Erstes Yahoo-Opfer in der Microsoft-Spitze

28.07.2008
Von Wolfgang Sommergut 
Nach dem Weggang von Kevin Johnson und der Umstrukturierung beim Online-Business kursieren Gerüchte über die Gründe für die Neuorganisation.

Letzte Woche gab Microsoft bekannt, dass der bisherige President der Platforms & Services Division, Kevin Johnson, den Softwarekonzern verlassen werde. Zuvor hatte Steve Ballmer in einer internen Mail die eigenen Mitarbeiter über den Weggang des Topmanagers informiert. Das Memo gelangte nach außen und wurde auf verschiedenen News-Sites veröffentlicht.

Auffällig an dem umfangreichen Schreiben war, dass der Microsoft-Boss zu zahlreichen Aktivitäten und Plänen der Firma Stellung nahm und die personelle Änderung erst nach etwa einem Dutzend Absätzen ansprach. Allgemein wurde dieses Vorgehen als Versuch gewertet, das Ereignis in seiner Bedeutung herunterzuspielen.

Immerhin verliert das Unternehmen damit innerhalb eines Jahres den zweiten Manager aus der Ebene direkt unterhalb von Steve Ballmer, die bisher aus drei Presidents für die Hauptabteilungen des Konzerns bestand. Anfang 2008 hatte der Leiter der Business-Division, Jeff Raikes, Microsoft verlassen.

Johnson galt innerhalb des Unternehmens als wichtigster Befürworter der Yahoo-Übernahme. Einige Beobachter sehen nun einen Zusammenhang zwischen der gescheiterten Akquisition des Web-Portals und dem Ausscheiden des Topmanagers. Dieser wechselt als CEO zum Netzausstatter Juniper Networks. Dort beschränkt sich der bisherige CEO Scott Kriens auf die Aufgabe als Chairman und kümmert sich um strategische Belange, während Johnson für Entwicklung und Vertrieb zuständig sein soll.

Nach dem Abgang von Johnson möchte Ballmer dessen Position nicht einfach neu besetzen, sonder reagierte mit einer Neuorganisation dieses Unternehmensbereichs. Er wird zukünftig zweigeteilt, wobei die Abteilung für Windows und Windows Live von einem Triumvirat geleitet werden soll, das direkt Ballmer unterstellt ist.

Die Online-Abteilung wird aus der bisherigen Johnson-Zuständigkeit ausgegliedert und erhält einen neuen Leiter, den das Unternehmen erst noch benennen will. Dies lässt sich als Zeichen dafür werten, dass Steve Ballmer mit der Entwicklung des Online-Business nicht zufrieden ist und hofft, dass ein Manager mit diesem Aufgabenschwerpunkt erfolgreicher sein kann als ein President für das gesamte Plattformgeschäft. Im abgelaufenen Quartal hatte der Online-Sektor bei einem Umsatz von 838 Millionen Dollar ein Defizit von beinahe einer halben Milliarde Dollar verursacht.