Praxistest

Google Pixel 8 (Pro) im Business

03.11.2023
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Mit Pixel 8 und 8 Pro hat Google seine Smartphone-Reihe um zwei solide Geräte erweitert. Bei Business-Nutzern punkten die Smartphones neben der guten Ausstattung mit einer 7-jährigen Update-Garantie.
Das Pixel 8 Pro eignet sich neben der privaten Nutzung auch sehr gut als Business-Device.
Das Pixel 8 Pro eignet sich neben der privaten Nutzung auch sehr gut als Business-Device.
Foto: Google

Nach den wechselhaften Erfolgen seiner Nexus-Hardware scheint Google mit seinen 2016 gestarteten Pixel-Smartphones inzwischen den Bogen rauszuhaben. Davon zeugen nicht nur Erfolgsmeldungen wie die laut IDC weltweit knapp 10 Millionen verkauften Geräte in einem Jahr. Auch was Spezifikationen, Optik und Verarbeitung angeht, mischen die Devices seit einigen Jahren vorne mit. Doch reicht das Gebotene aus, um der anspruchsvollen Business-Klientel gerecht zu werden?

Andere Prioritäten als Privatkunden

Egal, ob es sich um reine Firmengeräte oder private Devices, die auch beruflich benutzt werden, handelt: Im Unternehmenseinsatz werden teilweise ganz andere Aspekte priorisiert. So muss es - zumindest aus Sicht der IT- oder Finanzabteilung - nicht unbedingt das neueste und edelste Modell sein. Wichtiger ist eher, dass es zuverlässig ist, über einen Zeitraum von mehreren Jahren Updates und Security-Patches erhält, sowie sich gut verwalten und absichern lässt.

Daneben dürften vor allem für Road Warrior neben einer langen Akkulaufzeit auch Faktoren wie Display-Helligkeit oder Schutz vor Staub, Wasser sowie Stößen von Bedeutung sein. Leistung und Geschwindigkeit spielen natürlich auch eine gewisse Rolle - Stichwort User Experience.

Hier ein Versuch, das neue Pixel-Duo nach Business-Kriterien zu bewerten:

Aufmachung und Image

Machen wir uns nichts vor, auch wenn der Name Google jedem geläufig ist, an seinem Image als Smartphone-Hersteller muss die Company trotz (auf niedrigem Niveau) steil wachsenden Verkaufszahlen bei seinen Pixel-Geräten noch arbeiten.

Google Pixel 8 Pro und Pixel 8 unterscheiden sich in einigen wesentlichen Details.
Google Pixel 8 Pro und Pixel 8 unterscheiden sich in einigen wesentlichen Details.
Foto: Google

Die Chancen, dass Google mit Pixel 8 (Pro) an diesen anfänglichen Erfolgen anknüpfen kann, stehen gut: Wie bereits das Pixel 7 (Pro), macht auch die aktuelle Modellreihe mit Alurahmen, glänzende, beziehungsweise matte (Pixel 8 Pro) Glasrückseite, der für Pixel-Smartphones typischen horizontalen Kameraeinfassung und OLED-Display einen durchaus wertigen Eindruck.

Trotz aller Eleganz könnten die beiden Geräte auch einiges wegstecken: Die Vorderseite ist durch widerstandsfähiges Gorilla Glass Victus 2 geschützt, gleichzeitig erfüllen die Devices die Schutzklasse IP68 für Staub- und Wasserdichte.

Auch die in der schicken Hülle eingepackte Technik passt. So verfügen beide Modelle über ein OLED-Display mit adaptiver Bildwiederholrate (Smooth Display). Mit maximal 2000 Nits wurde auch die Leuchtkraft des Displays gegenüber dem bereits guten Pixel 7 Pro (1500 Nits) weiter verbessert und erlaubt im Freien selbst bei strahlender Sonne eine gute Lesbarkeit.

