Einstieg in den GSM-Handy-Markt Samsung Electronics will nun Telecom-Komplettanbieter sein

11.08.1995

MUENCHEN (gh) - Der in Sachen Telekommunikation bis dato ueberwiegend nur Spezialisten bekannte koreanische Mischkonzern Samsung ist ab sofort auch im Markt fuer Mobilfunkendgeraete praesent. Mit der Vorstellung des neuen GSM-Handys "SGH 100" wollen sich die Asiaten speziell auf dem europaeischen respektive deutschen Telecom-Markt als Komplettanbieter etablieren.

Schon heute sind die Koreaner, mit einem Jahresumsatz von mehr als 100 Milliarden Mark im Geschaeftsjahr 1994 eigenen Angaben zufolge die Nummer 14 der weltweit groessten Unternehmen (Finanz- und Informationswesen, Elektronik, Maschinenbau, Konsumgueter und Dienstleistungen sowie chemische Industrie), keine Nobodies im Telecom- beziehungsweise IT-Geschaeft.

Die ebenfalls weltweit aktive Division Samsung Electronics traegt immerhin rund 25 Prozent zum Gesamtumsatz des 1938 gegruendeten Konzerns bei und hat sich, wie es in offiziellen Verlautbarungen heisst, das bescheidene Ziel gesetzt, zu einem der fuenf fuehrenden Elektronikkonzerne im 21. Jahrhundert zu avancieren. Erreichen will man dies in den Geschaeftsfeldern Audio/Video/Haushalt, Computersysteme und Peripherie, Telekommunikation sowie Speichermedien und Mikroprozessoren - und natuerlich mit Hilfe strategischer Allianzen und Partnerschaften, unter anderem mit General Electric, IBM, Motorola und Hewlett-Packard. Gemaess dieser Firmenphilosophie ist daher auch die schon vor rund zwei Jahren gegruendete, in Sulzbach bei Frankfurt ansaessige Samsung Electronics GmbH angetreten, sich als Komplettanbieter im Bereich Telekommunikation auf dem deutschen Markt zu positionieren.

Die deutsche Samsung-Dependance startete denn auch erfolgversprechend und konnte im Geschaeftsjahr 1994 in den Bereichen Computerperipherie und Telekommunikation 90 Millionen Mark umsetzen. Im laufenden Business-Plan ist die doppelte Summe vorgesehen, und man geht, so Sales- und Marketing-Manager Roberto Blickhan gegenueber der COMPUTERWOCHE, davon aus, dies auch zu erreichen. Der Erfolg der Company im deutschen Telecom-Geschaeft basierte bisher vor allem auf Produkten wie Fernkopierern, Schnurlos-Telefonen und Telefonanlagen. So wurden auf der diesjaehrigen CeBIT neben den bereits im Handel erhaeltlichen Faxgeraeten "SF 2800" und "SF 800" die neue Hybrid-Telefonanlage "SKP 308H" sowie das schnurlose Telefon "topline 300" gezeigt. Zudem sorgen die Koreaner im Faxmarkt seit August 1994 mit einem bis dato branchenunueblichen 48-Stunden-Vor-Ort-Service fuer Aufsehen.

Neben den genannten Bereichen bot sich nun aber, so Blickhan, auch die Aufnahme einer "GSM-Komponente ins Produktportfolio" an. Aufgrund der Bedeutung der Mobilkommunikation sieht man das neue Handy SGH 100 bei Samsung sogar als strategisches Produkt an, mit dem der High-Tech-Konzern in neuen Wachstumsmaerkten Fuss fassen will. Rund 500 Millionen Dollar hat man sich das Abenteuer Mobilfunk allein beim Bau einer neuen Fertigungsstaette in Grossbritannien kosten lassen, um, wie es inoffiziell heisst, das vermeintliche GSM-Guetesiegel "made in Europe" zu erwerben sowie ganz nebenbei auch noch das Problem etwaiger Strafzoelle zu umgehen.

Maximal 15 000 Einheiten des seit Anfang August im autorisierten Fachhandel zu einem Preis von knapp 1300 Mark erhaeltlichen GSM- Handys sollen im ersten Jahr an den Mann beziehungsweise die Frau gebracht werden. Mit dieser doch recht bescheidenen Zielsetzung fokussiere man zunaechst, wie Blickhan betonte, den sogenannten High-end-Customer. Mit dem Durchbruch zum tatsaechlichen Massenmarkt der rein privaten Konsumenten rechnet man bei Samsung erst nach einer weiteren nachhaltigen Preisrunde bei den Gespraechsgebuehren. Unabhaengig davon liebaeugelt man aber auch damit, 1996 mit einem E-Netz-Handy auf den Markt zu kommen.