Für SAP-Partner bleibt die Lage angespannt

01.04.2004
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Der Unmut der Partner konzentrierte sich auch deshalb auf die SAP SI, weil sie immer im Verdacht stand, von der SAP bevorzugt mit Kundenprojekten bedacht zu werden. Auch SAP-intern war der Dresdener IT-Dienstleister umstritten. Vor allem der deutschen Landesgesellschaft und dem hiesigen Servicearm fiel die Abgrenzung zur SAP SI bisweilen schwer, was zu Reibungsverlusten führte. "Seit die SAP die Mehrheit erworben hat, ist die SAP SI der Zankapfel der Branche", bringt es Nils Niehörster, Geschäftsführer von Raad Consult aus Münster, auf den Punkt. "Nach der hunderprozentigen Übernahme ist endlich klar, woher der Wind weht."

SAP beherrscht das Servicegeschäft

Für die Partner wird die Situation damit zwar klarer, aber keineswegs besser. "Unsere 1600 Consultants verschwinden nicht vom Markt", kündigte Müller bereits an. Zusammen, so schätzt Niehörster, nehmen SAP und SAP SI jeden fünften in Deutschland für SAP-Projekte ausgegebenen Euro ein. Die einzige spürbare Veränderung, die die Übernahme bewirken könnte, beschreibt IDS-Scheer-Manager Abolhassan: "Der Druck einer börsennotierten und gewinnorientierten SAP SI auf den Markt ist größer als der Druck durch die internen SAP-Consultants. Die SAP justiert das Maß an Beratern danach, was die Kunden an direkter Betreuung benötigen."

Die Branche könnte nach drei aufeinander folgenden Krisenjahren etwas weniger Druck gut gebrauchen. Zwar haben die meisten die Flaute genutzt, um ihren Service-Bauchladen zu entrümpeln, doch die Unternehmenszahlen zeigen immer noch deutliche Spuren der Krise.

Einnahmeneinbrüche meldeten zuletzt auch Syskoplan (minus 22 Prozent auf 40,1 Millionen Euro), Novasoft (minus 15 Prozent auf 61,4 Millionen Euro), Itelligence (minus 11 Prozent auf 151 Millionen Euro) und Realtech (minus drei Prozent auf 55,3 Millionen Euro). Nun konzentriert sich die gesamte Hoffnung der SAP-Partner auf eine Besserung im laufenden Jahr. "Wir erwarten noch nicht in der ersten, wohl aber in der zweiten Jahreshälfte eine spürbare Verbesserung, denn das Projektgeschäft folgt dem Lizenzgeschäft mit einer Verzögerung von sechs bis zwölf Monaten", zeigte Novasoft-Manager Konrad Zuversicht.

Mit ihrer Prognose, das Lizenzgeschäft werde im laufenden Jahr um zehn Prozent zulegen, schürt die SAP die Hoffnung der Servicepartner auf eine Wende, doch RAAD-Experte Niehörster rät zur Vorsicht. "Die addierten IT-Budgets aller SAP-Kunden in Deutschland werden 2004 leicht unter dem Niveau von 2003 liegen", schätzt er. "Wir sehen noch keine grundlegende Besserung." Das größte Problem der Branche ist der anhaltende Preiskampf, in den fast alle Anbieter in den vergangenen Jahren eingestiegen sind. Zudem haben auch die Anwenderunternehmen in der Krise hinzugelernt und beziehen mittlerweile IT-Services über den zentralen Einkauf - auch darunter leiden die Preise und Margen der IT-Dienstleister.