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EU: Informatiker soll Microsoft auf die Finger schauen

05.10.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der britische Computerwissenschaftler Neil Barrett soll im Auftrag der Europäischen Kommission überwachen, ob sich Microsoft an die Bestimmungen hält, die gegen den Konzern verhängt wurden. Wettbewerbskommisarin Neelie Kroes informierte Konzernchef Steve Ballmer am heutigen Mittwoch persönlich in Brüssel über die Entscheidung.

Barrett, der einen Doktortitel in Mathematik und Informatik besitzt, ist ein Experte für IT-Security und das Unix-Betriebssystem. Wie die Kartellhüter bekannt gaben, weist der Informatik-Professor die erforderliche Unabhängigkeit und Qualifikation auf, um als technischer Berater im Fall Microsoft zu fungieren. In Zweifelsfällen habe er die Möglichkeit, zusätzliche Experten hinzuzuziehen.

Die Wettbewerbshüter hatten vor knapp 18 Monaten festgestellt, dass die Gates-Company ihre Dominanz im Softwaremarkt missbrauche. Eine Strafe von 497 Millionen Euro wurde verhängt. Gleichzeitig verurteilten die EU-Beamten den Konzern dazu, eine Version seines Windows-Betriebssystems ohne Mediaplayer anzubieten und Konkurrenten Informationen zu seinen Schnittstellen bereitzustellen.

Barretts Aufgabe wird es sein, zu kontrollieren, ob Microsoft diesen Forderungen in ausreichendem Maße nachkommt, erklärte die Behörde. Im Fall der geforderten Offenlegung der Kommunikationsschnittstellen werde der Experte etwa prüfen, ob die präsentierten Protokolle vollständig und korrekt seien. Außerdem könne Barrett einschätzen, ob Wettbewerbungen in ausreichendem Umfang und unter fairen Bedingungen Einsicht in Microsoft Programmcode bekämen.

EU-Wettbewerbskommissarin Kroes nannte die Gespräche mit dem Microsoft-Chef "konstruktiv". Sie und Ballmer würden sich von nun an regelmäßig treffen, nicht zur zu bestimmten Anlässen. Die Kommission werde Microsoft dazu drängen, die Auflagen zu erfüllen, erklärte Kroes weiter: "Ich rechne damit, dass wir die Beurteilung in Kürze abschließen können und Microsoft der Entscheidung vollständig zustimmt." (mb)