EU will Roaming-Preise um bis zu 70 Prozent drücken

12.07.2006

Ein Dorn im Auge sind der EU-Kommission seit längerem überhöhte Roaming-Gebühren, die die Mobilfunkbetreiber für die Durchleitung von Telefonaten von anderen Netzbetreibern kassieren. Laut Schätzungen der europäischen Mobilfunknetzbetreiber hat das Roaming einen Marktwert von 8,5 Milliarden Euro. Die Roaming-Kosten, die in der EU schwanken und in einigen Staaten sehr hoch sind, muss weitgehend der Kunde tragen. Beispielsweise zahlt ein Finne für ein vierminütiges Gespräch nach Hause in Schweden 0,20 Euro. Für einen Malteser in Lettland kostet der Anruf nach Hause hingegen 13,05 Euro.

Barroso kritisiert nationale Aufsichten

"Der Binnenmarkt ist erster Linie für den Verbraucher da", sagte Barroso. "Mit unseren Vorschlägen werden sie fairer behandelt." Da die nationalen Aufsichtsbehörden über Jahre hinweg "zu wenig und zu spät" etwas getan hätten, müsse nun die Kommission den Wettbewerb über die Grenzen hinweg garantieren. "Aber wir greifen nicht in einen Markt ein, sondern wir schaffen einen." Barroso sagte, vor allem für kleine und mittlere Unternehmen seien die so genannten Roamingkosten eine Last. 110 Millionen Teilnehmer seien Geschäftskunden.

Reding erläuterte, die Kommission wolle die Großhandelspreise, also die Preise zwischen den Unternehmen, deckeln. Mobilfunk-Anbieter sollen künftig auf den Großkundenpreis höchstens 30 Prozent aufschlagen und dem Kunden berechnen können. "Dies ist die Spanne, die Betreiber üblicherweise bei inländischen Gesprächen vorsehen können." Dieser "Deckel" dürfte vom Tag des Inkrafttretens der Verordnung für eingehende Gespräche im Ausland nicht überschritten werden. Bei ausgehenden Telefonaten hätten die Unternehmen in einer Übergangsphase von sechs Monaten Zeit, um sich auf die neuen Regeln einzustellen.