Gute Erfahrungen mit Harris 1600:

Groß-EDV-Anwender IABG testet Terminalsysteme

16.03.1979

OTTOBRUNN - technische Untersuchungen, wissenschaftliche Studien und betriebswirtschaftliche Probleme werden durch den Einsatz von Datenverarbeitungsanlagen unterstützt. Diese Unterstützung des IABG-Datenzentrums in Ottobrunn sichern sich auch Firmen wie die Technischen Überwachungsvereine Bayern und Hannover, die per DFÜ Festigkeitsberechnungen durchführen, das IFO-Institut, dessen Konjunktur-Datenbank von den IABG-Rechnern verwaltet wird, und um ein weiteres der vielen Beispiele zu nennen, die Deutsche Babcock, die ihre Materialwirtschaft für den Rohrbau über die EDV bei der IABG abwickelt.

Letzteres hat seine besonderen Gründe, da das benutzte Programmpaket vom Mitbewerber stammt, aber die IABG es als herstellerneutrale Institution im Service zur Nutzung anbieten kann. Außerdem verfügt die IABG über zusätzliche Rohrleitungsberechnungsprogramme, so daß für die Babcock ein vielseitiges Softwareangebot auf dem Spezialsektor Röhren bereit steht.

Um die ständige Nutzung dieses Angebots zu erleichtern, hat die IABG bei ihrem Kunden Deutsche Babcock im Oktober 1978 zunächst in der Niederlassung Eschborn bei Frankfurt ein Remote-Batch-Terminalsystem Harris 1610 installiert und gleichzeitig einen Vertrag zur Nutzung der Räume und der Manpower mit der Babcock abgeschlossen. Auf diese Weise steht dem Kunden Babcock der direkte Zugriff auf die Großrechner in Ottobrunn und der IABG eine Vertriebsniederlassung mit Demonstrationsmöglichkeit des gesamten Leistungsumfangs der EDV in dem akquisitorisch wichtigen Rhein-Main-Industrieraum zur Verfügung.

Ein gleiches System Harris 1610 mit Bedienerkonsole, Kartenleser (600 Karten pro Minute) und Zeilendrucker (600 Zeilen pro Minute) steht bereits seit September 78 direkt bei der IABG in Ottobrunn, um vor dem Einsatz beim ersten Kunden bereits praktische Erfahrungen zu sammeln.

Diese System ist - was man bei einem Remote-Batch-System eigentlich nicht erwarten würde - in unmittelbarer Nähe des zentralen Rechenzentrums installiert. Aber das hat seinen Grund: Es wird für Anwendungen spezieller Art vor allem von externen Benutzern, die nach Ottobrunn kommen, eingesetzt; zum Beispiel wenn besondere Formulare verarbeitet werden sollen, die Daten und Programme besonderer Geheimhaltung unterliegen etc.

Hinzu kommt, daß natürlich nicht alle Anwendungsprogramme, die die IABG im Service anbietet, auf dem CDC-Großrechner in Ottobrunn gefahren werden. Einige Programme laufen auf einer IBM-Anlage und anderen Rechnern. Mit Hilfe des Harris-Terminals kann der Benutzer über Wählleitung auch jeden anderen (gängigen) Großrechner ansprechen, außerdem können parallel Tests und Emulationsüberprüfungen stattfinden. Der weitere Vorteil mehrerer DFÜ-Anschlüsse: Hat der Anwender beispielsweise Probleme mit einer Leitung, so kann er seine Arbeit dort unterbrechen und auf einer anderen Leitung arbeiten, während auf der ersten nach dem Fehler gesucht wird. Diese Möglichkeit erhöht den Datendurchsatz und spart dem Anwender Zeit und Kosten.

IABG - Industrieanlagen Betriebsgesellschaft mbH in Ottobrunn bei München ist ein Unternehmen für technisch-wissenschaftliche Dienstleistungen. Rund die Hälfte der 1600 Beschäftigten sind wissenschaftliche Mitarbeiter. Sie stellen, zusammen mit ausgedehnten Versuchs-, Simulations- und Rechenanlagen, eine umfassende Kapazität für systemtechnische Dienstleistungen bei der Bearbeitung Komplexer Projekte dar.

Die Geschäftsanteile der IABG werden von einer Bundesgesellschaft, der IVG, mit 74 Prozent gehalten, so daß die IABG als mittelbare Bundesgesellschaft völlig industrieungebunden und firmenneutral tätig werden kann.

Die IABG erarbeitet Planungs- und Entscheidungshilfen für Vorhaben öffentlicher und privater Auftraggeber vorwiegend aus dem Verteidigungsbereich, aus Forschung und Technologie, aus dem Verkehrswesen, aus dem Luft- und Raumfahrtbereich sowie aus der Fahrzeugindustrie.

