Clones aus IBM-Teilen zum halben Preis

IBM will die PS/2-Fertigung teilweise an Händler abgeben

24.07.1992

MÜNCHEN (CW) - Die IBM Corp. will einen Teil der Endfertigung und Qualitätskontrolle der PS/2-Rechner an Händler abgeben, die dazu technisch in der Lage sind, meldet der britische Informationsdienst Computergram.

Diese Händler würden Gehäuse, Hauptplatinen, Festplatten und andere Bauteile auf Lager halten und vor Ort nach Kundenwunsch zu PS/2-Computern zusammenstellen. Regina Schlender, Pressesprecherin bei IBM Deutschland, sagte, für die Bundesrepublik und Europa sei ein solcher Schritt nicht vorgesehen.

In der Meldung heißt es weiter, Ziel des Plans sei es, die Zahl der Aufrüstungen bereits installierter PCs und der Rückläufe defekter Geräte zu verringern. Nach Ansicht von Beobachtern könnte IBM damit versuchen, Lager- und Produktionskosten abzuwälzen.

In Großbritannien haben IBMs Bemühungen, andere Hersteller als OEMs zu gewinnen, zu einem peinlichen Vorfall geführt. Das Unternehmen Product Marketing Services Ltd. habe einen Nachbau des IBM-Rechners PS/2 Modell 90 angeboten, dessen Hauptkomponenten - die Microchannel-Mutterplatine, der SCSI-Adapter und der Prozessor-Komplex - von IBM selbst stammen, während vom OEM nur das Gehäuse kommt. Der Clou: Der Clone soll weniger als die Hälfte des Originals kosten. Roy Gentry, Produktmanager des PS/2 in Großbritannien, gab sich verschnupft, als er dazu befragt wurde: Zu einem PS/2 gehörten mehr als IBM-Bauteile, sondern auch IBMs Qualitätskontrolle und die Zuverlässigkeit der Produkte. Der Clone sei kein IBM Produkt.