerückt.

Der Fachkräftemangel in der IT wird auf Jahre für eine starke Nachfrage nach freiberuflichen IT-Experten sorgen.
Der Fachkräftemangel in der IT wird auf Jahre für eine starke Nachfrage nach freiberuflichen IT-Experten sorgen.
Foto: baranq - shutterstock.com

2016 wird das Wachstum in den genannten Bereichen anhalten. Viel Potenzial bietet weiterhin der Sektor Automotive. Konzepte wie "Autonomes Fahren" oder "Connected Car" werden hier für einen spürbaren Schub sorgen. Entsprechend wird das Wachstum im Projektmarkt nichts an Dynamik einbüßen, dies gilt auch im Fall einer gesamtwirtschaftlichen Abschwächung.

Freiberufler rechnen mit sagnierenden Studensätzen

Von der guten Entwicklung im vergangenen Jahr konnten Freiberufler aus den Bereichen IT und Engineering profitieren. Diese Einschätzung wird von unserer Marktstudie "Ausblick auf den Projektmarkt" bestätigt, die im März 2016 betrieben wurde. Darin bewertet eine Mehrheit von 76 Prozent der befragten Freiberufler das vergangene Jahr als erfolgreich.

Für das laufende Jahr schätzen die Umfrageteilnehmer die Potenziale auf dem Markt ebenfalls überwiegend positiv ein, knapp 53 Prozent gehen hier von einem Wachstum aus. Bei den Stundensätzen wird jedoch mehrheitlich eine Stagnation erwartet, allerdings auf hohem Niveau. Als Wachstumsthemen haben sich auch bei den Freiberuflern die Digitalisierungsthemen Big Data und Cloud Computing herauskristallisiert. Bei den Branchen sind dies Transport und Logistik, Gesundheit sowie Medien und Unterhaltung.

Unsichere Rechtslage bei Werkverträgen

Trotz dieses positiven Verlaufs und der optimistischen Aussichten bleiben weiterhin Unsicherheiten, gerade in Sachen Rechtsfragen im Rahmen der Beauftragung. Laut unserer Marktstudie "Freiberuflichkeit - Eine Frage des Rechts" vom Januar 2016 empfinden knapp zwei Drittel (61,7 Prozent) der Teilnehmer die Rechtslage als Freiberufler zumindest als unsicher, nur jeder Zehnte als sicher.

Das Thema Rechtssicherheit bleibt auch für Unternehmen ein gewisser Unsicherheitsfaktor. Bei der momentanen Rechtslage sind diese Risiken zwar beherrschbar. Fraglich ist jedoch, wie sich die aktuellen gesetzgeberischen Vorhaben entwickeln. Freiberufler, Unternehmen und Verbände warnen im Zusammenhang mit dem aktuellen Gesetzentwurf zur Regulierung von Werkverträgen vor praxisfremden Kriterien, die zu erheblichen Rechtsrisiken für die Marktbeteiligten führen könnten.

Trotzdem erwarten wir für das laufende Jahr, dass der Bedarf der Unternehmen an freiberuflichen Experten weiter ansteigen wird. Dies bestätigt auch die "IT-Freiberufler-Studie 2016". Dort haben rund 44 Prozent der befragten Unternehmen angegeben, dass die Bedeutung von Freiberuflern in zwei Jahren groß bis sehr groß sein wird.

Eine Rolle dabei spielt die weitere Zunahme der Projektkomplexität, gerade im Bereich Digitalisierung, und die damit einhergehende Ausdifferenzierung der Projekttätigkeiten. Generell entstehen aufgrund der schnellen technologischen Entwicklung in einigen Bereichen Engpässe, die erst durch die Ausbildung neuer Fachleute geschlossen werden können, was natürlich seine Zeit dauert.

Fazit

Das vergangene Jahr hat den Trend bestätigt, dass der Einsatz von Freiberuflern für Unternehmen zu einem entscheidenden Faktor geworden und ein wichtiger Teil der Planung ist. Die fortschreitende Digitalisierung wird hier noch jahrelang für weiteres Wachstum sorgen. Risiko geht von der Politik aus, jedoch haben bisher alle Marktteilnehmer bewiesen, dass sie sich neuen Situationen flexibel anpassen können. (pg)