Supraleittechnik wird auch im Computerbereich interessant:

HP auf der Suche nach dem Stein der Weisen

23.12.1988

FRAMINGHAM (IDG) - Hewlett-Packard hat Forschungsarbeiten im Bereich der supraleitfähigen Materialien aufgenommen. Der Computerhersteller sucht nach Wegen, die Tieftemperaturphysik für den Rechnerbau einzusetzen.

Mit ersten Erfolgen sei aber erst in einigen Jahren zu rechnen, erklärte ein Unternehmenssprecher. HP befindet sich bei seiner Suche in guter Gesellschaft: So namhafte Unternehmen wie IBM, General Electric, TRW und Westinghouse sind bereits in das Rennen um die technische Nutzung dieses physikalischen Effektes eingestiegen. Mit einer Beteiligung an einer im Umfeld der Stanford-University angesiedelten Start-up-Company namens Conductus, sucht sich der kalifornische Computerbauer jetzt ebenfalls fachbezogenes Know-how zu sichern.

Gleichzeitig ist bei HP die Einrichtung eines eigenen Supraleitungs-Labors im Gange, das Anfang nächsten Jahres in Betrieb gehen soll. Die Hoffnungen, die die Supraleitung bei den Rechnerherstellern weckt, zielen in Richtung Geschwindigkeitserhöhung bei gleichzeitiger Reduzierung des Leistungsbedarfs der Halbleiter. So soll ein solcherart tiefgefrorener ECL-Schaltkreis mit einer Versorgungsspannung von lediglich 0,5 Millivolt auskommen. Ein angenehmer Nebeneffekt wäre dabei die dadurch mögliche höhere Packungsdichte in den Chips.

Wenn ein passendes Halbleitermaterial gefunden sei, so der Leiter des Labors, würde sich HP als erstes daran machen, einen leistungsfähigen Arithmetikprozessor in der neuen Technologie zu realisieren.

Allzuviel Fortschritt würde das aber noch nicht bringen: Die Wissenschaftler haben derzeit noch keine Vorstellung davon, wie sie auch den mehrere hundert Megabyte großen Arbeitsspeicher dieses Projektes in Supraleittechnik implementieren könnten.