Google Assistant

Künstliche Intelligenz für den Alltag?

05.10.2016
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Neue Pixel-Smartphones, die VR-Brille Daydream View, Chromecast Ultra sowie der Lautsprecher Home - dieses Gadget-Feuerwerk verblasst gegenüber Googles Ankündigung eines smarten Assistant, der allgegenwärtig sein soll. Er könnte erneut die Business- und Marketing-Welt revolutionieren.
Unter dem Markennamen Pixel entwickelt Google künftig seine Smartphones. Bislang waren die Android-Phones als Nexus-Modelle bekannt.
Unter dem Markennamen Pixel entwickelt Google künftig seine Smartphones. Bislang waren die Android-Phones als Nexus-Modelle bekannt.
Foto: Google

Google will sich mit Hilfe künstlicher Intelligenz in Form des Google Assistant tief im Alltag verankern: Der Internet-Konzern präsentierte hierzu die neuen Smartphones der Pixel-Reihe und den vernetzten Lautsprecher Home. Sie alle sollen Zugang zum neuen digitalen Assistenten Google Assistant gewähren. Google greift damit nicht nur Apple mit seinem iPhone, sondern auch aktuelle Partner wie Samsung an - und macht Amazon Konkurrenz bei smarten Lautsprechern. Während Amazon Echo rund 180 Euro kostet, soll Google Home in den USA für 129 Dollar erhältlich sein. Zur Markteinführung in Deutschland machte Google keine Angaben, listet aber das Produkt bereits in seinem Store unter dem Schlagwort "Smart Home by Google".

Google Assistant

Konkurrenz für Amazons Echo: Mit Home bringt Google ebenfalls einen Lautsprecher der aufs Wort gehorcht.
Konkurrenz für Amazons Echo: Mit Home bringt Google ebenfalls einen Lautsprecher der aufs Wort gehorcht.
Foto: Google

So ist denn auch die Vorstellung des Google Assistant die eigentliche strategische Ankündigung des Konzerns. Das Unternehmen steigt in das Geschäft mit der künstlichen Intelligenz ein und bietet ein cleveres, künstliches und intelligentes Interface zwischen den Google-Nutzern und den gigantischen Datenmengen, die Konzern gespeichert hat. Oder anders formuliert: Big Data und Analytics halten Einzug im Alltag der Bürger.

So weiß der Google Assistant nicht nur alles (oder kann alles herausfinden), sondern er wird wohl auf einer großen und wachsenden Palette an Geräten im Haushalt laufen. rund um das Haus lauern zu haben. Wie bereits heute auf dem Smartphone sagt der Benutzer künftig einfach "OK Google", erteilt einen Sprachbefehl und Smartphone, Tablet, Hub, Musiksystem oder andere Geräte starten und führe die Aufgabe aus - etwa das Streaming eines Musikstücks.

Doch das wird nicht alles bleiben. Während der Vorstellung von Google Assistant war die Rede von "conversational interactions", die für Partner freigeben werden. Oder anders formuliert, auf diese Weise wird Google sein Angebot der künstlichen Intelligenz monetarisieren. Etwa, wenn der User frägt "Wo ist die nächste Pizzeria" und Google per Sprache Lokalität und Richtung nennt. Und im Hintergrund dann eine kleine Gebühr für die "Partner"-Pizzeria fällig wird. Partner könnten aber auch die ganzen Konsumgüterhersteller sein. Sie könnten mit Google Assistant ihre ganzen Handbücher mit X-Sprachen ersetzen und künftig bei Fragen zu Bedienung einen interaktiven, automatischen Support aus dem Netz offerieren.

Droht mit Assistan neuer Ärger mit der EU?

Allerdings könnte Google mit dem Assistant weiterer Ärger ins Haus stehen, denn gegen den Konzern laufen bereits drei EU-Verfahren wegen Verstoßes gegen das EU-Wettbewerbsrechts. Dabei geht es um die Suchergebnisse bei Google-Shopping, die Android-Software sowie das Anzeigengeschäft. Bis Mitte Okotober muss Google EU-Kommissarin Margrethe Vestager auf diese Anschuldigungen zufriedenstellend antworten, denn sonst droht dem Konzern eine Milliardenstrafe. Experten gehen davon aus, dass Google Assistant die Befürchtungen der Kommission wohl eher bekräftigen dürften.

Pixel Smartphones - die Nexus-Nachfolger

Noch unklar ist, wann das WLAN-System Google WiFi hierzulande erhältlich ist.
Noch unklar ist, wann das WLAN-System Google WiFi hierzulande erhältlich ist.
Foto: Google

Beim hauseigenen Smartphone Pixel soll der Google Assistant nur einen Klick oder einen Sprachbefehl entfernt sein - ähnlich wie Siri auf Apples iPhones. Google stattete den Assistenten aber mit seinem Wissen über die Welt aus. Ein Konkurrenzkampf künstlicher Intelligenzen scheint damit programmiert. Gleichzeitig markiert Pixel das Ende der erfolgreichen Nexus-Baureihe. Seit 2010 arbeitete Google mit Smartphone-Herstellern rund um die Welt zusammen, um, so der Konzern, "mit Nexus-Geräten das beste Android-Erlebnis zu bieten". Jetzt habe sich der Konzern entschieden, Hardware- und Software-Design unter einem Dach zu vereinen. So sei Pixel das erste Smartphone, das komplett bei Google entwickelt worden sei. Gebaut wird es laut Brichten vom Hersteller HTC.

