Fragen und Antworten zur Virtualisierungssoftware Xen

06.12.2006
Von 
Andrej Radonic ist Experte für Virtualisierung, Cloud-Technologien und Open Source Anwendungen. Der Fachbuchautor ist Vorstand der interSales AG und entwickelt für mittelständische Unternehmen anspruchsvolle E-Commerce Lösungen.

Ist Xen bereit für den produktiven Einsatz im Rechenzentrum?

Der Xen-Hypervisor ist sehr stabil, die ersten revolutionären Entwicklungssprünge sind einer eher evolutionären Weiterentwicklung gewichen. Xen wird bereits in vielen Umgebungen und Projekten produktiv eingesetzt. Die Linux-Hersteller Novell und Red Hat bieten Support für Xen-Installationen, Sun plant dies für Solaris ab 2007. Damit ist der Boden für den Rechenzentrumseinsatz geebnet. Gleichwohl existieren durchaus auch Meinungen, wonach Xen für den Highend-Einsatz zum Beispiel bei Banken noch nicht geeignet sei. Als Gründe werden Lücken im Sicherheitsmodell und fehlende Erfahrungen im Langzeiteinsatz angeführt. Die von Red Hat im vergangenen Sommer dahingehend öffentlich geäußerten Bedenken sind dabei jedoch eher als PR-Gag zu werten, der zum Ziel hatte, Novell zu diskreditieren, da die SUSE-Company als erste ihr Enterprise-Flaggschiff mit Xen auf den Markt brachte.

Wie lässt sich Xen in vorhandene IT-Umgebungen integrieren?

Xen ist durch seine Multiplattformfähig­keit sehr integrationsfreudig. Insbesondere unterstützt es eine Fülle von Speichertechnologien von NFS über SAN bis hin zu Infiniband, um Gastsysteme zentralisiert verwalten zu können. Auch können vorhandene Clustering- und Failover-Funktionalitäten auf Xen-Umgebungen angewendet werden, um einen sicheren Betrieb zu gewährleisten.

Wie ist es um das System-Management bestellt, besonders bei größeren Installationen?

Die Hersteller von Enterprise-Betriebssystemen, allen voran Red Hat, Novell (siehe: "Novell will Virtualisierung verwalten") und Sun, sind dabei, Xen nach und nach nahtlos in die vorhandenen Systems-Management-Tools zu integrieren. Damit wird sich aus Sicht des Administrators eine virtuelle Xen-Maschine wie ein normaler Server verhalten – jedoch erweitert um alle Vorteile der Virtualisierung (dynamische Provisionierung, klonen, Rollback usw.).

Während Xen neben ausgefeilten Monitoring-Tools sowie einer XML-RPC Schnittstelle keine verteilten Management-Komponenten mitbringt, arbeitet das Xen-Entwicklerteam an einer Schnittstelle (CIM = Common Information Model) nach DMTF-Standard, welche die Integration in Management-Tools deutlich erleichtern und beschleunigen wird.

Daneben bieten inzwischen eine Reihe von Drittanbietern umfassende Xen-Management-Suiten in unterschiedlichen Ausprägungen an. Virtual Iron und Xen Enterprise liefern Software, welche den Administrator vom Setup bis hin zum Verwalten kompletter Umgebungen unterstützt. Pakete wie "OpenQRM" (Open-Source) oder "Cassatt XVM" gestatten das Management heterogener Virtualisierungsumgebungen auf Basis von Xen und VMware.