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Fehlertolerant und fordernd

13.02.2003
Von Rainer Janßen
Rainer Janßen (49) leitet seit 1997 die IT der größten Rückver-sicherungsgesellschaft der Welt. Ihm untersteht etwa ein Zehntel der gesamten Belegschaft der Münchener Rück.

Als Group Information Executive der Münchener-Rück-Gruppe ist er für Entwicklung und Umsetzung der globalen Informationsstrategie des Unternehmens verantwortlich - also auch dafür, dass ein Bruttoprämienaufkommen von geschätzten 25 Milliarden Euro in diesem Jahr informationstechnisch reibungslos verarbeitet werden kann. Doch es geht ihm um mehr: Janßen setzt auf eine Unternehmenskultur, in der Know-how, Wissen und Information als entscheidende Wettbewerbsfaktoren überall dort verfügbar sind, wo sie aktuell gebraucht werden. Dabei ist dem Chef von 580 Mitarbeitern Spreadsheet-Management zuwider: Der Spruch „What you can’t measure, you can’t manage“ ist für ihn Ausdruck mangelnder Sachkompetenz und Führungsschwäche. Seinen eigenen Führungsstil beschreibt er als „offen, gelassen, fehlertolerant - und ziemlich fordernd“.

Erfolgreich war Janßen damit auch schon in leitenden Positionen bei IBM. 1984 begann der promovierte Mathematiker und Informatiker seine Laufbahn am Wissenschaftlichen Zentrum von Big Blue in Heidelberg, wo er zunächst den Bereich Wissenschaftliches Rechnen und Supercomputing aufbaute, ehe er 1993 die Leitung des European Networking Center übernahm, das sich mit Forschung, Entwicklung und Kundenprojekten rund um das Internet beschäftigte. Doch der Blick zurück offenbart nicht nur Höhepunkte. Anfang der 90er Jahre etwa musste Janßen erleben, wie es ist, in einem Unternehmen zu arbeiten, in dem jeder weiß, dass man ein fundamentales Problem hat, in dem das Management sich aber nicht zum Handeln durchringen kann. Eine Erfahrung, die er nicht mehr machen möchte.

Interesse am Wissenstransfer 

Positiv beeindruckt hat den überzeugten Förderer des Transfers zwischen universitärer Forschung und wirtschaftlicher Praxis in all den Jahren immer wieder die Entwicklung von Rechnerleistung, Speicherdichte und Kommunikationsbandbreite. Ausgesprochen ärgerlich findet er hingegen, „dass Softwareentwicklung immer noch keine Ingenieursdisziplin ist und die Zahl der Features der wesentliche Qualitätsmaßstab zu sein scheint“. Privat widmet sich Janßen, verheiratet und Vater von drei Kindern, gerne seinen Hobbys: Rennrad fahren, Rockmusik hören und Lesen. Bücher wie Sebastian Haffners „Historische Variationen“ oder Tom Robbins’ „Völker dieser Welt, relaxt“ haben es ihm angetan. Aber auch im Gesprächen mit seiner Frau oder mit Freunden kann er so richtig entspannen.