Nur Altkunden werden weiter bedient

Hitachi zieht sich aus dem Mainframe-Markt zurück

10.03.2000
MÜNCHEN (CW) - Hitachi Data Systems (HDS), der in den USA ansässige Mainframe-Ableger des japanischen Mischkonzerns Hitachi, hat gestern einen "strategischen Produktübergangsplan" angekündigt. Die Kernaussage lautet schlicht: Der Kampf um weitere Marktanteile im Großrechnermarkt rechnet sich nicht.

Die Konsequenz: Die bisherigen Auslieferungsvorhaben für die existierenden Produktlinien ("Pilot", "Skyline", "Trinium") wurden drastisch zurückgenommen. Neue Maschinen und Upgrades sollen nur noch an den bestehenden Kundenstamm verkauft werden. Gleiches gilt offenbar auch für den europäischen Wiederverkäufer Comparex. Ein offizielles Statement der Geschäftsleitung steht allerdings noch aus.

Laut Chris Worall, Vice President für das Server-Produkt-Marketing, ist mit dem Neukundengeschäft einfach kein Geld mehr zu verdienen. Zwar halte die Nachfrage nach mehr Mainframe-Leistung ungebrochen an, doch sei der Preisverfall so heftig, dass es "kein gutes Geschäft" sei, den Bedarf weiterhin zu decken.

Worall bemühte sich nach Kräften, die Neuausrichtung von HDS nicht als endgültigen Ausstieg aus dem Großrechnergeschäft erscheinen zu lassen. Schließlich, so der Marketing-Mann, werde die bisherige Kundschaft weiterhin bedient. Wer sein System aufrüsten wolle, der könne das nach wie vor tun, jedenfalls auf absehbare Zeit. "Die Produktlinien sind offen, und sie bleiben offen", erklärte Worall.

Preis-Leistungs-Verhältnis soll besser werdenJedenfalls soll der Schwerpunkt der technischen Entwicklungen künftig auf "heterogenen Enterprise-Servern" liegen. "Der Markt verlangt nach heterogenen 100-prozentigen Echtzeitumgebungen mit einer heute noch unerreichten Leistung und Skalierbarkeit - und das zu immer niedrigeren Preisen", erklärte Yoshihiro Koshimizu, President und CEO (Chief Executive Officer) von HDS. Sein Unternehmen werde sich daher - im Gegensatz zur Konkurrenz - Technik mit einem besseren Preis-Leistungs-Verhältnis und neuen Geschäftsmodellen zuwenden. Neben neuen Servern gehöre dazu ein verstärktes Engagement im Bereich Storage (siehe Seite 39) sowie im Lösungsgeschäft. Details will man binnen 90 Tagen bekannt geben.

Nicht ganz unschuldig am Sinneswandel der Japaner dürfte IBM sein. HDS macht sich mit dem Schritt weg vom Big Iron à la Big Blue unabhängiger vom bisherigen Zwangs-Technologielieferanten. Beobachter halten es nämlich laut Brancheninformationsdienst "Computergram" für ausgesprochen unwahrscheinlich, dass IBM dem PCMer (Plug-Compatible Manufacturer) Hitachi die neueste Generation "G7" seiner aktuellen CMOS-Prozessoren zur Verfügung stellen wird.