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Google spricht

24.08.2005
Mit Google Talk, einer Kombination aus Instant Messaging und Internet-Telefonie, expandiert Google wieder in neue Bereiche. Skype hat bereits reagiert und legt APIs offen.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Wie gestern bereits vermutet, hat Google einen eigenen Instant-Messaging- und Internet-Telefoniedienst gestartet. Das zunächst für Windows erhältliche "Google Talk" nutzt für Authentifizierung, Präsenzanzeige und (Text-)Messaging das quelloffene XMPP-Protokoll von Jabber. Weitere Betriebssysteme sollen nach und nach unterstützt werden, über Jabber-konforme Clients können Mac- und Linux-Nutzer aber schon jetzt mit Windows-Talkern chatten.

Das Google-Talk-Installationsprogramm ist ein knappes Megabyte groß. Der Client ist eng mit dem hauseigenen E-Mail-Service "Gmail" verzahnt - er verwendet dessen Benutzernamen und Passwort, übernimmt die Kontaktliste und informiert auch über den Eingang neuer Nachrichten (und macht damit den "Gmail Notifier" überflüssig). Ein Gmail-Konto ist damit zwingende Voraussetzung für die Benutzung von Google Talk.

Konferenzen mit mehreren Teilnehmern sind in der ersten veröffentlichten Version weder beim Instant Messaging noch bei Internet-Telefonaten möglich.Die Sprachfunktionalität steht bislang nur bei direkter Verbindung zwischen Google-Talk-Clients (und somit nur unter Windows) zur Verfügung. Die Sprachqualität ist überraschend gut. Allerdings muss man hier erst einmal abwarten, wie sie sich entwickelt, sobald sich mehr Nutzer aufschalten.

Neben XMPP will Google in künftigen Talk-Versionen auch den VoIP-Standard SIP (Session Initiation Protocol) unterstützen. Andere potenziell geeignete Protokolle nimmt das Unternehmen ebenfalls in Augenschein. Für die Sprachfunktionen verwendet Google Talk derzeit ein "spezielles XMPP-basierendes Signalisierungsprotokoll und einen Peer-to-peer-Kommunikationsmechanismus". Diese sollen voll dokumentiert werden, in Kürze wird auch SIP-Signaling unterstützt. Als Sprachcodecs unterstützt Google Talk die Standards PCMA, PCMU, G.723 und iLBC; Speex wird derzeit evaluiert. Außerdem beherrscht Talk die Codecs ISAC, IPCMWB und EG711U/A von Global IP Sound.

Wie auch bei seinen bisherigen Angeboten setzt Google bei Talk zum einen auf eine schlanke und werbefreie Oberfläche ohne unnötigen Schnickschack und nervige Werbung, zum anderen unter der Haube auf offene technische Standards. Damit hat der neue Service das Zeug dazu, die bisherigen IM-Insellösungen und VoIP-Startups à la Skype das Fürchten zu lehren.

Und er macht einmal mehr klar, dass Google längst mehr ist als nur die weltweit dominierende Internet-Suchmaschine. "Generell zeigt dies, dass Google - ob es das mag oder nicht - in Wahrheit ein Web-Portal und ein Medienunternehmen ist", befindet der Gartner-Analyst Allen Weiner. (tc)