Brücke für SAP, UDDI-Tools und Schema-Konverter

IBM wetteifert mit Microsoft beim Angebot von XML-Tools

08.12.2000
MÜNCHEN (CW) - Nachdem Microsoft XML als Kerntechnologie ausgerufen hat, will auch die IBM dafür zahlreiche Tools anbieten. Diese reichen von Editoren und Schema-Übersetzern bis zum Toolkit für UDDI und einer Brücke zur Kommunikation mit SAP R/3.

Zu einem wesentlichen Schauplatz von IBMs umfangreichen XML-Aktivitäten hat sich mittlerweile die Website "Alphaworks" (http://www.alphaworks.ibm.com) entwickelt. Sie bietet technologisch Interessierten Software an, die sich teilweise noch in einem frühen Stadium befindet.

Einige größere Projekte stehen im Zeichen von IBMs Bemühungen, eine Infrastruktur für Web-Services auf Basis des Simple Object Access Protocol (Soap) sowie der Universal Description, Discovery and Integration (UDDI) aufzubauen (siehe Seite 17). Der Hersteller positioniert einige Tools explizit gegen Microsofts "Visual Studio .NET", das im nächsten Jahr auf den Markt kommen soll. Dies gilt vor allem für das Java-basierte "XML and Web Services Development Environment" (DE).

Diese Sammlung von Tools erlaubt das Schreiben von Anwendungen, welche beispielsweise die UDDI-Datenbank nach Web-Services durchsuchen oder die selbst als solche fungieren können. Bei der Entwicklung von solchen Web-Diensten unterstützt das XML and Web Services DE das Testen und Ausbringen der Anwendung und zukünftig auch die Registrierung bei UDDI. Häufig geht es beim Aufbau von Web-Services darum, bestehende Programme dafür heranzuziehen. Deshalb umfasst das Entwicklungspaket auch Funktionen, die Javabeans mit einer Hülle versehen, so dass ihre Methoden über Soap aufgerufen werden können.

Eine größere Herausforderung als die nachträgliche Öffnung von Java-Programmen besteht darin, die großen ERP-Pakete für die entstehenden Web-Dienste fit zu machen. Die IBM will derartigen Anforderungen von R/3-Anwendern mit der "XML Bridge for Java" begegnen. Das Produkt ist in der Lage, im XML-Format eingehende Aufrufe von R/3-Funktionen in die nativen SAP-Formate zu übersetzen - unterstützt werden dabei RFCs, BAPIs und IDocs. Umgekehrt kann das R/3-System einen RFC oder BAPI-Aufruf an die XML-Brücke senden, die diesen dann als XML-Dokument darstellt und an das Zielsystem weiterleitet. Als Transportmechanismen für derartige XML-Daten sieht die IBM-Software Soap über HTTP und"MQ Series" vor. Allerdings lassen sich nachträglich Zusatzmodule einklinken, die den Versand über andere Wege zulassen. Big Blue positioniert die XML-Brücke sowohl für die Kopplung von R/3 mit Fremdsystemen als auch von R/3-Installationen untereinander. Aufgrund der Unterstützung von MQ Series sieht der Hersteller darin auch die bevorzugte Möglichkeit, das ERP-System mit der hauseigenen Middleware zusammenzubringen.

Es ist zu erwarten, dass einige Tools, wie beispielsweise das XML and Web Services DE, Eingang in die bestehenden IBM-Werkzeuge wie "Visual Age for Java" finden werden. Andererseits ist etwa "XSL by Demo", eine visuelle Umgebung zur Erstellung von XSLT-Scripts, schon heute nur innerhalb existierender Werkzeuge nutzbar. Das XSLT-Tool erweitert den "Page Designer" des "Websphere Studio".

Allerdings gab die IBM auch XML-Tools frei, die nicht an die Nutzung anderer Produkte des Herstellers gebunden sind. Dazu zählen der XML-Editor "Xeena", der während der Eingabe von Daten ihre Konformität mit der Document Type Definition (DTD) überprüft. Dazu greift das Java-Programm auf den Parser "Xerces" zurück. Xeena verfügt bereits über eine frühe Umsetzung von "XML Schema", einer in Arbeit befindlichen Spezifikation des W3-Consortiums.

Zu diesem Tools-Angebot zählt auch ein Werkzeug namens "Xtransgen" zur Umsetzung von Dokumenten von einer DTD auf eine andere. Der "XML Lightweight Translator" kann Datenquellen definieren, die Inhalte in XML-Dokumente einspeisen. Unter anderem können Informationen aus JDBC-fähigen Datenbanken dynamisch in eine XML-Datei eingelesen werden.

Angesichts der Einstufung von XML Schema als Candidate Recommendation am 24. Oktober dürfte "XDR to XSD" an Interesse gewinnen. Dieses Tool übersetzt Vokabulare, die auf Basis von Microsofts "XML-Data Reduced" (XDR) formuliert wurden, in das Schemaformat des W3C.