Web 2.0-Business

Entrepreneur für iPhone-Akkus

19.04.2010
Von pte pte
Wie man im Web-2.0-Zeitalter mit einer guten Idee auch ohne Startkapital ein florierendes Geschäft aufbauen kann, beweist der niederländische Akkuhersteller 3GJuice.

"Ich war mit der Akkuleistung meines ersten iPhones sehr unzufrieden. Nach einigen negativen Postings auf LinkedIn meldete sich ein Batteriehersteller mit einer Lösung bei mir, ich entwickelte die Idee weiter, und so kam die Sache ins Rollen", erzählt 3GJuice-Gründer und CEO Henk van Ess im pressetext-Interview. Die von dem Business-Abenteurer mithilfe eines chinesischen Erzeugers auf den Markt gebrachten iPhone-Zusatzakkus wurden innerhalb kürzester Zeit zum Verkaufsschlager. Während das erste 3GJuice-Modell gerade einmal in einer 300-fachen Ausfertigung produziert wurde, setzt das Unternehmen nun monatlich bereits über 1.000 Spezial-Akkus ab.

Neben zwei kabellosen Zusatzakkus für iPhone- und iPod ("DeLuxe" und "Just in case") hat das Unternehmen auch einen externen Akku für Macbooks sowie einen leistungsstarken Universalakku ("Major Mojo") im Programm. Der Vertrieb erfolgt in erster Linie über Amazon und einige Apple-Zweigstellen.

Henk van Ess, Gründer von 3GJuice - aus Frust.
Henk van Ess, Gründer von 3GJuice - aus Frust.
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Seinen unerwarteten Geschäftserfolg führt der in erster Linie als Medienberater und Journalist tätige Niederländer auf das Internet und seine sozialen Netze zurück. "Business 2.0 bedeutet für mich, dass Konsumenten die Sache selbst in die Hand nehmen, wenn sie mit einer gewissen Entwicklung auf dem Markt nicht zufrieden sind", so van Ess. "Mit dem Akku-Problem beim iPhone stand ich ja nicht allein da. Die Hilfsbereitschaft von wildfremden Menschen bei der Umsetzung des 3GJuice-Projekts hat mich aber dennoch sehr überrascht."

Über die diversen Netzwerke wie LinkedIn, Twitter oder Facebook holte sich van Ess nicht nur die notwendigen Recherchetipps und Hinweise, wie ein optimaler iPhone-Zusatzakku konzipiert sein soll. Vielmehr konnte van Ess auf diese Weise auch 300 Käufer soweit von seinem Konzept überzeugen, dass sie durch ihre Vorbestellung die Produktion der ersten Akku-Tranche finanzierten. Aber nicht nur das: Für die Firmenlogo-Gestaltung gewann der Niederländer so den international tätigen Grafikdesigner Demian Rosenblatt.

Weitere Social-Networks-Kontakte steuerten Promotion-Videoclips oder auch das Handbuch kostenlos bei. Als Gegenleistung stattete van Ess die Helfer seinerseits mit den begehrten Akkus aus. "Gerade im Internetzeitalter muss man zunächst im Kleinen denken, um mit seiner Geschäftsidee erfolgreich zu sein. Dabei sollte man aber nicht zwanghaft nach einer Nische suchen, sondern natürlicherweise die Nische sein. Leidenschaft für die eigene Sache ist wichtig, ebenso wie die Präsenz in Netzwerken und Social Media", ist van Ess überzeugt.

Für 3GJuice wendet van Ess eigenen Angaben zufolge nur zehn Prozent seiner Arbeitszeit auf. Den persönlichen Kontakt zu Kunden und Entwicklern pflege er aber weiterhin, um auf die Bedürfnisse der User besser reagieren und die eigenen Produkte optimieren zu können. "Die US-Elektronikkette Best Buy hat einmal angerufen und wollte 100.000 Akkus in Auftrag geben. Das Risiko, dass ich dann auf 90.000 Stück sitzen bleibe, war es mir aber nicht wert. Ich will ja nicht Paletten von Akkulieferungen hin- und herschieben, sondern spannende Lösungen entwickeln, die mir selber Freude bereiten. Best Buy hat mich damals für verrückt erklärt, dass ich dieses Angebot ablehne", sagt van Ess.

Untätig bleibt der exotische Unternehmer aber keineswegs. So laufen die Vorbereitungen zu einem Zusatzakku für Apples iPad bereits auf Hochtouren, wie van Ess gegenüber pressetext verrät. "Alle derzeit auf dem Markt befindlichen Lösungen, einschließlich unseres Produktes 3GJuice Major Mojo, brauchen viel zu lange, um das iPad zu laden. Unser geplanter Akku soll das iPad in zwei bis maximal vier Stunden komplett aufladen. Das Design wird gewohnt schlicht und praktisch ausfallen. Aufgrund der Größe des iPads werden wir allerdings um ein Kabel nicht herumkommen", so van Ess. (pte)