Umfrage der COMPUTERWOCHE zum Jahreswechsel:

Hardware-Preisverfall erzwingt Unbundling

12.01.1979

MÜNCHEN - Hoher Auftragsbestand, der die Produktion der Computer-Industrie weit ins Jahr hinein auslastet, signalisiert eine stabile Schönwetterlage. Kein Wunder, daß die Großen der Branche mit dem Geschäftsverlauf im Jahre 1978 zufrieden sind. Sie rechnen für 1979 - wie eine Umfrage der COMPUTERWOCHE ergeben hat - mit einem erneuten Umsatzwachstum von rund 20 Prozent (siehe

Seiten 12 bis 15).

Insofern unterscheidet sich die Marktsituation zum Jahreswechsel nicht von der vor zwölf Monaten. Zwar argwöhnte Diebold seinerzeit, " im Großrechnerbereich tut sich nichts" (CW 1/2 vom 5. 1. 1978), inzwischen jedoch haben alle Branchen-Analysten das Gegenteil erkennen müssen: Jumbos verkaufen sich besser denn je - als Steuerzentralen kennzeichnen sie den Trend zur dezentralen Datenverarbeitung. Kommentiert IBM-Geschäftsführer Walther A. Bösenberg: "Was wir gegenwärtig erleben, ist - bezogen auf das einzelne Unternehmen und gültig für fast alle Branchen und öffentlichen Institutionen - der Durchbruch der EDV auf breiter Front."

Preissenkungen bei der Hardware haben nach Bösenbergs Auffassung "das starke Mengenwachstum zusätzlich begünstigt". Von der Wechselwirkung zwischen Preissenkung und Nachfragebelebung spricht auch Kurt W. Hackel, Vorsitzender der Geschäftsführung der NCR GmbH, Augsburg: "Kostenreduzierung und die damit verbundenen Preissenkungen machen es möglich, daß immer mehr Computer-Intelligenz an den Arbeitsplatz gebracht werden kann. "Indes: "Günstigere Hardwarepreise drücken sich nicht notwendigerweise in niedrigeren Kosten im EDV-Budget aus", schwant Dr. Gert Bindels, Geschäftsführer der Kienzle Apparate GmbH, Villingen. Ein Siemens-Sprecher faßt dies in Worte: "Sinkenden Hardwarekosten stehen steigende Softwarekosten gegenüber, deshalb haben wir die Preise der Software entbündelt."

Die mit dem Unbundling einhergehende Wettbewerbsverschärfung auf dem DV-Dienstleistungssektor stört NCR-Geschäftsführer Hackel nicht: "Diese Methode ist vorteilhaft für die Anwender, weil nur tatsächlich in Anspruch, genommene Leistungen zu zahlen sind."