Kommunikation mit der Bank per Internet

Im Web sind Kredite günstiger

04.03.2005
Von Lars Reppesgaard

eröffnet. Bei den Banken sind die Troisdorfer folglich gerne gesehene Kunden, auch weil 90 Prozent ihrer Waren ins Ausland geht. Und Exportgeschäfte sind gebührenintensive Bankvorgänge. Doch das Interesse, auch derart komplexe Geschäftsprozesse digital abzuwickeln, hält sich derzeit in Troisdorf in Grenzen. „Über die Mittelstandportale beziehen wir gerne kurzfristig Währungs- oder Zinsinformationen, auch die Wertpapieranlage ist bei Liquiditätsspitzen schon mal ein Thema. Und die Überweisungen laufen natürlich auch elektronisch“, sagt Schaaf. „Aber man darf den menschlichen Faktor in der Beziehung zu den Banken nach wie vor nicht vergessen. Geldgeschäfte basieren auf Vertrauen, und die Menschen auf beiden Seiten müssen sich kennen.“ Modellrechnungen im Web Diese Ansicht ist weit verbreitet. Viele Banker machen folgende Beobachtung: Je komplexer die Finanzangebote, desto geringer ist - von Ausnahmen

abgesehen - die Nutzerakzeptanz. Die Ernst Pfaff GmbH beispielsweise, ein Spezialtransporte- und Logistikanbieter in Hamburg mit 60 Mitarbeitern, ist seit einigen Jahren digital mit Finanzdienstleistern vernetzt. Die Standardsoftware „DB Dialog“ sorgt für den direkten Draht zur Deutschen Bank. Über das Internet tätigen die Logistiker einzelne Überweisungen im Online-Portal der Dresdner Bank und nutzen es für Modellrechnungen, etwa wenn es um Währungsfragen geht. Am wichtigsten aber ist für das Unternehmen, das sechseinhalb Millionen Euro Jahresumsatz macht, nach wie vor die alte Digitalverbindung über das wenig verbreitete, herstellerunabhängige Datenkommunikationsprotokoll FTAM (File Transfer Access and Management) der Hamburger Sparkasse, der Hausbank der Logistiker. Das Gros der Pfaff-Überweisungen und ein Teil des Abrechnungsverkehrs werden hierüber automatisch abgewickelt. Andere Angebote, wie etwa Online-Kreditrechner, nutzt der

Juniorchef hingegen nicht. „Bei Bankgeschäften spielt immer der persönliche Kontakt eine entscheidende Rolle“, sagt er. Für sein Haus ist die Haspa seit zwei Generationen die erste Adresse für frisches Geld. „Unabhängig von den Netzinitiativen der anderen Banken bleiben wir klar bei der Hausbank“, sagt Pfaff. Wichtiger als der Bedienkomfort eines Netzportals sei ein Vertrauensverhältnis zu seinem Finanzier. Und das müsse wachsen, sagt Pfaff „Die Banken versprechen einem anfangs als Neukunde das Blaue vom Himmel, und wenn es eng wird, drehen sie den Hahn zu.“ Attraktive Bankportale Trotz Pfaffs Skepsis haben sich gerade die Kreditrechner neben dem Überweisungsverkehr zur Killerapplikation der Bankportale gemausert. „Modellrechnungen für Umschuldungen durchzuführen und sich auch bei Mitbewerbern der Hausbank zu informieren ist für Unternehmen enorm attraktiv“, sagt Jens Kufer, Partner bei

Mummert Consulting. Eine Untersuchung von Siemens Financial Services (SFS) bestätigt seinen Eindruck, dass immer mehr Mittelständler versuchen, die Hausbankbeziehungen um weitere mittel- und langfristige Finanzierungsquellen zu ergänzen. Aus diesem Grund versuchen viele Finanzanbieter, ihre eigenen Kunden mit Hilfe ihrer Portalseiten durch neue Finanzierungsmöglichkeiten enger ans Haus zu binden und surfende Geschäftsleute mit innovativen Ideen als Neukunden zu gewinnen. Unter anderem hat die Postbank Ende vorigen Jahres eine Software für die Vergabe von Bau- und Ratenkrediten in Betrieb genommen. Auch bei der Commerzbank können mittelständische Kunden Kreditanträge über das Firmenkunden-Internetportal stellen. Um bis zu 250 000 Euro einwerben zu können, beantworten sie online rund 30 Fragen. Die Heimarbeit kann sich lohnen, denn online berechnete Darlehen sind um bis zu 15 Prozent günstiger als in der Filiale, beobachtet der Bankenfachverband. Kein

Wunder also, dass die Nachfrage boomt. Der Branchenverband verzeichnet täglich bis zu 2500 Anfragen für Online-Kredite bei den Finanzierern, 77 Prozent mehr als Ende 2003. Unterschrieben wird angesichts der geringen Verbreitung Digitaler Signaturen allerdings nach wie vor in der Filiale. „Aber die Online-Formulare werden rege genutzt“, stellt der Sprecher der Hamburger Sparkasse (Haspa), Nils Papendorf, fest. „Die Kunden sehen es als Mehrwert an zu überprüfen, ob eine Finanzierungsrunde in die Planung passt und welche Auswirkungen sie hat.“ Für die Banken haben die Netzeingaben wiederum den Vorteil, dass sich ihre Kunden daran gewöhnen, selbstständig Firmeninformationen in Bankensysteme einzugeben. Mit Blick auf die neuen Kreditvergaberichtlinien, die mit dem In-Kraft-Treten der Baseler Beschlüsse spätestens 2006 für die Banken bindend sind, ist das sinnvoll. Stärker als bisher müssen sie für die Risikoabschätzung

Kundeninformationen sammeln und auswerten. Jahresabschlüsse, Prognosen und Marktanalysen gehören dazu. Die Banken interessiert aber auch zum Beispiel die persönliche Kredithistorie eines Geschäftsführers und sogar die seiner Ehefrau. Damit die Informationssammlung aus internen und externen Quellen und die Auswertungsprozesse nicht zu personalaufwändig werden und zu viel Zeit kosten, sollen die Kunden einen Teil der Arbeit übernehmen und einige Informationen selbst beisteuern. Die Haspa zum Beispiel hat deshalb einen Großteil der Unterlagen, die für die Basel-II-Ratings notwendig sind, ins Internet gestellt. „Wir hoffen, dass die Kunden die Formulare zu Hause ausdrucken und in Ruhe ausfüllen“, sagt der Haspa-Sprecher. „So können wir bei der Bearbeitung Zeit sparen und müssen nur noch Einzelfragen klären.“ Und Mummert- Partner Kufer erklärt: „Man will so viel wie möglich auslagern und dem