IT-Branche weiter auf Verjüngungskurs

29.04.2004
Von 
Ina Hönicke ist freie Journalistin in München.

Von einem gewissen Gehaltsverzicht profitieren seiner Ansicht nach alle: Die Unternehmen, weil sie Kosten sparen und interne Kompetenz behalten, und die arbeitswilligen älteren Computerfachleute, weil sie länger im Unternehmen bleiben. Pfisterer ist überzeugt, dass viele IT-Profis ab einem gewissen Alter gar nicht mehr unbedingt im harten Technologiebereich, sondern lieber im Management oder Coaching tätig sein möchten.

Zu den Unternehmen, in denen der Mix aus Jung und Alt tatsächlich gelebt wird, gehört das Münchener Softwarehaus Comet. Geschäftsführerin Sissi Closs: "Bei uns spielt das Alter keine Rolle. Die ganz Jungen sind bei Comet genauso vertreten wie 60-jährige Kollegen." Nach ihrer Ansicht ist die Erfahrung älterer Mitarbeiter oftmals mehr wert als die Beherrschung neuer Techniken. Allerdings gibt es, so Closs, durchaus Bereiche, in denen ein sehr junger Mitarbeiterstamm gefragt ist. Dazu gehöre beispielsweise die Web-Programmierung. An diese Tätigkeit würden jüngere Softwareprofis einfach ungezwungener herangehen. Closs: "Mit ihrem Jugendwahn hat es die Hightech-Branche mittlerweile geschafft, Leuten ab 40 zukunftsträchtige Arbeitswege zu versperren. Viele der so genannten Oldies sind tatsächlich überzeugt, nicht mehr genügend leisten zu können."

Brandherd Generationenkonflikt

Auf arbeitswillige "Zwölfender" wartet seit neuestem noch ein weiterer Konflikt. Junge Kollegen monieren zunehmend, dass selbst gut ausgebildete junge Leute nicht übernommen oder im Regelfall nur befristet angestellt werden, weil die "Alten einfach nicht gehen wollen". Ein solcher "Generationenkonflikt" ist momentan bei Siemens zu beobachten. Dort drücken Jugendliche online ihr Befremden aus, dass ältere Kollegen Konzepte wie Altersteilzeit oder Vorruhestand nicht annehmen. Inken Wanzek, 46 Jahre alt, langjährige Softwareentwicklerin bei Siemens und selbst Opfer des Stellenabbaus, sieht diesen Konflikt nicht: "Unverständnis tritt bei jungen Leuten nur dann auf, wenn sie nicht wissen, warum ihre älteren Kollegen nicht in den Ruhestand wollen. Wenn die Gründe dafür nachvollziehbar sind, haben die Jüngeren durchaus Verständnis."

*Ina Hönicke ist freie Journalistin in München.