Energiemarkt von morgen

Intelligente Netze statt Kernkraft und Öl

28.09.2009
Von 
Dr. Klaus Manhart hat an der LMU München Logik/Wissenschaftstheorie studiert. Seit 1999 ist er freier Fachautor für IT und Wissenschaft und seit 2005 Lehrbeauftragter an der Uni München für Computersimulation. Schwerpunkte im Bereich IT-Journalismus sind Internet, Business-Computing, Linux und Mobilanwendungen.
In 15 Jahren wird sich der Energiemarkt grundlegend verändert haben. Intelligente Versorgungsnetze lösen Kernkraft und Öl ab. Das prophezeite der Zukunftsforscher Frank Thomsen auf dem IS-U-Fachtag Mitte September 2009.
"Wir haben zukünftig weniger Ressourcen, also müssen wir die vorhandenen besser nutzen", sagt Zukunftsforscher Frank Thomsen.
"Wir haben zukünftig weniger Ressourcen, also müssen wir die vorhandenen besser nutzen", sagt Zukunftsforscher Frank Thomsen.

Laut Frank Thomsen von future matters werden Großkraftwerke verschwinden und mehrere kleine, lokale Versorgungssysteme, die interagieren, an ihre Stelle treten. Energieressourcen, die vor Ort zur Verfügung stehen, werden eingespeist und bei Bedarf abgerufen.

Ist beispielsweise der Sonnenstand günstig, läuft sofort die Spülmaschine. Auch das Elektroauto, das laut Thomsen nur noch eine Frage der Zeit ist, wird über ein "Mini-Kraftwerk" im Wohngebiet oder gar im eigenen Haus auf diese Weise aufgetankt. Die "intelligenten" Versorgungssysteme, so genannte Smart Grids, die ähnlich aufgebaut sein werden wie das Internet, sind nach Thomsen notwendig. "Wir haben zukünftig weniger Ressourcen, also müssen wir die vorhandenen besser nutzen. Daher gilt: Weg von verschwenderischen Großkraftwerken zu vernetzten Systemen, die homogener sind und insgesamt weniger Ressourcen verbrauchen."

Preisdruck erzwingt Umdenken

Für Thomsen ist sicher, dass Versorger und Verbraucher umdenken. "Die Öl- und Kohleförderung wird aufwändiger und damit teurer, die entstehenden Kosten geben die Unternehmen an ihre Kunden weiter. Die lassen sich das aber nicht auf Dauer bieten und suchen nach Alternativen, beispielsweise in Form von Solaranlagen fürs eigene Heim. Irgendwann werden auch die Versorger erkennen, dass sie nicht mehr wie bisher weitermachen können. Der Preisdruck wird daher ein Umdenken bewirken."

In zehn bis fünfzehn Jahren ist laut Thomsen Energie nicht nur billiger, sondern auch sauberer. Die Art und Weise, in der Strom und Wärme erzeugt, genutzt und zum Verbraucher gebracht werden, ändere sich grundsätzlich. Statt mit Gas werde beispielsweise mit industrieller Abwärme geheizt, die heute noch ungenutzt an die Umwelt abgegeben wird. Die Wärme komme allerdings nicht per Fernwärmeleitung ins Haus, sondern in einem Container mit Natriumacetat, das Hitze sehr gut speichert. Thomsen schätzt, dass der Energiemarkt der "Nach-Öl-Ära" fünf- bis zehnmal größer sein wird als der IT-Markt. Deutsche Unternehmen könnten durch die Entwicklung neuer Technologien daran in erheblichem Maß partizipieren.