Kleinstes System konkurriert mit den Mikros von Apple, Tandy und Commodore:

IBM debütiert im Personal Computer-Markt

21.08.1981

NEW YORK (de) - "Höhere Verarbeitungsleistung und größere Speicherkapazität" als vergleichbare Mitbewerbersysteme soll IBMs "Personal Computer" (PC) bieten, der im Oktober 1981 in den Handel kommt: Die nunmehr kleinste IBM-Maschine, konzipiert als DV-Werkzeug für Beruf, Heim und Schule, wird in USA und Kanada über den Kaufhaus-Konzern Sears, Roebuck & Co. sowie über die "Computerland"-Kette angeboten.

Mit Kaufpreisen zwischen 1565 und durchschnittlich 2100 Dollar opponiert IBMs Kleinster gegen die Mikros der Hersteller Apple, Tandy und Commodore, die den Markt für Personal Computer beherrschen: Führender Anbieter in den Vereinigten Staaten ist zur Zeit die Apple- Computer Inc. mit einem Anteil von 23 Prozent, gefolgt von der Tandy Corp. mit 16 Prozent und Commodore mit zehn Prozent.

Nach Angaben der International. Data Corporation (IDC) wurde im vergangen Jahr mit Mikrocomputern in den USA ein Umsatz von rund 2,4 Milliarden Dollar erzielt. Nach dem Einstieg des Mainframe-Giganten in das Personal Computer-Geschäft wird damit gerechnet, daß sich das Marktvolumen innerhalb weniger Jahre mindestens verdoppelt. Die Marktforscher verweisen in diesem Zusammenhang auf das enorme Potential, das IBMs Schreibmaschinen-Kundschaft darstellt. Vor diesem Hintergrund, so Branchenkenner, müsse das PC-Debüt geradezu als brillanter Marketing-Schachzug angesehen werden.

Einige Besonderheiten des Zwerg-Modells nährten ersten Analysen zufolge den Eindruck daß die IBM in dem für sie jungfräulichen Personal Computer-Markt von Anfang an eine scharfe Klinge schlagen werde: Der von Intel stammende Prozessor des Typs 8088 verfügt über eine 16-Bit-Struktur, während die meisten Mitbewerbersysteme noch mit langsameren 8-Bit-Prozessoren ausgerüstet sind.

IBM hebt auch die "Programm-Bibliothek" hervor, die eigens für den neuen Prozessor eingerichtet wurde. Unterhalten wird die "Software-Börse" von der "Personal Computer Software Publishing Corporation", einer reinen IBM-Tochter. Man wolle, so der IBM-Aufruf, Programme von jedem kaufen, der sich angesprochen fühlte.

Der "IBM Personal Computer" wird von einem DOS-Orientierten Betriebssystem unterstützt. Darüber hinaus ist CP/M 86 von Digital Research verfügbar, das gebräuchlichste Betriebssystem für Mikrocomputer. Gesichert hat sich IBM auch die Lizenzen für das Finanzprogramm "VisiCalc" von der Personal Software, Inc. und das Textverarbeitungspaket "Easywriter" von der Information Unlimited Software, Inc. Fürs erste steht schließlich

noch der Basic-Interpreter von Mikrosoft zur Verfügung.

Dies sind die wichtigsten technischen Daten: 16 bis 256 KB Benutzerspeicher (RAM); 40 KB Read-Only-Memory (ROM) integriert; zwei Disketten-Laufwerke; Matrix-Drucker mit einer Geschwindigkeit bis zu 80 Zeichen pro Sekunde; 25 x 80 Zeichen-Bildschirm (11 Zoll); bewegliche Tastatur; fünf Slots (Ausgänge) für Peripherie-Geräte. Die Hauptspeicher-Zykluszeit beträgt 410 Nanosekunden, die Speicher-Zugriffszeit 250 Nanosekunden.

Das System arbeitet mit 220 Volt und benötigt keine besondere Kühlvorrichtung. Mit Hilfe eines standardmäßigen RS232C-Adapters kann der Prozessor über asynchrone Verbindungen mit anderen Prozessoren, Prozeß-lnstrumenten und Datenbanken kommunizieren. Ein 3270-Subset ist nach IBM-Angaben realisiert. Wie IBM weiter mitteilt, bietet der neue "IBM Personal Computer" Anwendungsmöglichkeiten von Telespielen bis zur Präsentationsgrafik.

Entwickelt wurde er von der IBM Informations Systems Division in Boca Raton (Florida).

Bei größeren Stückzahlen werden die "Product Centers" der IBM General Business Group und eine spezielle Division des Unternehmensbereiches Datenverarbeitung aktiv. Neben Sears und Computerland vertreiben auch die IBM-eigenen Computershops das PC-Baby.