So verspricht Google, die Kamera in dem Telefon sei "die beste, die je in einem Smartphone verbaut wurde". Unter anderem könne sie besonders viel Licht einfangen und der Bildstabilisator arbeite besonders präzise. Hält man den Auslöser gedrückt, nimmt die Kamera eine Bildserie auf - und die Software sucht selbst die besten Bilder raus. "Pixel"-Käufer bekommen auch uneingeschränkten Speicherplatz für ihre Fotos - und sogar Videos in 4K-Auflösung - auf Googles Servern. Mit 15 Minuten Ladezeit könne das "Pixel" sieben Stunden laufen.

Mit dem "Pixel" hat Google auch iPhone-Nutzer im Visier: Es gibt einen Umzugs-Assistenten und sogar ein Adapter-Kabel. Zugleich könnte der Internet-Konzern aber auch dem Smartphone-Marktführer Samsung, der stark im Geschäft mit teuren Android-Telefonen ist, das Wasser abgraben. Zudem steigt Google mit dem Pixel in Preisregionen ein, die bislang von den Nexus-Modellen unbekannt waren. Je nach Ausstattung sollen die Geräte zwischen rund 759 und 1009 Euro kosten.

Partnerschaft mit der Telekom

Hierzulande ist der Konzern eine exklusive Partnerschaft mit der Telekom eingegangen. Ab sofort können Kunden beim dem Bonner Carrier das Pixel vorbestellen. Sie bekommen dann, so verspricht es die Telekom, das Gerät am 20. Oktober 2016 direkt zum Verkaufsstart in Deutschland nach Hause geliefert. Pixel ist mit einem 12,7 Zentimeter (5 Zoll) großen Full-HD-Screen ausgestattet. Mit 32 GB Speicherplatz ist es im Tarif MagentaMobil L ab 9,95 Euro erhältlich, der Gerätepreis ohne Tarif liegt bei 759,95 Euro. Die 128 GB Variante gibt es mit MagentaMobil L ab 49,95 Euro, Solo-Endgerätepreis ist 869,95 Euro.

Wer es noch größer und hochauflösender mag, bekommt das Pixel XL mit 13,97 Zentimetern (5,5 Zoll) und Quad-HD-Screen mit 32 GB im Tarif MagentaMobil L ab 49,95 Euro, als Solo-Variante für 899,95 Euro. Mit einem Speicher von 128 GB ist das gleiche Modell mit MagentaMobil L ab 149,95 Euro und ohne Vertrag für 1.009,95 Euro erhältlich.

VR-Brille für 69 Euro

Kampfpreis: Nur 69 Euro soll die VR-Brille Daydream View kosten.
Kampfpreis: Nur 69 Euro soll die VR-Brille Daydream View kosten.
Foto: Google

Gleichzeitig gehören die Pixel-Smartphones mit zu den ersten Geräten, die die neue Virtual-Reality-Plattform Daydream VR unterstützten. Passend dazu hat der Konzern mit der Daydream View eine eigene VR-Brille vorgestellt. Die Oberfläche der Brille besteht auf Mikrofaser-Stoff statt Plastik wie bei der Konkurrenz. Das solle sie angenehmer in der Handhabung und rund ein Drittel leichter als vergleichbare Geräte machen. Google tritt zudem mit einem Kampfpreis gegen Konkurrenz-Angebote wie Samsungs Brille Gear VR an: Die "Daydream View" des Internet-Konzerns soll ab November im Google Store und beim Partner Deutsche Telekom für 69 Euro erhältlich sein.

Damit es nicht an passendem Content für die VR-Brille fehlt, hat Google eigene Inhalte für die Brille in die VR-Welt überführt. Auf YouTube sei die komplette Video-Sammlung auf einer virtuellen Großleinwand zu betrachten und es gebe VR-Videos zu erleben, wie etwa von YouTubern wie Die Lochis, BibisBeautyPalace, LeFloid, Kinocheck, Simon Desue, Gronkh und ApeCrimeTV.

In Street View sein ausgesuchte Touren an über 150 der weltweit faszinierendsten Orte wie den Pyramiden oder das Taj Mahal zu finden. Mit Google Play könne der User Filme und Serien in seinem eigenen Kino ansehen. Und Google Fotos zeige eigene 360°-Aufnahmen in einer völlig neuen Art und Weise. Darüber gewann der Konzern Partner wie die New York Times und das Wall Street Journal und Lego ist als globaler App-Partner an Bord.

Chromecast Ultra

Das neue Chromecast Ultra unterestützt jetzt 4k-Videos.
Das neue Chromecast Ultra unterestützt jetzt 4k-Videos.
Foto: Google

Mit Chromecast Ultra baut Google seine Chromecast-Familie aus. Neben den bekannten Chromecast-Features wartet Chromecast Ultra mit 4K-Auflösung, High-Dynamic-Range(HDR)-Unterstützung, sowie einer WLAN-Optimierung und Dolby Vision auf. 4K-Inhalte können von Netflix und YouTube gestreamt werden. Ferner arbeite man daran, noch mehr 4K- und HDR-Inhalte an Bord zu holen. So würden im Laufe des Jahres 4K-Filme von Google Play Filme hinzukommen. Chromecast Ultra soll demnächst für 79 Euro erhältlich sein

Google Home und WiFi

Obwohl schon im Google Store gelistet, gibt es zum neuen Lautsprecher Home und zu Google WiFi noch keine näheren Angaben zur Verfügbarkeit In Deutschland. Bei Google WiFi handelt es sich um ein WLAN-System, das aus drei Komponenten besteht. Auf diese Weise soll isch in allen Zimmern eine optimale WLAN-Abdeckung realisieren lassen. Das System erlaubt gleichzeitiges Dualband-WLAN und unterstützt die IEEE-Standards 802.11 a/b/g/n/ac.

Dieser Artikel entstand mit Material von dpa.