Ein weiteres Highlight sind insbesondere beim Pixel 8 Pro die Kamerasysteme mit einer 50 MP starken Hauptkamera, einer 48 MP Ultraweitkamera sowie einem 48 MP Teleobjektiv mit 5-fach optischem Zoom. Damit nicht genug, bietet Google bei dem Topmodell auch noch die Möglichkeit, mit dem Pro-Modus Auslösegeschwindigkeit, Fokus oder ISO-Werte manuell anzupassen.

Im Gegensatz zum Pixel 8 besitzt das Pixel 8 Pro in der Leiste ein Teleobjektiv sowie einen Temperatursensor.
Im Gegensatz zum Pixel 8 besitzt das Pixel 8 Pro in der Leiste ein Teleobjektiv sowie einen Temperatursensor.

Bei den meisten beruflichen Tätigkeiten dürfte zwar eine deutlich schwächere Kamera locker ausreichen - allerdings orientieren sich auch die Konkurrent Apple und Samsung bei den Eigenschaften ihrer Topmodelle primär an den Fotografie-Eigenschaften.

Das Pixel 8 Pro hat zudem in der Kameraleiste noch einen Sensor, für Temperaturen zwischen minus 20 bis 150 Grad Celsius. Wer als Anlagentechniker oder Ähnliches beruflich auf einigermaßen korrekte Messwerte angewiesen ist, sollte allerdings besser auf ein dafür vorgesehenes Profigerät setzen. Das Tool ist aber durchaus geeignet, wenn es nur darum geht, zu vermeiden, dass man sich den Mund an der heißen Kaffeetasse oder der Kantinensuppe verbrennt.

Tricks mit Künstliche Intelligenz

Eher in die Kategorie Gimmicks fallen Bildbearbeitungsfunktionen wie der magische Editor oder Best Take. diese stellt Google exklusiv für beide Geräte bereit, obwohl die Bearbeitung der Bilder in der Cloud stattfindet. Während die Möglichkeit, aus hintereinander aufgenommenen Gruppenaufnahmen ein perfektes Foto zu generieren, dabei noch relativ harmlos ist, könnte die theoretische Manipulation von Bildhintergründen in manchen Jobs zumindest ein Stirnrunzeln hervorrufen.

KI-generierte Wallpaper auf Pixel 8 und Pixel 8 Pro.
KI-generierte Wallpaper auf Pixel 8 und Pixel 8 Pro.

Reine Spielerei ist dagegen die exklusiv für die Pixel-8-Serie gebotene Möglichkeit, auf Grundlage von wenigen Vorlagen und vorgeschlagenen Stichworten KI-generierte individuelle Hintergrundbilder zu erstellen.

Gesichtserkennung deutlich verbessert

Wesentlich relevanter für die Nutzung dürfte das - im Vergleich zum Vorgänger - verbesserte Face Unlock sein. Wie ein direkter Vergleich klar zeigte, muss man damit nicht mehr so häufig auf den Fingerabdruck-Sensor zurückgreifen. Dieser wird lediglich bei schlechten Sichtverhältnissen benötigt, etwa wenn es zu dunkel ist.

Außerdem erfüllt das System laut Google die höchste biometrische Klasse Drei von Android und ermöglicht damit auch den Zugriff auf kompatible Bank- und Zahlungs-Apps wie Google Wallet. Möglicherweise kann es in Zukunft auch bei geschäftlichen Anwendung zur Multifaktor-Identifizierung genutzt werden. Anders als Apple bei seinen iPhone-Modellen arbeitet Google dabei nicht mit einem 3D-Sensor, sondern verwendet eine Kombination aus Hard- und Software, wobei der neue Tensor G3-Chip eine wichtige Rolle spielt.

Mehr Dauerläufer als Sprinter

Bei dem selbstentwickelten Chipsatz hat sich Google statt auf besonders hohe Leistung auf die KI-Fähigkeiten konzentriert. So soll es sich bei dem Tensor G3 um das bisher größte maschinelle Lernmodell des Unternehmens handeln, das zehnmal komplexer ist als das des Tensor G2 der vorangegangenen Pixel-Generation.

