Dämpfer für Microsoft und SGI

Inprise entwickelt Delphi für Linux

27.08.1999
MÜNCHEN (CW) - Der Softwarehersteller Inprise arbeitet an einer Linux-Version der bisher Windows-basierten Entwicklungsumgebung "Delphi". Ziel ist es, das Betriebssystem auch für den Desktop-Einsatz attraktiver zu machen.

Als Begründung für den Linux-Schwenk hieß es, daß für den Client neben Standardanwendungen bisher Werkzeugsammlungen wie Delphi fehlten, um die Entwicklergemeinde für die Open-Source-Plattform zu gewinnen. Diese Lücke wolle der Hersteller nun schließen helfen. Laut Aussage eines Projektmitarbeiters gegenüber dem Brancheninformationsdienst "Computerwire" ist allerdings frühestens zum ersten Quartal 2000 mit einem Abschluß der Portierung zu rechnen, da die Arbeiten kompliziert seien. Ursache dafür ist, daß Delphi von Grund auf für die Windows-Plattform konzipiert wurde.

Da der Einfluß von Microsoft im Unternehmen gewachsen ist, bleibt abzuwarten, wie ernst es der Hersteller mit der Client-Strategie wirklich meint. So hatte In- prise erst vor kurzem Version 5.0 von Delphi vorgestellt und dabei weitere Web-Technik der Redmonder an Bord genommen. Zudem mußte das finanziell angeschlagene Unternehmen im Juni 1999 seinem ehemaligen Erzrivalen eine zehnprozentige Beteiligung am Unternehmenskapital einräumen und kassierte dafür mindestens 25 Millionen Dollar. Weitere 100 Millionen spendiert Microsoft für das Recht, öffentlich nicht näher bezeichnete Inprise-Technologie in eigenen Produkten verwenden zu dürfen.

Andererseits ist Inprise nicht erst mit Delphi auf Linux-Kurs gegangen. Für die Server-Plattform hat der Hersteller bereits seinen Object Request Broker "Visibroker" sowie die Java Entwicklungsumgebung "Jbuilder" auf das Open-Source-Betriebssystem portiert. Leidtragender des Plattform-Schwenks könnte nach Auffassung von Branchenkennern der bisherige Weggenosse SGI mit seinem Unix-Betriebssystem Irix sein, da Inprise statt dessen mehr Support für Linux anbieten werde.