Freiberufler in der IT

Flexible Hilfe von außen

02.12.2004
Von 
Ina Hönicke ist freie Journalistin in München.

Alle Aufgaben, die Einmalcharakter haben und weder weitere Wartungsaktivitäten noch die Kommunikation mit den Fachbereichen erfordern, werden bei dem Unternehmen von Freelancern erledigt. Dafür hat der IT-Verantwortliche fünf Prozent des Personalkostenbudgets der Abteilung Systementwicklung als variable Kosten (EDV Beratung) eingeplant. Horn: „Der Einsatz von Freiberuflern ermöglicht zudem einen gewissen Vergleichsmaßstab zu den Festangestellten. Das betrifft sowohl Stundensatz und Qualität als auch Flexibilität und Schnelligkeit.“ Bei den Externen interessiere kein Gleitzeit- oder Überstundenkonto. Somit könne er in bestimmten Fällen auch bei kurzfristigen Anforderungen der Fachbereiche schnell reagieren.

Für Horn ist vor allem die Integration der Externen wichtig. Allerdings würden dabei so gut wie keine Unstimmigkeiten auftreten: „Die internen Kollegen sind froh, dass sie entlastet werden - und nicht so viele Überstunden machen müssen.“ Von den Freelancern indes wird verlangt, dass sie sich an die Normen des Unternehmens halten. Horn: „Passt sich ein Externer nicht an, erhält er einfach keinen Folgeauftrag mehr.“ Diejenigen indes, mit denen man gute Erfahrungen gemacht habe, würden auf jeden Fall beim nächsten Mal wieder berücksichtigt. Der IT-Experte: „Schließlich spart es ziemlich viel Zeit, wenn jemand nicht von Null an eingearbeitet werden muss.“ Aus diesem Grund hält er auch den Kontakt aufrecht. Insgesamt hat sich - so Horn - die Qualität der Freiberufler in den vergangenen zwei Jahren verbessert. Gesteuert wird der Einsatz der Freiberufler bei Amann vom verantwortlichen Projektleiter aus der Systementwicklung beziehungsweise von dem Verantwortlichen, in dessen Aufgabengebiet der Externe arbeitet.

Auftraggeber Horn demonstriert anhand eines Beispiels den Nutzen eines Freiberufler-Einsatzes. Bei der Einführung eines Lagerverwaltungssystems (LVS) für die Vertriebslogistik, das unterlagert zu SAP R/3 läuft, musste für die Paketzuteilung eine eigene Funktionalität entwickelt werden. Dazu war es erforderlich, Daten aus den SD-Aufträgen sowie den Artikelstammdaten zu benutzen. Diese Daten wurden mit Hilfe eigenkonzipierter Algorithmen verarbeitet, um für die Kommissionierung automatisch generierte Kommissionier- beziehungsweise Verpackungsvorschläge zu erzeugen.

Einsatzbereitschaft steckt an

Horn: „Da es im Unternehmen niemanden gab, der in einer SAP-Umgebung mit Hilfe von ABAP eine umfangreiche Verarbeitungslogik realisieren konnte, haben wir auf einen Freelancer zurückgegriffen.“ Aufgrund seiner Erfahrungen steht für Horn fest, dass der Einsatz von Freiberuflern sich unter bestimmten Voraussetzungen lohnt. Last, but not least sieht Horn noch einen Vorteil: „Wenn die festangestellten Kollegen hören, wie lange die Freelancer täglich arbeiten, wie oft sie zwischen den verschiedenen Kunden hin- und herpendeln müssen, besinnt sich so mancher darauf, wie gut er es hier hat.“

Ein ganz anderer Grund, nämlich mangelnde Mitarbeiterakzeptanz, brachte Dirk Wolf, IT-Leiter bei der Skriptura Dialog Systeme GmbH in Hannover, dazu, einen IT-Freiberufler einzusetzen: „Als wir das letzte Mal Controlling-Instrumente einführen wollten, sind wir an der fehlenden Akzeptanz der eigenen Leute gescheitert.“ Die Kollegen hätten sich durch die um ein Controlling-System erweiterte Software kontrolliert gefühlt. Der Geschäftsleitung sei es trotz diverser Informationen und Diskussionen nicht gelungen, diese Befürchtungen außer Kraft zu setzen. Jetzt versucht das Unternehmen, das sich Händler-Mailings und Dialog-Marketing aufs Panier geschrieben hat, das ganze Projekt ein zweites Mal durchzuziehen. Das ERP-System Navision soll helfen, die Kosten des Unternehmens transparent zu machen. Wolf: „Um nicht ein zweites Mal zu scheitern, haben wir uns für das Projekt einen Externen ins Haus geholt.“ Dabei machte Wolf die Erfahrung: „Ein Außenstehender kann in einem solchen Fall Wunder wirken. Das Akzeptanzproblem ist vom Tisch.“