Das Modell eignet sich dabei natürlich nicht nur für GenAI-Wallpaper oder die Manipulation von Bildern. Wie ein Vergleich mit dem Pixel Pro 7 zeigte, ist auch die Offline-Spracherkennung deutlich verbessert worden. Die Ergebnisse sind präziser, und das Gerät erkennt sogar Pausen und Ähms (und lässt sie im Transkript weg). Ein Grund mehr, die Technik öfter einmal zum Verfassen von Mails oder anderen Texten zu nutzen.

Der Fokus auf KI-Funktionen schlägt sich allerdings in der Performance nieder, wie von Kollegen erstellte Benchmark-Vergleiche des Pixel 8 Pro mit anderen Geräten wie dem Samsung Galaxy S23 Ultra oder dem iPhone 14 Pro Max zeigen.

In herkömmlichen Einsatzszenarien macht sich diese vermeintliche Schwäche aber nicht bemerkbar. In unserem Test reagierte selbst das mit "nur" 8 statt 12 GB RAM ausgestattete Pixel 8 flüssig, was Surfen im Internet oder Multitasking mit mehreren offenen Anwendungen anging.

Wesentlich relevanter als die Performance dürfte im beruflichen, aber auch privaten Kontext sicher die Akkulaufzeit sein. Hier sind Pixel 8 und Pixel 8 Pro mit 4.575 mAh beziehungsweise 5.050 mAh gut ausgestattet, in der Praxis zeigten beide Geräte keine frühen Ermüdungserscheinungen. Für einen Arbeitstag reicht der Saft auf jeden Fall aus. Falls Nachschub benötigt wird, unterstützen die Phones ein schnelles Nachladen mit 30 Watt. Voraussetzung dafür ist allerdings ein passendes Ladegerät, Google selbst liefert nur ein USB-C-Kabel mit USB-Adapter mit.

Software und Apps

Während die beiden Smartphones bei der Hardware kleinere Schwächen aufzeigen, können sie bei der Software punkten. Der Grund dafür ist, dass Google hier - ähnlich wie Apple - voll und ganz auf sein hauseigenes Ökosystem bestehend aus Betriebssystem, App-Store und Services baut. So kann die Company nicht nur Android nach eigenem Gusto weiter entwickeln, auch lassen sich Firmware-Updates und Sicherheits-Patches sofort nach ihrer Bereitstellung aufspielen. Andere Anbieter von Android-geräten müssen Updates erst noch an ihre Geräte anpassen und testen.

Hinzu kommt, dass Google auch kontinuierlich daran arbeitet, Android um Business-relevante Funktionen wie eine bessere Verwaltbarkeit und Absicherung zu erweitern. Das auf Pixel 8 und Pixel 8 Pro installierte Android 14 ist dafür zwar nicht unbedingt das beste Beispiel. Immerhin wurden mit dem Release die Standard-PIN-Nummer für den Lockscreen von vier auf sechs Ziffern erhöht und das Android-Work-Profil in hybriden Szenarien überarbeitet. Dank Googles Upgrade-Garantie kommen über die nächsten sieben Jahre sicherlich weitere wichtige und nützliche Funktionen hinzu.

Gutes Preis-Leistungsverhältnis - auf lange Sicht

Das Pixel 8 ist ab 799 Euro zu haben, für das Pixel 8 Pro müssen Sie im Google Store mindestens 1.099 Euro auf den Tisch legen. Damit ist der Preis gegenüber den Vorjahresmodellen deutlich angestiegen. Er liegt aber noch immer unter den UVP vergleichbarer Topgeräte wie dem Apple iPhone 15 (Pro) oder dem Samsung Galaxy S23 (+ oder Ultra).

