Sparen mit gebrauchten Geräten

Erste Wahl aus zweiter Hand

11.09.2003
Von Katharina Friedmann

Einen regelrechten Secondhand- Boom sehen Kenner der deutschen Unternehmenslandschaft allerdings noch nicht. So bestätigt Dieter Sinn, Managing Partner bei dem Münchner Beratungsunternehmen Sinn-Consulting, zwar das wachsende Angebot an Geräten aus zweiter Hand, eine steigende Nachfrage von Seiten größerer Firmen hat der Consultant jedoch nicht ausmachen können. „Die Unternehmen sitzen ja selbst auf großen Beständen älterer Hardware“, erklärt Sinn. Die firmeneigenen Pools an nicht mehr brandaktueller IT, so der Berater, setzen sich aus „Boom-Zeit-Resten“, also durch den Abbau von Personal und den Rückzug aus Installationen und Standorten brach liegendem Equipment sowie Überbeständen von Firmenübernahmen oder -pleiten zusammen.

Beschaffungsprozess ist teuer

Auch nach Meinung von Henrik Klagges, Managing-Partner des Beratungsunternehmens TNG Technology Consulting, besteht hier derzeit noch kein wirklicher Trend. „Selbst wenn ein Gebraucht-PC nur 150 Euro kostet, wird der Beschaffungsprozess so teuer, dass man lieber ,echte neue‘ Geräte kaufen sollte“, gibt der Consultant zu bedenken. Schließlich seien neue Desktops inklusive Garantie bereits für 300 bis 500 Euro zu haben. Anders verhält es sich nach Ansicht von Klagges mit dem Erwerb gebrauchter Komponenten aus dem Rechenzentrum. Gegen den Kauf etwa eines Cisco-Routers für 20 bis 25 Prozent des aktuellen Neupreises sei nichts einzuwenden.

Dennoch dürfte das immer attraktivere Angebot im Secondhand-Markt das Interesse an Hardware aus zweiter Hand weiter steigern. Schließlich handelt es sich dabei um nahezu neuwertiger Assets, freigesetzt etwa - wie von Berater Sinn erwähnt - durch Insolvenzen, Massenentlassungen und Fusionen. Darüber hinaus kommt die sich wandelnde Grundhaltung der Unternehmen dem Geschäft mit der Gebraucht- IT entgegen: War bislang das Beste und Aktuellste gerade gut genug, orientiert sich die Kaufentscheidung heute angesichts der anhaltend knappen IT-Budgets eher an der für die jeweilige Zielanwendung erforderlichen Leistung.

Der Autovermieter Sixt beispielsweise achtet bei der Auswahl seiner Server durchaus auf die Aktualität des Modells, die jeweils jüngste Prozessorgeneration muss es hingegen nicht sein. „Die zweitschnellste ist genauso gut“, lautet die Devise des Unternehmens. Das auf diese Weise gesparte Geld könne man in andere Projekte stecken.