IBM Deutschland dampft die Mitarbeiterpensionen ein

17.01.2006
Rund 11 000 Beschäftigte sind davon betroffen.

Aufgrund der niedrigen Kapitalmarktzinsen und der steigenden Lebenserwartung möchte das Management von IBM Deutschland die Kosten für die Pensionen der Mitarbeiter reduzieren. Von den derzeit rund 22 000 Beschäftigten hierzulande seien zirka 11 000 betroffen, sagte ein Sprecher des Konzerns.

IBM-Pensionen: Wen es treffen soll

Die Wunschliste des Managements:

• Aktive Beschäftigte, die vor Mitte des Jahres 2000 an Bord gekommen sind, sollen in den "Zukunftsvorsorgeplan" wechseln. Dies betrifft künftige Ansprüche; Leistungen aus den beiden alten Pensionsfonds und ihre Dynamisierung bleiben bestehen.

• Die Leistungen für IBM-Pensionäre werden nicht angetastet.

• Die Leistungen für Mitarbeiter im weniger attraktiven "Zukunftsvorsorgeplan" werden nicht verändert.

Weil das Thema der Mitbestimmung unterliege, müsse darüber mit den Arbeitnehmervertretern verhandelt werden. Dieser Wunsch sei vergangene Woche an den Konzernbetriebsrat herangetragen worden. Handlungsbedarf sieht das IBM-Management bei aktiven Beschäftigten, die vor Mitte des Jahres 2000 an Bord gekommen sind. Für sie gelten je nach Zugehörigkeitsdauer noch zwei alte und inzwischen geschlossene Pensionspläne, die bis an das Lebensende ausbezahlt werden. Da die Menschen im Durchschnitt immer älter werden, steigen hierdurch die Kosten für IBM. Zudem sind die Aufwendungen nur schwer kalkulierbar. Fortsetzung auf Seite 4

Seit Mitte 2000 gilt ein "Zukunftsvorsorgeplan", der weniger attraktiv als die alten Pensionspläne ist. Bei ihm wird ein Kapitalstock verzinst und das Geld zum Renteneintritt wahlweise auf einen Schlag oder verteilt über eine begrenzte Laufzeit ausgeschüttet.

Die Rente ist sicher … geringer

Dass eine Veränderung mit finanziellen Einbußen für die 11000 Betroffenen verbunden wäre, wird auch von IBM bestätigt. Jedoch seien die alten Pensionspläne verglichen mit den Angeboten anderer IT-Unternehmen gut ausgestattet - auf Deutsch: IBM zahlt seinen Senioren viel. Folglich fürchtet das Management zu hohe Belastungen für das Unternehmen: "Allein von 2005 bis 2006 steigen die Kosten in dreistelliger Millionenhöhe", so der Sprecher. Die Ruhegehälter würden sich auch auf die Wettbewerbsfähigkeit des Konzerns auswirken. Angaben zu absoluten Zahlen der Pensionskasse machte der IBM-Vertreter nicht.

Rolf Schmidt, bei der Gewerkschaft Verdi für IBM zuständig, gab sich gegenüber der computerwoche relativ gelassen. Zwar seien die Forderungen des IBM-Managements "massiv", jedoch sieht er die juristischen Argumente klar verteilt: "Die Gesetzeslage und die Rechtsprechung sind sehr robust im Sinne der Beschäftigten." Zudem sei das Thema Pensionsregelung für viele IBM-Mitarbeiter eine "heilige Kuh": Die gute finanzielle Absicherung über die bestehenden Pensionspläne sei angesichts der Entwicklung der gesetzlichen Rente zeitgemäßer denn je.

Aus dem IBM-Management hieß es, man wolle "zügig und ergebnisorientiert" verhandeln. Demgegenüber geht Verdi-Mann Schmidt von einem "sehr langen" Prozess aus. Um die gesteckten Ziele zu erreichen, müsse IBM "schon einiges in die Waagschale werfen". Für die Gewerkschaft steht derzeit die Sicherung der Arbeitsplätze in Deutschland im Vordergrund ihrer Verhandlungen mit dem Management. (ajf)