Comparex und HDS sollen neue Super-Mainframes vermarkten

Hitachi schickt EX-Mainframes gegen IBMs 3090/600 ins Rennen

15.06.1990

MÜNCHEN (CW) - Drei neue Mainframe-Modelle ihrer Systemfamilie EX hat die Hitachi Data Systems (HDS) vorgestellt. Bei den beiden Top-end-Modellen EX 310 und 320 handelt es sich um die Großrechner-Serie, die bisher nur unter den Codenamen "Andromeda" und "San Andreas" bekannt war.

Kurz vor der HDS hatte bereits die Comparex Informationssysteme GmbH die neuen Rechner vorgestellt (siehe COMPUTERWOCHE 23 vom 8. Juni 90, Seite 25, "Comparex' 9930/40-Mainframes ..."). Comparex wird die Rechner unter dem Namen 9/930 und 9/940 neben HDS und Olivetti in Europa vertreiben .

Nach HDS-Angaben ist die Serie EX mit 20 Modellen jetzt die Mainframe-Familie mit dem breitesten Leistungssprektrum aller ESA/370-kompatibler Systeme. Das Modell EX 310, bei Comparex 9/939, ist ein sogenanntes triadisches Rechnersystem mit einer rund 1,4fachen Leistung gegenüber dem bisherigen Top-Modell HDS EX 100 beziehungsweise Comparex 8/98. Die Modelle HDS EX 420/ Comparex 9/940 haben im Vergleich zum bisherigen Top-System eine rund 70 Prozent höhere Leistung.

Mit diesen neuen Rechnern fordert Hitachi den Wettbewerb in einem Bereich heraus, in

dem besonders Marktführer IBM nichts Entsprechendes entgegensetzen kann. Aber nicht nur IBM, auch die PCMer Fujitsu und Amdahl könnten Anteile an die neuen Hitachi-Maschinen verlieren. Marktkenner rechnen deshalb damit, daß diese Hersteller noch vor der

IBM ähnlich leistungsfähige Systeme ankündigen werden.

Die japanischen Hitachi-Techniker konnten die Leistung der Systeme in erster Linie

durch Verbesserung der bestehenden Halbleitertechnologie und des Designs steigern. Die Dichte

der CMOS-Bausteine, die im Ein/Ausgabeprozessor Verwendung finden, konnte von 40 000 auf

80 000 Schaltungen verdoppelt werden. Die Schaltzeiten dieser Bauteile verringerten sich damit von 1000 auf 300 Picosekunden.

Wie schon in den Modellen EX 90, 95 und 100 - bei Comparex 8/XX - kann der Realspeicher auf bis zu 2 Gigabyte konfiguriert werden. Der Erweiterungsspeicher der neuen Rechner ist bis auf 4 beziehungsweise 8 Gigabyte erweiterbar.

Während Comparex für seine Modelle nur Wasserkühlung anbietet, kann bei den HDS-Systemen zwischen zwei Kühlsystemen gewählt werden. Eine Option bietet der Anschluß über eine Standard-Verbindung an eine installierte Wasserkühlung. Als zweite Möglichkeit der Wärmeabführung kann im DV-Raum ein Wasser-Luft-Wärmetauscher mit geschlossenem Flüssigkeitskreislauf installiert werden. Der größte Teil der neuen Rechner bleibt aber auch weiterhin luftgekühlt.

Bei dem System EX 85 handelt es sich um eine neue Modellvariante der bestehenden EX-Familie. Die Leistung dieses Drei-Wege-Prozessorsystems liegt rund 40 Prozent über dem Modell EX 70. Weiterhin will HDS einen /370-kompatiblen Vektorprozessor für die neuen Rechner ankündigen. Er soll 171 Instruktionen in einer sogenannten "Register-Register-Architektur" mit 16 Vektorregistern unterstützen. Wie Comparex will auch HDS die neuen Rechner ab dem zweiten Quartal 1991 an die Kunden ausliefern. Das ebenfalls vorgestellte Modell EX 85 soll bereits im vierten Quartal dieses Jahres ausgeliefert werden .

Es wird immer enger im PCM-Markt

Comparex, Hitachi und andere PCMer haben mittlerweile erkannt, daß dieser Markt nicht mehr im gleichen Maße wie früher zunimmt.

So hat sich die Wachstumsrate in den letzten Jahren auf zwei bis drei Prozent eingependelt. Deshalb wird der Wettbewerb jetzt härter: Hitachi verkauft zusätzlich zu Comparex und Olivetti über HDS auch in Europa, PCMer bieten verstärkt Produkte für andere Mainframe-Plattformen an und Unix wird mehr und mehr auch im Mainframebereich diskutiert.

Und zu guter Letzt geht es nicht mehr nur darum, der IBM Marktanteile abzunehmen, auch die Konkurrenz unter dem PCMern wird größer.

Die Gefahr liegt auf der Hand: Der eine oder andere PCMer könnte in diesem Kampf um Marktanteile auf der Strecke bleiben, der Marktriese IBM hat demgegenüber Aussicht, alle Turbulenzen zu überstehen und am Ende stärker zu sein als vorher. zek