Entwickler tragen den Apple-Erfolg

28.01.2010
Von 
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.

Vielleicht gehören Sie auch zu den eher nüchternen Zeitgenossen, die mit der allgemeinen iPad-Hysterie nicht so viel anfangen können. Überspitzt gesagt, handelt es sich um einen überdimensionierten iPod touch, auf dem die meisten iPhone-Apps in mehr oder weniger guter Qualität laufen werden. Schickes Design, die einzigartige Usability und der hohe Coolness-Faktor garantieren den Erfolg. Erstaunlich ist, dass das Tablet in den USA in der billigsten Ausführung weniger als 500 Dollar kostet - Steve Jobs selbst hatte Geräte dieser Preisklasse vor nicht allzu langer Zeit als "Müll" bezeichnet.

Aber erstens bietet das iPad keine allzu aufwendige Hardware und zweitens wurde es geschaffen, um für Apple neue Geschäftsfelder im Massenmarkt zu erobern. Nutzer sollen sich elektronische Bücher, Musik, Videos und Applikationen herunterladen - natürlich gegen Bares.

Ganz interessant, aber für Business-Leute kein wichtiges Thema, könnte man meinen. Aber das ist falsch. Der Consumerization-Trend wird dazu führen, dass Mitarbeiter auch ihr iPad in die Unternehmens-IT einschleusen werden. Dass nahezu alle iPhone-Anwendungen auf dem neuen Gerät laufen, unterstützt diese Entwicklung. Denn es gibt unter den rund 140 000 verfügbaren Apps schon jede Menge Business-Programme. T-Systems etwa zeigt auf der CeBIT gemeinsam mit Sybase und SAP eine Lösung, die es Anwendern erlaubt, SAPs CRM-Lösung vom iPhone - und iPad? - aus zu bedienen. So wie sich das iPhone die Sakkotaschen vieler Manager erobert hat, so dürfte sich das rund 700 Gramm schwere iPad in die Aktentaschen schleichen.

Apples großer Trumpf ist die Loyalität der weltweiten Entwickler-Community. Kurz bevor das iPad herauskam, hat die Appcelerator Inc., ein Anbieter von Entwicklungs-Tools, die Developer-Community befragt. Von 550 Entwicklern sagten 90 Prozent, sie würden sich das SDK schnellstmöglich besorgen und mindestens eine Tablet-Anwendung herausbringen. Noch bevor das Gerät verfügbar war, bezeichneten es 58 Prozent bereits als ihre "bevorzugte Entwicklungsplattform". Nur iPhone (86 Prozent) und Android (68 Prozent) kamen besser weg. Die Programmierer werden das iPad als neue Spielwiese nutzen, lassen sich hier doch die Entwicklungserfahrungen der Mobile- und der Desktop-Welt wunderbar zusammenführen.