Hypercube beschleunigt Mainframe Amdahl arbeitet mit Ncube bei Datenbank-Servern zusammen Von Christoph Hammerschmidt *

06.05.1994

MUENCHEN - Die Amdahl Corp., Hersteller IBM-kompatibler Grossrechnersysteme, wird dem Weg nicht folgen, den Big Blue mit der Vorstellung dedizierter Server fuer Datenbank- und Transaktionsverarbeitung vorgezeichnet hat. Den Bereich der Hochleistungs-Datenbankanwendungen deckt Amdahl statt dessen mit massiv-parallelen Systemen aus dem Hause Ncube ab.

Vor wenigen Wochen stellte Big Blue zwei Server vor, die mit bis zu 48 CPUs arbeiten. Sie sind ausschliesslich dazu bestimmt, in den Bereichen Transaktionsverarbeitung und Datenbankanwendungen den Mainframes der S/390-Klasse zuzuarbeiten. Ein eigenstaendiger Einsatz der Maschinen ist nicht moeglich, zu eng sind die Vorrechner mit der IBM-Architektur und deren Softwarewelt verzahnt.

Amdahl, obwohl als Plug Compatible Manufacturer (PCM) der IBM- Kompatibilitaet verpflichtet, will diesen Weg nicht mitgehen. Das Unternehmen gab jetzt eine Kooperation mit dem US-Hersteller Ncube bekannt, der massiv-parallele Hochleistungsrechner produziert. Mit im Boot sind auch der Datenbankanbieter Oracle und der Client- Server-Spezialist Information Builders.

Der Parallelrecher soll den Zugriff auf unternehmensweit verteilte Daten bewerkstelligen. Zu diesem Zweck hat Amdahl bereits Information Builders Datenbanksoftware EDA/SQL implementiert. Die Maschine laesst sich zusammen mit einem Mainframe gleichsam als Bruecke zu verteilten Systemkonfigurationen einsetzen, kann aber ebenso als Datenbank-Server in einem LAN fungieren. Oracle hat seine relationale Datenbank gleichen Namens bereits auf Ncubes Parallelarchitektur portiert.

Gleichzeitig gibt Ncube den Verkauf eines Parallelrechners an Mercedes-Benz bekannt. Es handelt sich um das Modell "2S" mit 64 Prozessoren. Der Automobilkonzern will sein geplantes "Quality Information System" als Oracle-Anwendung auf dem Rechner implementieren. Ausserdem soll die Maschine als Server in ein existierendes Produktionsnetzwerk bei Mercedes-Benz integriert werden.

In dem Ncube-Rechner arbeiten bis zu 8192 Prozessoren in einer Hypercube-Anordnung zusammen. Die Maschine erreicht dem Hersteller zufolge eine theoretische Leistung von 123 000 Mips - immerhin mehr als das Dreihundertfache des schnellsten IBM-Mainframes (ohne Query-Server). Die bisher einzige Software, die auf ihr laeuft, ist allerdings das Datenbanksystem Oracle. Doch das scheint eine grosse Anwendungsbandbreite zu ueberdecken: Eine der wichtigsten Applikationen fuer die Maschine sieht Ncubes Europa-Manager Peter Wuesten im Einsatz als Media-Server fuer Video on Demand.

*Christoph Hammerschmidt ist freier Journalist in Muenchen.