Firmengründung in der neuen New Economy

01.02.2002
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Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.

Etwas konkreter wird Kawasaki, wenn es um Tipps für Startups geht, trotz der bereits aufgeführten Schwierigkeiten an Fördermittel zu kommen: Derzeit habe ein junges Unternehmen kaum Chancen, an Venture-Capital zu kommen, wenn es noch keine Profite schreibt oder mindestens Jahresumsatz von zwei bis drei Millionen Dollar vorweisen kann, meint er. Ausnahmen gäbe es höchstens bei einem Großkunden im Portfolio. Da die VC-Branche nun sehr konservativ geworden sei, ist es hilfreich, von Bekannten oder Freunden vorgestellt zu werden. Außerdem sollte man eifrig bemüht sein, altes Beteiligungswirrwarr an der Firma aufzuräumen und klaren Tisch machen.

Die Risikokapitalgeber hätten mittlerweile auch starke Bedenken, wenn junge Gründer keine Investoren vor Ort suchen: Wenn ein Startup keinen Kapitalgeber in der eigenen Stadt findet, muss an der Geschäftsidee oder dem Businessplan etwas faul sein.

Ein weiterer - auf den ersten Blick - sexistisch anmutender Tipp des Garage-CEOs: Um eine Chance zu haben, müsse das vorgestellte Geschäftsmodell auch für eine Frau verständlich sein. So sei es in der DNA des Mannes verwurzelt, Konkurrenten zu bekämpfen und zu vernichten. Ein Unternehmen werde primär gegründet, um ein anderes vom Markt zu fegen. Ob das Geschäftsmodell jedoch noch andere Vorteile aufweisen könne, erkennt nur eine Frau, erklärt Kawasaki. Ganz anders verhalte es sich mit der dahinterliegenden Technik: Wenn die VCs eine Technologie verstehen, ist sie bereits nicht mehr förderungswürdig!

Trotz aktuell offensichtlich dringend erforderlicher Erklärungsnöte und dem geforderten finanziellen Exhibitionismus sollte sich ein Gründer kurz fassen: Eine Seite E-Mail zur Kurzvorstellung, ein 20-seitiger Businessplan und bei einem Termin vor Ort eine 20-seitige Powerpoint-Präsentation. Bei einem Slide pro Minute verbleiben so noch 40 Minuten, um über die Finanzierung zu diskutieren. Außerdem sei es nicht unbedingt negativ, zu gestehen, dass es im angestrebten Markt bereits Konkurrenz gibt. Im Gegenteil: Wer nicht zugibt, dass es Wettbewerb im anvisierten Segment gibt, hat laut Kawasaki kaum Chancen. Eine mögliche Schlussfolgerung der VCs wäre etwa, dass der aufgezeichnete Markt gar nicht existiert. Im schlimmsten Fall denken die Investoren, dass die Gründer schlichtweg nicht einmal in der Lage sind, zu recherchieren.

Kommt es zu einer Finanzierung, sollten die Gründer alles nehmen, was sie angeboten gekommen: die Vergangenheit beweise, dass bislang nur selten eine Firma an zuviel Geld zugrunde gegangen sei. Aber auch Bescheidenheit habe seine Vorteile, meint der Garage-CEO: Kalkuliert ein junges Unternehmen mit einem geringeren Finanzbedarf, als es eigentlich benötigt, habe es im Falle einer Pleite immer eine gute Ausrede. Außerdem seien die Newcomer dadurch von Anfang an gezwungen, mit dem Geld hauszuhalten.

Guy Kawasakis Top-ten-Lügen von Gründern

1. Unsere Vorstellungen sind sehr konservativ.

2. Laut Prognosen von Jupiter wird unser Markt bis 2003 auf 50 Milliarden Dollar anwachsen.

3. Amazon.com wird unseren Vertrag in der nächsten Woche unterzeichen.

4. Wichtige Mitarbeiter wollen einsteigen, sobald wir Fördergelder erhalten.

5. Wir haben den First-Mover-Vorteil.

6. Andere VCs haben bereits ihr Interesse bekundet.

7. Oracle ist zu langsam, um eine Bedrohung für uns zu sein.

8. Wir sind froh, dass die Dotcom-Blase geplatzt ist.

9. Unsere Patente machen unserer Geschäft unangreifbar.

10. Uns reicht ein Prozent vom Markt.

Die Lügen der VCs würde laut Kawasaki den Rahmen einer Top-Ten-Auflistung sprengen.