Zentrale Verwaltung soll Kosten senken

HPs neue Rechnergattung: Der Blade-PC

12.12.2003
MÜNCHEN (CW) - Hewlett-Packard (HP) will im Rahmen seiner "Adaptive-Enterprise"-Strategie das Konzept von Thin Client und Blade-Server verbinden. Der dazu vorgestellte Blade-PC "bx1000s" soll die Betriebskosten gegenüber klassischen PC-Strukturen deutlich senken.

HPs Idee hinter der "Consolidated Client Infrastructure" (CCI): Steckbare Rechner werden entfernt vom Anwender zentral betrieben und erbringen ihre Leistung über das Netz. HP als Stückzahlenriese bei PCs und Servern erhofft sich, mit Erscheinen des Geräts - das ab März kommenden Jahres zumindest in den USA verfügbar sein soll - einen Blade-PC-Markt schaffen zu können und diesen dann auch zu dominieren.

Wie bisher bei den steckbaren "Quickblade"-Servern auf "Proliant-BL"-Basis packt der Hersteller auch beim neuen Konzept 20 Rechner in ein Chassis und insgesamt 280 in ein Standard-Rack. Doch anstatt sie mit Intels Pentium III (Taktraten von 700 Megahertz bis 1 Gigahertz) wie bei den Servern zu betreiben, werden die PC-Blades mit kostengünstigen Transmeta-Chips vom Typ "Efficeon" (Taktrate 1,1 Gigahertz) ausgestattet. Sie laufen unter Windows XP Pro und sollen in den USA 799 Dollar pro Stück kosten.

Der Endbenutzer greift auf die Rechenleistung über ein kleines Gerät am Schreibtisch zu. Der Thin Client "t5000" verwendet Windows CE oder XP Embedded als Betriebssystem und nutzt für den Zugriff das Microsoft-Protokoll RDP (Remote Desktop Protocol). Neben die Einbindung in ein LAN soll auch eine Verbindung über WLAN oder eine Wählverbindung möglich sein. Die XP-Benutzerprofile und -daten werden auf dem Blade oder anhängenden NAS/SAN-Arrays gespeichert. Der Anwender bemerkt von alldem nichts, HP verspricht, dass sich der Blade-PC wie ein Arbeitsplatzrechner unter Windows XP darstellt.

Da mittlerweile einige große Hersteller Blade-Server anbieten, verwundert es, dass das Konzept erst jetzt auch auf PC-Ebene verwirklicht wurde. HP kann sich allerdings nicht auf die Urheberschaft berufen, denn das texanische Startup Clearcube vermarktet bereits ein Rack, das bis zu 112 Steck-PCs aufnehmen kann. Die Rechnerkarten arbeiten mit Intels Uniprozessor Pentium 4s oder zwei Xeon-Chips und jeweils schnellen Grafikkarten. Als Betriebssysteme kommen bei Clearcube Windows 2000, XP oder Linux zum Einsatz. Auch hier greift der Benutzer über ein kleines Kästchen auf dem Schreibtisch, an dem Maus, Tastatur, Monitor und Ethernet-Kabel angeschlossen sind, auf den PC zu. Clearcubes Lösung soll hinsichtlich Betrieb und Verwaltung um bis zu 40 Prozent billiger sein als eine herkömmliche Desktop-Infrastrukur.

Ein ähnliches Einsparungspotenzial reklamiert auch HP für sein CCI-Konzept. Die Vorteile davon spürt nach Angaben von HP-Director Tad Bodeman insbesondere der Administrator: Die Rechner befänden sich an zentraler Stelle und würden über ein zentrales Backup gesichert. Wenn ein Blade ausfalle, könne ein Nutzer aufgrund des Shared-Computing-Prinzips innerhalb kürzester Zeit auf einen anderen Rechner wechseln. Marktforscher, mit denen HP gesprochen habe, bezifferten die Gesamtkosten eines PCs über einen Lebenszeitraum von drei Jahren auf 4000 bis 8000 Dollar, die allerniedrigste Schätzung über vier Jahre hinweg betrug 2600 Dollar.

Straßenpreis unter 1000 Dollar

HP will mit CCI diese Kosten auf 1300 Dollar drücken. Außerdem verspricht der in Palo Alto ansässige Konzern das Erreichen der Rentabilitätsgrenze in weniger als zwölf Monaten - Kosten für die Thin Clients, Blades, Racks, Storage, Management-Software, Betriebssysteme etc. inklusive. Nach Liste kosten die nötigen Komponenten pro Arbeitsplatz um die 1500 Dollar. Bodeman geht aber davon aus, dass die Lösung über den Handelskanal oder HP direct für einen Straßenpreis unter 1000 Dollar zu haben sein wird. (tc/kk)