Business Networking für Mittelständler

Gut vernetzt ist halb gewonnen

20.05.2005
Von 
Ina Hönicke ist freie Journalistin in München.

Der Frankfurter Sicherheitsfachmann bedauert, dass dem Thema Vernetzung hier zu Lande nicht der gleiche Status wie beispielsweise in der angelsächsischen Welt eingeräumt wird. Dort böten eine große Anzahl von Clubs sowie geschlossene Zirkel jede Menge Kontaktmöglichkeiten. Boos: "Mit Hilfe von Networking sollen schließlich neue Kontakte initiiert und bestehende etabliert werden. Darüber hinaus können die Erfahrungen Dritter für das eigene Unternehmen genutzt und Kundenbedürfnisse besser verstanden werden." Allerdings gelte auch hier die Devise: Ohne Fleiß kein Preis. Gutes Networking erfordere nämlich einen hohen Zeitaufwand. Boos: "Dabei ist Zeit genau das, was den Verantwortlichen in den mittelständischen Unternehmen fast immer fehlt." Wer aber Vernetzung nur halbherzig betreibe, sollte es gleich bleiben lassen und seine Energie voll ins Tagesgeschäft einbringen. Der Arago-Chef schätzt seinen eigenen Networking-Zeitaufwand auf zirka zehn bis 15 Prozent seiner Arbeitszeit: "Da dies nicht ausreicht, spielt sich der Rest in der Freizeit ab."

Während viele Netzwerkplattformen noch um Erfolg ringen, scheinen vor allem regionale Netzwerke eine immer größere Rolle zu spielen. Zu ihnen gehört auch "it@O" - eine Plattform von Unternehmen der IT-Branche und Anwenderunternehmen Oberfrankens. Das Angebot reicht von möglichen Kooperationspartnern über Informationen zum Standort Oberfranken bis hin zu relevanten Ansprechpartnern bei Gründungsfragen. Alois Kastner-Maresch, Geschäftsführer der Livinglogic AG in Bayreuth: "Hier findet ein wirklicher Austausch statt. Dazu gehört auch, dass Kooperationen nicht nur angedacht, sondern vertraglich abgesichert werden." Nach Meinung von Kastner-Maresch erwarten Mittelständler von einer Plattform vor allem Nutzen. Denn wer so wenig Zeit habe, könne diese nicht verplempern. Der Bayreuther IT-Experte: "Ohne das Netzwerk haben die Unternehmen lange Zeit gar nicht gewusst, welche anderen Betriebe es in der Region gibt, was diese produzieren, wer die Ansprechpartner sind." Um den Erfolg der Plattform zu garantieren, sei es wichtig, eine Kerngruppe ins Leben zu rufen, die das Vorhaben über längere Zeit hinweg trägt. Kastner-Maresch: "Voraussetzung sind in erster Linie Menschen, die sich einbringen. Das gilt bei mittelständischen Firmen noch mehr als bei Großunternehmen."

Partner für größere Projekte

Gerald Leithner, Inhaber von Network Print & Media Leithner e. K. in Ebelsbach, gehört zu denen, die die diversen Möglichkeiten des it@O-Netzwerkes zu schätzen wissen: "Man lernt Kollegen und Mitbewerber kennen und findet möglicherweise Partner für größere Projekte." Dass it@O so erfolgreich ist, liegt seiner Meinung nach unter anderem an der Regionalität. In Nordbayern gebe es etliche kleinere Unternehmen, die auf der Suche nach starken Partnern für mögliche Kooperationen seien. Dafür biete sich das Netzwerk geradezu an. Leithner: "Bei it@O kann man sich präsentieren, dazulernen und sich austauschen. Ähnlich funktioniert die Plattform ,firmenfreundschaften‘ der Hypovereinsbank." (uk)

Ina Hönicke, freie Journalistin in München.