Weltweites Computernetz für die US-Flotte

EDS erhält Großauftrag von der US-Marine

13.10.2000
MÜNCHEN (CW) - Electronic Data Systems Corp. (EDS) wird im Auftrag der US-Flotte ein weltweites Intranet errichten, das die 300 Stützpunkte der amerikanischen Navy- und Marine-Corps miteinander verbindet. Damit soll der IT-Einsatz der Militäreinrichtungen sicherer und effizienter werden.

Mit einem auf fünf Jahre angelegten Volumen von 6,9 Milliarden Dollar handelt es sich um den größten IT-Auftrag, der in den USA je von staatlicher Stelle vergeben wurde. Er umfasst den Aufbau und Betrieb der gesamten Kommunikationsinfrastruktur der US-Marine - von der Installation neuer Rechner bis zur Integration von Video- und Sprachdiensten. Partner von EDS sind unter anderem Raytheon, Wam Net und Worldcom sowie Cisco, Dell und Microsoft. Die Ausschreibungsregeln sehen jedoch vor, dass rund 40 Prozent des Auftragsvolumens an kleinere Sub-Unternehmen vergeben werden.

Mit dem "Navy-Marine Corps Intranet" (NMCI), dessen Implementierung bis zum Juni 2003 abgeschlossen sein soll, erhalten rund 360 000 Mitarbeiter der US-Marine Zugang zu einem einheitlichen, ATM-basierten Intranet und diversen Datenbanken. Die Navy erhofft sich davon Einsparungen beim Betrieb ihres jetzigen Netzwerks, das nach offiziellen Angaben Kosten von rund 1,6 Milliarden Dollar jährlich verschlingt. Das neue Intranet soll aber auch als Modell für das gesamte Verteidigungsministerium dienen, das rund 200 Netzwerke rund um den Globus unterhält, die zum Großteil nicht miteinander kompatibel sind. Laut Navy-Sekretär Richard Danzig wird das Intranet nicht nur mehr Sicherheit bieten, sondern auch die Zusammenarbeit der einzelnen Militäreinrichtungen fördern. Der Milliarden-Deal ist für EDS eine große Chance. Der Computerdienstleister mit Sitz in Plano, Texas, hatte in den letzten Jahren zunehmend unter schleppenden Verkäufen in Europa und dem Rückgang der Geschäftsbeziehungen zu seinem ehemaligen Mutterkonzern General Motors gelitten. Laut Firmenchef Richard Brown wird sich der Aufbau des Marine-Netzes ab Mitte nächsten Jahres in einem spürbaren Umsatzwachstum niederschlagen.

Analysten reagierten mit Überraschung auf den Zuschlag. Sie hatten den Mitbewerbern Computer Sciences Corp. (CSC) und General Dynamics die größten Chancen gegeben. CSC verfügt über einschlägige Erfahrungen in der Implementierung von Netzwerken dieser Größenordnung, während General Dynamics langjährige Beziehungen zur US-Navy unterhält. Auch IBM hatte sich vergeblich um den Großauftrag bemüht.

Die Anfang der sechziger Jahre von Ross Perot gegründete EDS gilt mit weltweit über 9000 Kunden als zweitgrößter Informationstechnologie-Dienstleister der Welt - nach IBM. Perot, der als unabhängiger Präsidentschaftskandidat Aufsehen erregt hat, hatte seine Anteile an EDS 1984 für mehr als 700 Millionen Dollar an General Motors verkauft. Vor vier Jahren gliederte General Motors das Unternehmen dann als selbständige Gesellschaft aus.