Social Trading

Investment Clubs 2.0

24.11.2014
Von 
Lothar Lochmaier arbeitet als Freier Fach- und Wirtschaftsjournalist in Berlin. Er hat sich neben Energiethemen vor allem auf den Bereich Informationstechnologie im Bankensektor spezialisiert.
Der private Handel mit Aktien gewinnt an Popularität - sozialen Netzwerken sei Dank. Lothar Lochmaier über den Aufstieg von wikifolio.com.

Die alt bewährte Idee des Investment Club erlebt im Zuge netzbasierter Geschäftsmodelle gerade eine kleine Wiedergeburt. Warum nicht nebenher Geld an der Börse verdienen, indem man zwischendurch mit Freunden im sozialen Netzwerk die neuesten Aktientipps austauscht?

Sicherlich wird man dabei über Nacht nicht reich, auch nicht über das Social Trading. Aber bislang schien so etwas nur eine Idee für einige wenige Börsenenthusiasten zu sein. Aktuelle Zahlen unterstreichen jedoch, dass es sich um einen nachhaltigen Trend an den internationalen Finanzmärkten handeln dürfte, indem der qualifizierte Nutzer selbst zunehmend zum aktiven Fondsmanager aufsteigt.

Als regionaler Vorreiter im deutschsprachigen Raum für den Trend in Richtung Social Trading erweist sich die Plattform wikifolio.com. Die privaten Anleger hatten binnen kurzer Zeit bis Anfang dieses Jahres über 130 Millionen Euro in sogenannte wikifolio-Zertifikate investiert, davon alleine 30 Millionen Euro im Januar 2014 - ein Plus von über 400 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Während der Markt für strukturierte Anlageprodukte im Jahr 2013 um rund 7 Prozent in Deutschland zurückging, hat sich das ausstehende Volumen in wikifolio-Zertifikaten im gleichen Zeitraum verzehnfacht, ließ der Plattformbetreiber zu Beginn des Jahres 2014 vermelden.

Die alt bewährte Idee des Investment Club erlebt im Zuge netzbasierter Geschäftsmodelle gerade eine kleine Wiedergeburt.
Die alt bewährte Idee des Investment Club erlebt im Zuge netzbasierter Geschäftsmodelle gerade eine kleine Wiedergeburt.
Foto: Africa Studio - Fotolia.com

Wachstum durch schlagkräftige Kooperationen

Es scheint sich um keine Eintagsfliege zu handeln, denn die stürmische Entwicklung hält weiter an, trotz eines sich tendenziell abschwächenden Börsenbooms. Manche Experten taxieren den Unternehmenswert des Senkrechtstarters wikifolio mittlerweile jenseits der 100-Millionen-Euro-Grenze. Noch aktuellere Zahlen zeigen den dynamischen Pfad. Mittlerweile hat das Gesamtvolumen der wikifolios im Frühjahr bereits die Marke von 250 Millionen Euro überschritten. Kein Wunder, dass weitere Anbieter und Startups wie Vaamo oder United Signals den viel versprechenden Zukunftsmarkt Social Trading neu adressieren, zumindest solange der Aufwärtstrend an den Börsen nicht durch einen rasanten Knick nach unten abgelöst wird.

Social Trading sei denn auch erwachsen geworden und habe sich binnen kurzer Zeit zu einem Megatrend im Anlegermarkt entwickelt, betont Andreas Kern, Geschäftsführer und Gründer von wikifolio.com. Einen wichtigen Beitrag zur Akzeptanz bei den Anlegern leiste dabei die enorme Bandbreite an Handelsstrategien, die in den wikifolio-Zertifikaten abgebildet sei, von spekulativen und entsprechend leistungsstarken Handelsstrategien, bis hin zu konservativen und auf nachhaltiges Wachstum ausgelegten Varianten mit geringer Volatilität. Einige Top-Trader hätten es innerhalb eines Jahres in ihren wikifolios auf eine Rendite von über 100 Prozent gebracht.

Die in allen wikifolios abgebildeten Handelsstrategien hat seit dem Start von wikifolio.com im Sommer 2012 damit allein bis Jahresbeginn ein Handelsvolumen von 1,7 Milliarden Euro durch rund 700.000 publizierte Trades erreicht. Ein Erfolgsrezept: wikifolio.com forciert das Wachstum durch schlagkräftige Kooperationen mit der Börse Stuttgart, S Broker und der OnVista Group, um so die Reichweite weiter zu erhöhen. Neue Kooperationsmodelle zwischen Banken, IT-Provider und anderen Unternehmen rücken dadurch in Reichweite. Laut Kern könnten in einem neu gestalteten Ökosystem dadurch zahlreiche neue Kooperationsmodelle entstehen, die auch Finanzentscheider in den Unternehmen im Auge behalten sollten:

  • Online-Broker erhalten Social Trading-Module, die deren Kunden beim Weg zum erfolgreichen Investor unterstützen (beispielsweise S Broker, OnVista Bank, Brokerjet).

  • Medienunternehmen erhalten User Generated Content und können die Finanzbereich deutlich aufwerten (beispielsweise Handelsblatt, OnVista, Finanzen100).

  • Emittenten erhalten direkt einen Trade Flow von Top-Trader und auch zusätzliche Sichtbarkeit für ihre Produkte (beispielsweise Lang&Schwarz, iShares, HSBC).

  • Vermögensverwalter erhalten einen neuen Vertriebskanal und die Option, Kunden mit weniger Vermögen ein Strategiezertifikat anzubieten (beispielsweise HPM, PEH, Bayrische Vermögen).