Das von der IABG verwaltete Anlagevermögen (Gebäude, Laboratorien, Ausbildungseinrichtungen, Großrechneranlagen und so weiter) ist überwiegend Bundeseigentum.

Vielseitig und anwenderfreundlich

Als großes Dienstleistungs- und Beratungs-Unternehmen macht sich die IABG schon seit langem Gedanken, wie man auch Anwendern, die im Service mit einem Rechenzentrum arbeiten, mehr dezentrale eigene Verarbeitungsmöglichkeiten sowie mehr Intelligenz und EDV-Leistung am Arbeitsplatz zur Verfügung stellen könnte. Und zwar unter der Prämisse, daß die DFÜ zu mehreren Zentralrechnern beziehungsweise Service-Zentren gleichzeitig ermöglicht wird das Preis-/Leistungsverhältnis wesentlich günstiger als bei einem autonomen Computersystem ist und nicht zuletzt die Bedienung sehr einfach sein muß. Denn im allgemeinen kann man bei dem Einsatz eines solchen Systems nicht unbedingt davon ausgehen, daß das Operating durch EDV-Fachleute erfolgt. Das gilt für kommerzielle EDV-Programme in Außenstellen und Niederlassungen von Unternehmen, die meist durch kaufmännische Sachbearbeiter gefahren werden wie auch für technisch-wissenschafliche EDV-Anwendungen, wie sie zum Beispiel bei der IABG durch Naturwissenschaftler und Ingenieure betreut werden. Die mangelnde Erfahrung der Operatoren führte bisher immer wieder zu Problemen mit meist kleiner Ursache, aber großer Wirkung. Daraus hat die IABG Konsequenzen gezogen und will insbesondere den Maschinen-Mix auf dem Terminalsektor weitgehend vereinheitlichen.

Den Anforderungen nach vielseitigem Einsatz und anwenderfreundlicher Handhabung kommt die Terminalfamilie Harris 1600 nach Meinung der IABG-Datenverarbeitungsfachleute in besonderem Maße entgegen. Sie bietet die Übertragungsprotokolle aller führenden Mainframe-Hersteller (IBM, Sperry Univac, CDC, Honeywell, Burroughs) und kann mit bis zu vier Hostrechnern gleichzeitig kommunizieren. Sie umfaßt eine leistungsstarke Minicomputer-Zentraleinheit bis 256 KB, ein anwenderorientiertes Multitasking-Betriebssystem und eine umfangreiche, dynamisch zuzuordnende Peripherie. Sie ist einfach zu bedienen, führt den Anwender durch das Programm und gibt ausführliche Systemstatus- und Fehlermeldungen.

Problemlos auszubauen

Außerdem läßt sich die Harris-Familie 1600 vom kleinsten Remote-Batch-System 1610 in mehreren Stufen bis zum kompletten Distributed-Processing-System 1670 ausbauen - problemlos im

Feld durch einfache Hinzufügung weiterer Leitungsprotokolle, Software für die intelligente Remote-Datenerfassung, Sprachprozessoren für die Erstellung von Batchprogrammen in Cobol und Dialogprogrammen in Regal (einer Harris-Eigenentwicklung) sowie last not least durch Kombination der Top-Modelle aus der Remote-Batch-Terminal- und der Dialog-Terminal-Familie Harris 1600 und 8000 zu einem wirklich vielseitigen System, das sowohl autonom arbeiten wie auch auf die Ressourcen von Hostrechnern aller Art im Remote-Batch- und Dialog-Verfahren zugreifen kann.

Das dürfte besonders interessant sein für Anwender, die zum Beispiel ein umfangreiches autonomes EDV-System in einer Niederlassung durch eine Terminallösung ersetzen, aber nicht auf früher

gewohnte Leistung und Komfort verzichten wollen - also auch für viele Kunden der IABG gerade aus dem kommerziellen und industriellen Bereich.

Die IABG selbst begnügt sich zur Zeit mit der kleinsten Ausbaustufe, weil sie ja den Großrechner im eigenen Haus zur ständigen Verfügung hat beziehungsweise nur relativ geringe Entfernungen auf dem eigenen Werksgelände überbrücken muß.

Im Rahmen der in Aussicht genommenen Vereinheitlichung aller zur Zeit in Ottobrunn installierten Terminalsysteme unterschiedlicher Hersteller testet die IABG die verschiedenen Remote-Batch-Stationen in der Praxis, um nicht nur für sich selbst die bestmögliche Lösung zu finden, sondern vor allem auch die Kunden optimal beraten zu können.

* Angelika G. Loewenheim ist freie EDV-Journalistin