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Gesichtsverlust - Manager verschleppen Insolvenzantrag

28.09.2006

Die Ursachen sind psychologischer Natur: Unternehmer verkennen den Ernst der Situation oder reagieren mit Verdrängungs- und Abwehrmechanismen. Man möchte vor Bekannten und in der Branche nicht als Versager bloßgestellt werden. "Viele gehen davon aus, dass mit der Insolvenz zwangsläufig das Ende eines Unternehmens verbunden ist. Dabei sollte das Ziel eines Insolvenzverfahrens immer die Sanierung sein", so Georg Bitter vom ZIS. In einem "typischen Insolvenzfall", so sagen 56 Prozent der Befragten, kann ein Unternehmen weitergeführt werden. Je größer der Konzern, desto größer die Chance auf Erhalt.

Inhabern fehlt das Betriebswirtschafts-Know-how

Eine Insolvenz ist deutschen Unternehmern peinlich
Eine Insolvenz ist deutschen Unternehmern peinlich

Die Studie zeigt, dass sich inhabergeführte Unternehmen besonders schwer tun mit dem Gang vor den Insolvenzrichter. Diese kleineren Betriebe werden in der Regel von sehr guten Fachexperten gegründet, denen es aber an betriebswirtschaftlichen Kenntnissen fehlt. Das Problem potenziert sich, wenn die Konkurrenz härter und die Märkte schwieriger werden. Ferner fällt auf, dass große Unternehmen eher bereit zum Gang nach Canossa sind und dass jüngere Unternehmen (unter 15 Jahren) häufiger mit Liquiditätsproblemen zu kämpfen haben als ältere.

Schlechte Zahlungsmoral der Kunden sowie rechtliche Aspekte sind externe Einflussgrößen
Schlechte Zahlungsmoral der Kunden sowie rechtliche Aspekte sind externe Einflussgrößen

Neben den internen Insolvenzursachen nennt die Studie auch externe Einflussfaktoren. Zuvörderst werden die "teilweise extrem schlechte Zahlungsmoral der Kunden" genannt (82 Prozent) sowie das Arbeits- und Sozialrecht, das oft zu bürokratisch angewendet werde (81 Prozent). Außerdem tragen den Insolvenzverwaltern zufolge Arbeitsgerichte eine hohe Verantwortung: Sie verhindern notwendige personelle Umstrukturierungen (72 Prozent). Als weitere Problemherde tauchen Basel 2 (ungünstiger Einfluss auf Finanzierungsmöglichkeiten im Unternehmen), die "ausgedehnteren Zahlungsziele im Ausland", unerwartete Probleme bei der Projektabwicklung im Ausland, sowie ein fehlendes Kapital für Wachstumsideen auf. (hv)