Geschäfte von Juli bis September brachten nur ein durchwachsenes Ergebnis

IBM erwartet deutlichen Gewinnzuwachs im vierten Quartal

26.10.2001
MÜNCHEN (CW) - IBMs Diversifikationsstrategie hilft und schadet dem US-Konzern gleichermaßen. Während es in den Bereichen IT-Services und Software aufwärts geht, schmälert das schleppende Geschäft mit PCs und Mikroelektronik den Gesamtumsatz. Unterm Strich stehen die Armonker aber noch besser da als die Konkurrenz.

Mit 1,6 Milliarden Dollar oder 90 Cent je Aktie fiel der Nettogewinn von IBM im dritten Quartal 2001 zwar um 19 Prozent geringer aus als im Vorjahr. Auch der Umsatz sank um sechs Prozent auf 20,4 Milliarden Dollar. Aber verglichen mit Branchengrößen wie oder Hewlett-Packard und Sun, die in den vergangenen Wochen mit Umsatzeinbrüchen und Entlassungen Schlagzeilen machten, hat der Konzern die Konjunkturkrise im IT-Markt bislang besser verkraftet.

IBM bleibt daher auch bei seiner Prognose für das vierte Quartal, die eine Gewinnsteigerung pro Aktie um 50 Prozent gegenüber dem dritten Quartal und einen Nettogewinn von "gut über zwei Milliarden Dollar" vorsieht. Nach Einschätzung von Chief Financial Officer (CFO) John Joyce werden die IT-Investitionen "langfristig" wieder steigen. Zudem habe sein Unternehmen den Vorteil gegenüber dem Wettbewerb, weltweit viele unterschiedliche Produkte und Dienstleistungen im Portfolio zu haben. Tatsächlich scheint IBM weniger abhängig vom konjunkturellen Abwärtstrend in der Branche zu sein, da nicht alle Segmente gleichermaßen vom Abwärtssog erfasst sind.

Treibende Kraft war im dritten Quartal vor allem der Bereich IT-Services, der vom allgemeinen Nachfragerückgang bislang weitgehend verschont blieb und in dem Big Blue Marktführer ist. Laut Chairman und CEO Louis Gerstner hat sich das Käuferverhalten in den vergangenen Monaten verändert. "Die Kunden investieren immer mehr in Gesamtlösungen statt in einzelne Produkte", sang auch der Konzernchef das Hohelied auf den Komplettanbieter IBM.

Nach Angaben von Finanzchef Joyce erzielt IBM derzeit rund ein Drittel seiner Gesamteinnahmen und etwa die Hälfte des Gewinns aus dem Geschäft mit Software und Dienstleistungen. Allein der Umsatz von Global Services stieg im dritten Quartal um 5,4 Prozent auf 8,7 Milliarden Dollar - das sind 1,2 Milliarden mehr, als im gesamten Hardwaresegment generiert wurde. Im Bereich Software konnte IBM seinen Umsatz um zehn Prozent auf 3,2 Milliarden Dollar steigern. Mit Middleware wie Datenbanken und Anwendungen für Transaction Processing, auf die rund 80 Prozent des gesamten Softwareumsatzes entfallen, verbuchte der Konzern ein Plus von 18 Prozent. Bei Betriebssystemen, den restlichen 20 Prozent, lagen die Einnahmen drei Prozent höher als im Vorjahr.

Im Geschäft mit Highend-Speicherlösungen konnte IBM den Umsatz um 14 Prozent steigern. Auch das Server-Business lief besser als erwartet. Hier sanken die Einnahmen im dritten Quartal zwar um 3,4 Prozent auf drei Milliarden Dollar. Wegen der steigenden Nachfrage nach Midrange-Servern fiel der Rückgang jedoch geringer aus als im Gesamtmarkt. Vor allem zu Lasten seiner Rivalen Sun und Compaq konnte IBM hier seinen Marktanteil erhöhen. Analysten zufolge wird sich Big Blue hier im vierten Quartal noch weiter verbessern - "insbesondere durch den Rollout der neuen Unix-Server-Serie Regatta", meint Don Young, Analyst bei USB Warburg.

Abgesehen von Servern und Speicherlösungen, hat der Abwärtstrend im Hardwaresektor aber auch bei IBM deutliche Spuren hinterlassen. Insgesamt sanken die Hardwareumsätze des Unternehmens im dritten Quartal gegenüber dem Vorjahr um 21 Prozent auf 7,5 Milliarden Dollar. Betroffen waren Segmente wie Intel-basierte Server und vor allem das PC- und Notebook-Geschäft, das um 29 beziehungsweise 28 Prozent schrumpfte.

Große Sorgen macht IBM auch der kostenintensive Mikroelektronik-Bereich, der wegen der anhaltenden Krise im Halbleitermarkt um 30 Prozent gegenüber dem zweiten Quartal einbrach. "Wenn die Nachfrage hier nicht bald anzieht, bekommen wir ein ernsthaftes Problem", warnte Finanzchef Joyce, der für die angeschlagene Sparte Lagerreduktionen und Sparmaßnahmen ankündigte.

Einige Analysten sind daher skeptisch, ob IBM auch in Zukunft an seine bisherigen Erfolge anknüpfen kann. Die Krise im Markt für Server, PCs und Halbleiter sei noch längst nicht ausgestanden, so das Argument. Die Experten von Merrill Lynch sind sogar der Ansicht, dass das derzeit wichtigste Standbein des Unternehmens, der IT-Services-Bereich, ebenfalls von einem Nachfragerückgang bedroht sein wird, wenn sich die allgemeine Situation der Branche nicht bald bessert.