Interessant wird die Rechnung, wenn man die Kosten über den gesamten Nutzungszeitraum (TCO - Total Cost of Ownership) beziehungsweise über die Länge einer sicheren Nutzung betrachtet: So verspricht Google, dass die Pixel-8-Reihe mindestens bis Oktober 2030, also sieben Jahre lang, Versions- und Sicherheits-Updates erhält.

Zum Vergleich:

  • Das Samsung Galaxy S23 erhält bis (mindestens) 2026 Android-Updates. Sicherheitspatches garantiert Samsung bis 2028.

  • Da Apple wie Google auch die Weiterentwicklung des Betriebssystems selbst gestalten kann, werden iPhones erfahrungsgemäß mindestens fünf Jahre lang mit neuen iOS- und Sicherheits-Updates unterstützt. Teilweise ist der Support sogar noch viel länger, wie das jüngste Update auf iOS 15.8 zeigt. Davon profitieren sogar Nutzer des 2016 vorgestellten und 2019 eingestellten iPhone 7.

Fast schon vorbildlich

Als Google in Android-Urzeiten damit begann, in Kooperation mit HTC und LG eigene Hardware herauszubringen, war das Hauptmotiv, damit Kunden und andere Hersteller von den Möglichkeiten seines Mobile-Betriebssystems zu überzeugen. Zwar spielt mittlerweile daneben auch der monetäre Aspekt eine gewisse Rolle. Wie Pixel 8 und Pixel 8 Pro zeigen, sieht sich Google aber weiterhin in einer Art Vorreiter.

Wohin die Reise geht, dürfte klar sein: Eine (noch) stärkere Verlagerung auf Software und KI sowie Update-Garantien ermöglichen eine längere Nutzungsdauer, ohne dabei Sicherheitsrisiken oder größere Einschränkungen bei der Bedienbarkeit in Kauf nehmen zu müssen. Dies schont im privaten und beruflichen Umfeld das Budget und verbessert gleichzeitig die Nachhaltigkeitsbilanz.

Neben viel Licht gibt es allerdings auch etwas Schatten. Dazu zählen insbesondere die deutlich gegenüber dem Vorjahresmodellen gestiegene Preise. Dabei müssen insbesondere Nutzer mit einer Vorliebe für größere Bildschirme in den sauren Apfel beißen und knapp 1100 Euro für das Pixel 8 Pro in der kleinsten Speichergröße (128 GB) hinblättern. Wer einen kleineren Formfaktor präferiert, ist mit dem Pixel 8 gut bedient, muss aber bei der Ausstattung etwas zurückstecken. Hier wäre eine größere Auswahl, wie sie etwa Apple mit iPhone 15, iPhone 15 Plus, iPhone 15 Pro und iPhone 15 Pro Max bietet, schön.

Technische Daten

Daten

Pixel 8

Pixel 8 Pro

Display-Technik

Actua Display (OLED)

Super Actua Display (OLED)

Display

6,2 Zoll | FHD+

6,7 Zoll | QHD+

Bildwiederholrate

60-120 Hz

1-120 Hz

Hauptkamera

50 MP Haupt | 12 MP Ultraweit

50 MP Haupt | 48 MP Ultraweit | 48 MP Tele (5-fach optisch)

Frontkamera

10,5 MP

10,5 MP

Prozessor

Tensor G3

Tensor G3

Arbeitsspeicher

8 GB RAM

12 GB RAM

Speicher

128 GB / 256 GB UFS 3.1

128 GB / 256 GB / 512 GB UFS 3.1

erweiterbar?

nein

nein

Dual-SIM

ja

ja

Mobiles Internet

LTE/5G

LTE/5G

Akku

4.575 mAh

5.050 mAh

Schnellladen (kabelgebunden)

30 Watt

30 Watt

Maße

150,5 × 70,8 × 8,9 mm

162,6 × 76,5 × 8,8 mm

Gewicht

187 Gramm

213 Gramm

Update-Garantie

7 Jahre

7 Jahre

Farben

Obsidian, Hazel, Rose

Obsidian, Porcelain, Bay

Preis (UVP)

ab 799 €

ab 1.099 €