SAA-Mutter investiert lieber in externe als in eigene Entwicklungspotentiale:

IBM beteiligt sich mit zehn Prozent an AMS

28.07.1989

MÜNCHEN (qua) - Die IBM läßt sich die Unterstützung von Softwarehäusern, die für ihr SAA-Konzept entwickeln, etwas kosten: Nach der 10-Millionen-Dollar-lnvestition in die Management Science America Inc. (MSA) kaufen die Armonker sich jetzt mit 18 Millionen Dollar bei der American Management Systems Inc. (AMS) ein.

Diese Finanzspritze sichert der IBM einen zehnprozentigen Anteil an dem Finanzsoftware-Spezialisten mit Sitz in Arlington/Virginia. Außerdem wurde vereinbart, daß IBM weitere zehn Prozent der Firmenanteile an der Börse erwerben kann, womit jedoch immer noch keine Sperrminorität erreicht wäre.

Zwangsmaßnahmen dürften sich auch erübrigen; hat sich AMS doch kürzlich - zusammen mit einem weiteren Dutzend Software-Anbieter - öffentlich zu einer Kooperation mit dem blauen Riesen bekannt. Unter den SAA-Mitstreitern befinden sich neben SAS Institute, Sterling Software und Arthur Anderson auch der Software-Goliath Computer Associates (CA), der 4GL-Anbieter Information Builders Inc. (IBI) sowie die beiden Erzrivalen MSA und McCormack & Dodge (M & D).

Neulich erst hatte sich die IBM mit fünf Prozent an der leicht angeschlagenen 250-Millionen-Dollar-Company MSA beteiligt. M & D ist zwar zum einen im DEC-Markt aktiv und künftige zum anderen ein verstärktes Engagement im nicht für SAA würdig befundenen MS-DOS-Bereich an, doch ließ der US-Anbieter sich nicht davon abhalten, der IBM ebenfalls Hilfe bei der Verwirklichung ihrer proprietären Anwendungsarchitektur anzubieten.

MSA und M & D geben sich überzeugt, daß IBM allen Plänen, ins Geschäft für vertikale Anwendungssoftware einzusteigen, abgeschworen habe. Dazu John Imlay, Chief Executive Officer bei MSA: Wenn sie mit uns konkurrieren wollte, hätte die IBM nicht in uns investiert." IBM bediene nur noch einige horizontale Softwaremärkte wie zum Beispiel den Bankensektor, seit vor etwa einem Jahr die Entwicklung an einem Finanzpaket mit dem Code-Namen Whitewater eingestellt wurde (vergleiche CW Nr. 8 vom 17. Februar 1989, Seite 1: "SAA-Anwendungsprojekt gescheitert").

Damals, so Imlay, habe IBM sowohl MSA als auch M & D gefragt, ob wir uns das mal ansehen wollen". Offenbar hatte jedoch keiner der beiden Kontrahenten Interesse daran, das Projekt zu Ende zu führen. Statt dessen versuchen die beiden US-Softwarehäuser mit dem Segen des Branchenprimus, ihre existierenden Mainframesoftwarepakete SAA-kompatibel zu machen. "IBM braucht uns, um SAA zu unterstützen," wirft sich Imlay in die Brust.

Wo die IBM nicht finanziell beteiligt ist, versucht sie wenigstens, über Kooperationsabkommen die SAA-Entwicklungen zu kontrollieren. Die Zusammenarbeit mit den Third Parties betrifft im übrigen sowohl die gemeinsame Arbeit an Softwareprojekten als auch die gegenseitige Vermarktung der jeweiligen Produkte. Einer Meldung der IDG-Publikation Infoworld zufolge wird AMS nicht nur SAA-Anwendungen stricken sondern auch mit Software ausgestattete IBM-Hardware verkaufen.