Bei der Ausschreibung des neuen US-Flugsicherungssystems:

GM fühlt sich von IBM übers Ohr gehauen

12.08.1988

DETROlT (CW) - General Motors will sich nicht länger abdrängen lassen. Nachdem der Konzern einen Vertrag zwischen Perot Systems und dem U.S. Postal Service zu Fall gebracht hat (siehe Seite 6), attackiert GM jetzt die IBM wegen unfairer Methoden bei dem DV-Großprojekt für die US-Flugsicherung (CW 32, Seite 2).

Schwere Vorwürfe gegen Big Blue: Der Computerkonzern soll die GM-Tochter Hughes Aircraft bei dem Großprojekt zur Modernisierung der US-Flugsicherung regelrecht ausgetrickst haben. So sieht es inzwischen jedenfalls das Haus General Motors.

Die IBM hatte den 3,6-Milliarden-Dollar-Auftrag über den im Vergleich zum Konkurrenzgebot günstiqen Preis gewonnen. Der Clou dabei: Auch Hughes wollte IBM-Hardware einsetzen. Nun habe Big Blue, um das gesamte Geschäft unter Kontrolle zu bekommen, identische Leistungen für sich selbst und für Hughes zu extrem unterschiedlichen Preisen kalkuliert, heißt es sinngemäß in der GM-Beschwerde bei der General Services Administration (GSA).

Laut "Wall Street Journal" wirft GM der IBM vor, eine im Bereich Wartung und Instandsetzung ausgeschriebene Position für 541 471 Dollar der Luftfahrtbehörde FAA angeboten zu haben, während Hughes ein Preis von 33,5 Millionen Dollar genannt worden sei.

Ersatzteile, für die Hughes 223 Millionen Dollar hätte zahlen sollen, offerierte Big Blue der FAA angeblich für nur elf Millionen Dollar. Durch das Zugeständnis an die IBM, sie dürfe auch gebrauchte Geräte einsetzen, ist außerdem nach Ansicht von Hughes die Chancengleichheit verletzt worden. Die GM-Tochter durfte nur mit neuer Hardware kalkulieren.

Ein IBM-Sprecher nannte den Hughes-Protest bei der GSA "unbegründet", einen weiteren Kommentar wolle sein Haus nicht abgeben.