Eisiger Herbst für Internet-Startups

18.02.2002
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Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Das Schicksal der 676 VC-finanzierten Startups: In den letzten 18 Monaten scheiterten 21,7 Prozent der Unternehmen, 13,4 Prozent wurden übernommen.    Quelle E-Startup.org
Das Schicksal der 676 VC-finanzierten Startups: In den letzten 18 Monaten scheiterten 21,7 Prozent der Unternehmen, 13,4 Prozent wurden übernommen.    Quelle E-Startup.org

Die Hoffnungen auf eine Rettung nach der Pleite sind begrenzt: Laut EBS konnten nur 22 der insgesamt 138 gescheiterten Unternehmen bislang einen Käufer oder neuen Investor finden, daneben kam es zu zwei Management-Buy-outs. Von weiteren 13 Startups wurden zumindest Teile (Mitarbeiter, Kundenstamm, Assets) übernommen. Die Einverleibung durch ein etabliertes Unternehmen erwies sich dagegen als vergleichsweise sicher: Laut EBS scheiterten nur 16 Prozent der akquirierten Internet-Firmen. Allerdings ist anzunehmen, dass einige missglückte Übernahmen durch Integration und anschließende Auflösung kaschiert wurden.

Als wichtigsten Standort mit 203 VC-finanzierten Internet-E-Commerce-Firmen ermittelte die Hochschule aus Östrich-Winkel die Region München. Nachdem bislang 59 Startups und damit immerhin knapp 30 Prozent von ihnen gescheitert sind, belegte die Isarmetropole auch bei den Insolvenzen und Firmenaufgaben einen Spitzenplatz. In Hamburg mussten bislang 42 von 108 VC-geförderten Internet-Firmen aufgeben (39 Prozent), die Hansestadt liegt damit deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 27 Prozent. Während für die ebenfalls sehr hohe Ausfallrate in Frankfurt (34 Prozent) ein missglücktes Inkubatorenprojekt mitverantwortlich zeichnet, schätzt die EBS, dass die auf Medienunternehmen und Verlage ausgerichteten Hamburger Startups durch den Rückgang der Werbeeinnahmen stärker getroffen wurden als anderswo in Deutschland.

Besser als der Durchschnitt schnitten Berlin (26 Prozent) und Köln (23 Prozent) ab. Nachdem sich die Hoffnung auf eine Erholung des Sektors auch gegen Ende des Jahres nicht erfüllt haben, rechnet die EBS, dass nun auch gut aufgestellte und solide finanzierte Unternehmen durch die anhaltende Marktschwäche, den hohen Wettbewerbsdruck und die Zurückhaltung von Investoren vor ernste Herausforderungen gestellt werden. Eine schnelle Erholung des Sektors ist nicht zu erwarten, da es noch viele andere Unternehmen gibt, die das Break-even noch nicht erreicht haben und keine neuen Investoren finden. Gleichzeitig geraten die Firmen weiter durch Neugründungen und Unternehmen der Old Economy unter Wettbewerbsdruck. Als Innovationsbremse für den Standort Deutschland könnten sich zudem die in den letzten drei bis vier Monaten angestiegenen Pleiten von Spin-offs aus Forschung und Universitäten sowie Anbietern von Basistechnologien erweisen. Die EBS rechnet damit, dass nur eine

konjunkturelle Erholung die Ausfallraten wieder deutlich senken kann. (mb)