IBM schnürt neue Servicepakete

26.09.2006
Standardisierte Angebote adressieren den Mittelstand.

Big Blue will in den kommenden acht Wochen mehr als 30 vorkonfigurierte Servicepakete definieren und auf den Markt bringen. Diese sollen standardisiert weltweit in einheitlicher Form verfügbar sein. "Das bedeutet eine Umstellung in der Art und Weise, wie IBM den Kunden einige seiner Dienstleistungen anbietet", erläuterte IBM-Sprecher Jim Larkin. Den Anwendern fiele es damit leichter, die benötigten Dienstleistungen zu evaluieren sowie zu ordern.

Bislang hat der weltgrößte IT-Konzern seine Serviceangebote individuell an den Bedürfnissen und Anforderungen des einzelnen Kunden ausgerichtet. Das soll auch in Zukunft so sein, hieß es von Seiten IBMs. Parallel würden nun jedoch auch Standarddienste entwickelt, die auf spezielle IT-Probleme zugeschnitten sein sollen. So werde es beispielsweise ein Servicepaket geben, das Kunden dabei hilft, unterschiedliche Kommunikationsnetze miteinander zu verknüpfen. Ein anderes Dienstleistungs-Bundle soll darauf ausgerichtet sein, Internet-basierende Telefondienste zu implementieren.

Grundsätzlich gebe es wenig Unterschiede in den IT-Problemen von Großkonzernen und kleinen oder mittel- ständischen Unternehmen.

Daher sei es grundsätzlich möglich, standardisierte Pakete aus Technik und Services zu schnüren, um genau diese Proble- me zu lösen, so die IBM-Strategen.

Analysten vermuten, dass die Konzernverantwortlichen mit ihren Servicepaketen neue Kunden vor allem aus dem Kreis kleiner und mittelgroßer Unternehmen gewinnen wollen. IBMs Dienstleistungen gelten als teuer, sagt Rob Enderle, Principal Analyst des Marktforschungsunternehmens Enderle Group. Gerade Mittelständler hätten sich diese in der Vergangenheit kaum leisten können.

Für diese Klientel könnten die neuen Angebote durchaus interessant sein, meint der Analyst. Allerdings müssten die IBM-Verantwortlichen zu ihrem Wort stehen und wirklich standardisierte Pakete anbieten, die dann auch günstiger seien. Niemandem sei geholfen, wenn IBM sein bestehendes Dienstleistungsportfolio nur neu verpacke.

Der Preis ist Nebensache

IBM Sprecher Larkin macht bezüglich der Preise wenig Hoffnung: Man dürfe nicht davon ausgehen, dass Standardservices zwangsläufig günstiger seien als individuell zusammengestellte Dienstleistungen. Letztendlich versuche IBM, in seiner Servicesparte effizienter zu arbeiten. Dienste, die für einen einzelnen Kunden entwickelt wurden, seien mit Ende des Auftrags nicht zwangsläufig wertlos. Vielmehr könnte IBM die dort gewonnenen Erkenntnisse auch bei anderen Kunden einbringen.

Für den IT-Konzern, der über die Hälfte seines Umsatzes mit Services erwirtschaftet, wird die neue Strategie eine Gratwanderung. Auf der einen Seite müssen die Verantwortlichen darauf achten, sich das Geschäft mit lukrativen, individuell entwickelten Dienstleistungen nicht zu zerstören. Andererseits sind die Serviceanbieter wegen der geringen Margen zunehmend gezwungen, neue Kundenschichten zu erschließen, um weiter zu wachsen. Da jedoch gerade Mittelständler ihre Geldbörsen nur ungern für Berater öffnen, müssen sich die Dienstleister neue und vor allem günstigere Angebote einfallen lassen, mit denen sie dennoch auf ihre Kosten kommen. (ba)