Hersteller soll 100000 Euro an Compass zurückzahlen

Exact Software verliert Prozess gegen Beratungshaus

14.03.2003
MÜNCHEN (fn) - Ein gescheitertes Softwareprojekt des Beratungshauses Compass aus Düsseldorf landete vor Gericht. Die Firma hat eine Rückzahlung von Ausgaben für Softwarelizenzen und Beratungsleistung gegen den Hersteller Exact Software erstritten. Dieser hat signalisiert, die gerichtlich festgesetzten rund 100000 Euro zu zahlen.

Das Beratungshaus Compass hat einen Rechtsstreit mit dem Softwareanbieter Exact Software aus Hamburg vor dem Landgericht Düsseldorf gewonnen. Nach jahrelangem Gerangel um nicht gelieferte Softwaremodule gab die Justiz dem Consulting-Unternehmen Recht und verurteilte Exact Software sowie die am Projekt beteiligte Firma TF-Computersysteme zur Rückzahlung von rund 100 000 Euro beziehungsweise etwa 23 000 Euro (Aktenzeichen 35 O 73/2000).

"Der Urteilsspruch ist aus unserer Sicht nicht nachvollziehbar", kommentierte Exact-Chef Thomas Lünenborg den Richterspruch zunächst. Man habe daher Berufung eingelegt und gehe von einem anders lautenden Urteil in der nächsten Instanz aus. Daraus wird wohl nichts, denn mittlerweile signalisierte das Softwarehaus, die Summe zu zahlen. Die niederländische Muttergesellschaft hatte darauf gedrängt, das Problem aus der Welt zu schaffen.

Begonnen hatte der Ärger, nachdem Compass die Generalunternehmerschaft für ein Softwareprojekt bei einem Kunden aus Essen übernommen hatte. Das Projekt war ursprünglich von Exact und TF-Computersysteme akquiriert worden. Compass sollte als Partnerunternehmen von Exact unter anderem die ERP-Module "Fibu" (Finanzbuchhaltung) und "Mawi" (Materialwirtschaft) einführen. Hierzu erwarb das Systemhaus die Lösungen in der Version "Exact für Windows 2.0" im Oktober 1997. Allerdings wurde die Software nach Darstellung von Compass nur in Teilen geliefert. Gleichwohl stellte Exact der Firma Compass den gesamten Programmumfang in Rechnung mit dem Hinweis, die restlichen Funktionsbausteine würden nachgereicht, was trotz mehrmaliger Aufforderung nicht geschah. Zudem beklagte sich Compass über die Instabilität der gelieferten Module. "Exact hat bezüglich der Softwarefunktionen seines ERP-Systems unwahre Aussagen getroffen", so Compass-Geschäftsführer Martin Menzeratz gegenüber der COMPUTERWOCHE.

Die ebenfalls verurteilte TF-Computersysteme war nach Ansicht des Gerichts nicht in der Lage gewesen, eine vertraglich zugesicherte ODBC-Schnittstelle zu liefern, um die Exact-Programme mit dem Standardsoftwarepaket "Insoft Professional" zu koppeln.

Mit einer halben Lösung wollte sich der Auftraggeber von Compass, der nicht genannt werden möchte, aber nicht begnügen. Ein Rechtsstreit mit dem Beratungshaus endete in einem Vergleich über rund 117000 Euro. Der Generalunternehmer seinerseits verklagte daraufhin Exact und TF-Computersysteme - erfolgreich. Nach Ansicht des Landgerichts "besteht kein Zweifel, dass die Beklagten ihren vertraglichen Verpflichtungen nicht nachgekommen sind".

Wie die CW-Schwesterzeitschrift "Computer Partner" berichtet, steht Exact Software ein weiterer Rechtsstreit mit dem Softwarehändler Headworkx aus Hamburg bevor.